Ein Eupener an der Mosel
der erste Kroth in Briedel
Elmar Kroth/Hermann Dickmann
Wenn es in einer Gegend wie in und um Briedel an der
Mittelmosel eine große Anzahl an Personen eines
Familiennamens gibt, ist man geneigt anzunehmen,
dass es diese Familie „schon immer" in dieser Region
gegeben haben müsse.
In dem nachfolgend beschriebenen Fall ergaben jedoch die Nachforschungen, dass die Familie Kroth
zwar seit annähernd 300 Jahren in Briedel nachweisbar
ist, jedoch der erste Angehörige dieses Namens aus
Eupen stammt und seine Vorfahren dort noch weitere
drei Generationen zuvor nachweisbar sind.
Es steht heute zweifelsfrei fest, dass sämtliche Mitglieder der Familie Kroth in und um Briedel sich von
Amold Krott und seinem einzigen Sohn Johann Peter
Kroth ableiten
Als Johann Peter Kroth als der erste in Briedel geborene Kroth am 30. Juli 1790 im Alter von 77 Jahren verstarb, war aus dem nur rund 14 Jahre andauernden
Intermezzo seines Vaters Amold Krott in Briedel bereits eine stattliche Familie von rund drei Dutzend
Mitgliedern in verschiedenen Familienzweigen entstanden. In den nachfolgenden Generationen bis zum
Jahr 1900 wurden in Briedel insgesamt annähernd 400Kroth geboren, von denen viele auch die Mosel-Region verlassen haben. In der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts wanderten beispielsweise mehrere Familienangehörige nach Brasilien aus oder gründeten
in der Phase der Ruhr-Industrialisierung dort neue Existenzen.
Am 25. November des Jahres 1711 empfing ein gewisser Amold Krott von dem Pfarrer der Gemeinde St. Nikolaus zu Eupen im heutigen Belgien, nur wenige
Kilometer von Aachen entfernt, die Erlaubnis, im fernen Moselland („in Germania") zu heiraten.
Genau elf Tage später trat dann der besagte Arnold Krott in Briedel an der Mosel mit seiner Braut, Maria Margarethe Simonis, vor den Pfarrer der Kirche St. Martin zu Briedel. (1)
Mit Arnold Krott kam der erste Vertreter dieses
Namens - später zumeist etwas weicher als Croth(e)
oder Kroth geschrieben - in die Mittelmoselregion.
Nach Kenntnis der Autoren gehen alle nachweisbaren
Kroth in der Region um Zell auf diesen Mann und seinen einzigen Sohn zurück.
Was hat einenMann um diese Zeit bewogen, in eine
für damalige Verhältnisse weit entfernte Region auszuwandern, und wie ist es ihm dort ergangen?
Möglicherweise ausschlaggebend für eine Auswanderung könnten die heftigen kriegerischen Auseinandersetzungen gewesen sein, von denen allerdings auch das Moselland nicht verschont
blieb.
Nachdem das Land sich nach dem 30-jährigen Krieg
kaum erholt hatte, führte die Außenpolitik Frankreichs
unter dem König Ludwig XIV. zu neuen Auseinandersetzungen. Die jeweiligen Truppen verließen das Land
erst, nachdem viele Häuser abgebrochen waren, das
Vieh geraubt und das Land völlig ruiniert war. Den
Truppen folgte mehrfach die Pest. Schätzungen zufolge verließen 2/3 der Eupener Bevölkerung das Land,
und die Landwirtschaft kam fast völlig zum Erliegen.
Als um 1700 die spanische Königsfamilie ausstarb,
brach um das Erbe, zu dem auch das Eupener Land
gehörte, ein Erbfolgekrieg (1701-1714) aus. Das Herzogtum Limburg wurde von französischen Truppen
besetzt, die einige Jahre später aber wieder von den
Österreichern vertrieben wurden. Die Region war zu
dieser Zeit Tummelplatz für holländische, hessische,
preußische, württembergische, spanische und englische
Truppen. Hierdurch wurde die Region so gründlich
ruiniert, dass der österreichische Befehlshaber von
Eupen sich 1703 gezwungen sah, die Stadt und das
Land von Einquartierungen und anderen Belästigungen der Einwohner freizuhalten.
Erst nach Kriegsende kam die Region unter der 80
Jahre andauernden Herrschaft der Österreicher zur
Ruhe und langsam auch wieder zu Wohlstand. Handel
und Gewerbe, insbesondere das Tuchgewerbe, blühten
auf.
Arnold Krott - so die bevorzugte Schreibweise in seiner Eupener Heimat - war der älteste Spross einer
bedeutenden Familie in Eupen. Er wurde am 21. Juli
1672 als ältester Sohn von Anthon (Thonnis) Krott und
Isabell Michels in Eupen geboren.
Dem Eupener Kirchenbuch (2) ist zu entnehmen, dass
aus der Ehe von Anton Krott und Isabell Michels
außer Arnold noch mindestens fünf weitere Söhne
sowie mindestens eine Tochter hervorgingen Originalschreibweisen des Nachnamens sind angegeben).
Als zweites Kind nach Arnold folgte Johann Krot
(* 17. Dezember 1673) sowie ein weiteres Kind mit
diesem Namen (Johann Kroeten, * 27. September
1676). Es kann vermutet werden, dass der erste Sohn
mit Namen Johann früh verstorben sein wird - vermutlich am 04. April 1674 -, da 1676 erneut ein Sohn auf
den Namen Johann getauft wurde. Als nächstes Kind
wurde Peter Krott am 28. Februar 1680 geboren. Es
folgten danach noch Thonis (Antonius) Kroet (* 11.Oktober 1684), Comellis Krot (* 19. August 1688) und
schließlich Hubertus Krodt (* 04. November 1691).
Gesichert erscheint eine Schwester mit Namen Johanna/Johanneken, die am 18. Juni 1704 Simon Hiesei
heiratete, jedoch bereits am 27. Dezember 1709 verstarb. Das Geburtsdatum von Johanna konnte trotz
intensiver Suche bislang noch nicht gerunden werden.
Wie allein die obige Übersicht über die Geburtseinträge der Kinder von Anton und Isabell Krott zeigt, wurde um 1700 der Name Krott in Eupen in vielfachen
Varianten geschrieben. Dabei kann hervorgehoben
werden, dass zwischen etwa 1600 und 1800 der Name
durchweg Krot. Krott, Krotten, in Einzelfällen auch
Krodt sowie zwischen etwa 1670 und 1700 auch mit„C" als Crot, Crott und Crotten, also stets mit „K"
oder „C" beginnend, geschrieben wurde. Ein Zusam-
menhang mit der ebenfalls in Eupen vorhandenen Schreibweise Groot, Grodt oder Groth konnte nicht
nachgewiesen werden.
Die Briedeler Pfarrer haben den Namen von Arnold
Krott jedoch stets mit „G" geschrieben, ebenfalls in diversen Varianten.
Bemerkenswert ist darüber hinaus, dass Arnold Krott
seinen Namen in Eupen in der Regel mit „tt" schrieb;
nach seiner Rückkehr aus Briedel findet sich jedoch
gelegentlich die noch heute im Moselraum übliche
Schreibweise mit „th", so z.B. auf einem seiner letzten
Schriftstücke, das er von eigener Hand unterzeichnet
hat (3). Auch die Eintragung im Sterberegister vermerkt
den Namen Kroth mit „th".
Die Familie Krott konnte im Staatsarchiv Eupen anhand verfilmter Kirchenbücher, Notariatsakten und
Grundakten, insbesondere des Lathofes Stockein, eindeutig von Anthonis Krott dem Jüngeren noch weitere zwei Generationen über Anthonis Krott den Älte-
ren bis zu Johann Krott ermittelt werden, der 1637 in
Eupen verstarb.
Die Familie Krott hat in Eupen eine Vielzahl von Spuren in den Akten hinterlassen, da sie offenbar beruflich
mit Häusern gehandelt hat. Daher finden sich häufige
notarielle Kaulurkunden, Regelungen zur Ratenzah-
lung von Verbindlichkeiten, aber auch mehrfache Umschuldungen und Pfändungen gegen die Familie Krott.
Wei kam Arnold Krott nach Briedel?
Für den ältesten Sohn einer solch bedeutenden Familie ist es sicherlich ungewöhnlich, die Heimat zu verlassen. Wann Amold Kroth das erste Mal nach Briedel
gekommen ist, und warum er dies tat, ist nicht genau
bekannt.
Es konnte jedoch in den Notariatsakten im Staatsarchiv Eupen ein interessantes Indiz gefunden werden,
das möglicherweise die Art und Weise, wie und warum
Arnold ausgerechnet an die Mosel verschlagen wurde,
erhellt. Folgender Eintrag ist überliefert (sinngemäße
Übersetzung):
Am 12. Februar 1710 erschien ein Jan Crot aus Eupen
vor dem Eupener Notar Dutz, um Klage einzureichen
und Schadensersatz zu fordern. Was war geschehen?
Jan Crot gab an, am 22. des vorherigen Monats nach
Visé mit vier Karren, beladen mt Fässern Moselwein.
gefahren zu sein. Beim Zollbüro hatte er die Sachen
deklariert und ein sechzigstel der Ware als Zoll bezahlt, um das Lütticher Land durchqueren zu dürfen.
Dafür hatte er entsprechende Quittungen erhalten.
Danach war er weitergefahren in Richtung Halle. Da
angekommen, hatten die Zollbeamten ihn trotz seiner
Quittungen festgenommen. Er hat noch 20 Pattakons
bezahlen müssen und auch noch weitere Schäden gelitten (4).
Die Straße nach Visè bei Lüttich wurde vielfach von
Fuhrleuten benutzt, um Waren Richtung Brüssel und
Antwerpen zu transportieren. Dieser Eintrag belegt
die Verbindungen zumindest von Teilen der Familie
Crot an die Mosel. Offenbar hat Jan Crot mit größeren
Mengen Moselwein gehandelt, den er von Eupen aus
in die großen und durch Handel und Handwerk reich
gewordenen Städte Brüssel, Antwerpen und andere
transportiert hat. Da liegt die Vermutung nahe, dass er
den Wein auch direkt an der Mosel abgeholt oder zu-
mindest ihn dort eingekauft hat. Einige Informationen
deuten darauf hin, dass mehrere Familienmitglieder
sich als Fuhrleute betätigten.
Wie der genannten Johann Crot verwandtschaftlich zu
Amold stand, kann derzeit noch nicht genau gesagt
werden. Keinesfalls handelt es sich um den gleichnamigen Bruder von Arnold, da dieser im Gegensatz zu
dem hier beschriebenen Jan nicht schreiben konnte
und immer nur mit seinem Namenszeichen signierte.
Vermutlich handelt es sich bei dem hier genannten Jan
um einen Vetter des Arnold.
Erstmals nach seiner Geburt nachweisbar ist Arnold
Krott, als er am 05. Juni 1705 in Eupen als Taufpate für
Leonardus Hiesel, den Sohn seiner Schwester Johanna
und Simon Hiesel, auftrat.
Er musste sich noch unmittelbar vor seiner Heirat am
06. Dezember 1711 in Eupen aufgehalten haben. Dies
belegt neben der bereits genannten Heiratserlaubnis
eine weitere Patenschaft, die Arnold am 20.10.1711 bei
Johanna, der Tochter seines jüngeren Bruders Anton, übernahm (5).
Wie gesagt, etwa einen Monat später, empfing Arnold
Kroth die Heiratserlaubnis. Dieser Eintrag ist insofern
besonders interessant, als er die Frage aufwirft, wie es
Arnold geschafft hat, bei den damaligen Verkehrswegen und -mitteln im beginnenden Winter in den 11Tagen die Strecke von Eupen bis Briedel zurückzulegen. Wenn man den üblichen Weg zur damaligen Zeitüber Aachen und Köln bis nach Koblenz und dann moselaufwärts annimmt, wird die Entfernung sicherlich über 250 km betragen haben. Alternativ käme wohl
nur der zwar erheblich kürzere, aber unwegsame und
gefährliche Weg über das Hohe Venn und Prüm nach
Trier und dann moselabwärts in Frage. Die knappe
Zeitplanung spricht jedenfalls dafür, dass er den Weg
nicht zum ersten Mal zurückgelegt hat.
Wie erging es Arnold Krott in Briedel?
Erstmals in Briedel „aktenkundig" wird Arnold Krott
durch den Heiratseintrag mit Maria Margarethe Simonis am 06. Dezember 1711 im Briedeler Kirchenbuch.
Bei dem Eintrag im Kirchenbuch fällt die Sorgfalt auf,
mit der der Pfarrer die Heirat dokumentiert hat.
Als Trauzeuge wird ein Johann Krothen erwähnt. Hier
liegt es zunächst nahe, anzunehmen, dass es sich hierbei
um Amolds jüngeren Bruder gleichen Namens handeln
könnte. Es könnte nach dem o.g. Zitat über den Moselwein-Händler Jan Crott sich beim Trauzeugen auch um
diesen Johann Krothen handeln. Man kann spekulieren, ob die Brüder oder die Vettern Jan und Amold
Kaufleute bzw. Fuhrleute waren und Arnold auf seinen
Reisen auf seine spätere Frau traf. Darüber hinaus finden sich weder im Briedeler Kirchenbuch noch in den Heiratsregistern der ganzen Region Hinweise auf
einen Johann Kroth zu diesem Zeitpunkt.
Die Braut - Maria Maria Margarethe Simonis - wurde
am 06. Juli 1686 in Briedel als älteste Tochter des Johann Simonis und der Margarethe Th(i)elen geboren.
Insbesondere die Mutter stammte damit aus einer der
einflussreichsten und begütertsten Briedeler Schöffenund Synodalenfamilie. Ihre Urgroßmutter war Elisabeth Fröauff (1580 - 1652), die Tochter des kurkölnischen Amtmannes in Zeltingen (Obermosel) und
kaiserlichen Notars Peter Fröauff (1559 - 1636). Die
Thielen stellten im ausgehenden 17. Jahrhundert zeitweise vier der fünf größten Steuerzahler im Ort.
Der Vater Johann Simonis wurde am 07. Januar 1654 in
Kaisersesch in der Eifel (heute wie Briedel im Kreis
Cochem-Zell) geboren und ist in Briedel als Schöffe
von ca. 1702 bis zu seinem Tode 1717 überliefert. Die
Steuerliste von 1702 weist ihn als einen der reichsten
Bürger von Briedel aus.
Aus der Ehe von Arnold Krott und Maria Margarethe Simonis wurde zunächst am 24. Februar 1713 der Sohn Johann Peter geboren; am 13. September 1714 des folgenden Jahres kam schließlich die Tochter Anna Margarethe zur Welt.Weitere Kinder aus dieser Ehe sind nicht belegt. In beiden Taufeinträgen wird der Vater als „Arnoldus Grotten", versehen mit dem Hinweis „ex Eupen", beschrieben.
Maria Margarethe Simonis verstarb am 11. November 1720 in Briedel im Alter von nur 34 Jahren. Auch im Sterbeeintrag findet sich der Hinweis, dass der Witwer „Amoldo Grott" aus Eupen stammt (6).
Nach dem frühen Tod seiner Ehefrau ging Arnold
Krott - er war zu diesem Zeitpunkt erst 48 Jahre alt -
keine weitere Ehe ein, wie dies ansonsten zur Versorgung der zwei erst sechs und sieben Jahre alten Kinder üblich war.
Überhaupt sind die Belege über die Existenz von
Arnold Krott in Briedel äußerst spärlich. Er ist bislang
ausschließlich über die Kirchenbucheinträge der Eheschließung, des Todes seiner Frau und der Taufe der
beiden Kinder nachweisbar.
Trotz intensiver Recherche konnten keine Ehrenämter
in der Gemeinde - Bürgermeister oder etwa Vorsteher
- für Arnold Krott aufgefunden werden, obwohl er mit
Sicherheit lesen und schreiben konnte und überdies
mit einer Tochter zweier der seinerzeit wichtigsten
Familien verheiratet war. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Bürgermeister und die bis zu vier Vorsteher in Briedel jährlich neu gewählt wurden und eine
Wiederwahl unüblich war, ist dies überraschend.
Auch lässt sich kein Grundbesitz für Arnold in Briedel
nachweisen, obschon dieser ohne Zweifel durch seine
Ehefrau in die Ehe eingebracht wurde. Der erhebliche
Besitz der Familien Thielen und Simonis - auch von
Maria Margarethe Simonis - ßndet sich in der sehr ausführlichen Reblanderfassung des Jahres 1719 (7). In dieser Liste wird der Grundbesitz unter dem Mädchennamen der Ehefrau gelistet, unter Krott findet sich
kein Eintrag.
Insgesamt kann damit festgestellt werden, dass Amold
Krott in seinen Jahren in Briedel offenbar nie richtig
Fuß gefasst hat. So gesehen war es auch nicht überraschend, dass im Briedeler Kirchenbuch kein Sterbeeintrag von Arnold Krott gefunden werden konnte. Es
erschien naheliegend, dass Arnold wieder zurück nach
Eupen gegangen und dort auch verstorben ist
Intensive Recherchen im Staatsarchiv Eupen konnten
diese Annahme bestätigen; Arnold Kroth verstarb am
23. Dezember 1737 in Eupen, 65-jäbrig,
Die weitgehend aufgeklärten Verwandtschaftsverhältnisse sowie die passende zeitliche Struktur belegen
eindeutig, dass es sich hierbei um den Gesuchten handelt; auch das sich hieraus ergebende Sterbealter von
65 Jahren ist plausibel. Im Übrigen ist der Vorname
Arnold in der Familie Krott nahezu einzigartig.
Wann ist Arnold Krott zurück nach Enpen gegangen?
Über den genauen Zeitpunkt sowie die Hintergründe
kann nach nunmehr fast 300 Jahren nur spekuliert werden. Als sein Vater Anton 1712 starb, wurde Arnold -
immerhin der älteste Sohn - weder im Testament (8)
erwähnt, noch war er im Gegensatz zu seinen Geschwistern bei seiner Testamentseröffnung anwesend.
Während in Eupen in den Folgejahren sowohl die
Witwe Isabell als auch ihre Söhne Peter, Jan und
Hubertus oftmals erwähnt wurden, trat Arnold nicht in
Erscheinung. Hieraus kann möglicherweise geschlossen werden, dass das Verhältnis zum Rest seiner Familie nicht das Beste war.
Anzunehmen ist, dass er bis zu dem Tod seiner Frau im
Jahr 1720 noch in Briedel weilte; der Sterbeeintrag enthält jedenfalls nichts Gegenteiliges.
Im Jahr 1725 starb schließlich auch seine Mutter Isabell. Dies könnte möglicherweise den Anstoß gegeben
haben, denn am 23. Februar 1726 findet sich nach 15
Jahren wieder ein Hinweis auf Amold Krott in Eupen.
In einer notariellen Urkunde unterzeichnete er neben
seinen Brüdern Peter, Anton und Jan.
Von 1726 an finden sich verschiedene Hinweise auf die
Anwesenheit von Arnold Krott in Eupen, u.a. ein Vorgang aus dem Jahr 1727, bei dem Amold seinem Bruder Thonis aus einer misslichen finanziellen Lage heraushilft. Weiterhin wird 1730 der Verkauf eines Pferdes
mit Fuhrwerk (9) oder 1731 der Verkauf von Immobilien (10) aktenkundig.
Ferner wird Arnold Krott ab dem Jahr 1730 bis zu seinem Tod 1737 in den Steuerlisten von Eupen (11) geführt.
Im Katasterbuch (Maßbuch) der Jahre 1720 bis 1782
finden sich ebenfalls Angaben zum Besitz von Amold
Krott (12).
Am 04. Januar 1735 starb Peter, der jüngere Bruder
von Arnold Crott. Den vorliegenden Unterlagen zufolge übernahm es wohl Arnold, gemeinsam mit der
Witwe den Nachlass zu regeln und die Verpflichtungen
abzulösen (13).
Trotz intensiver Suche im Staatsarchiv Eupen konnte
in der Zeit von 1726 bis zu seinem Tod 1737, in der sich
Arnold Krott zweifelsfrei in Eupen aufgehalten hat,
keine Übernahme eines öffentliches Amt, eines Handwerkes oder ähnliches aufgefunden werden.
Weiterhin konnten weder eine weitere Heirat noch
Patenschaften oder Ähnliches im Eupener Kirchenbuch gefunden werden.
Was wurde aus den Kindern von Arnold Krott?
Johann Peter Kroth, der Sohn von Arnold Krott, wuchs
zweifelsfrei in Briedel auf, wohl zunächst bei seiner
Großmutter Margarethe Simonis geb. Thelen und der
Schwester seiner Mutter, Catharina Simonis, die nach
einer sehr kurzen Ehe kinderlos verwitwet war.
Johann Peter Kroth heiratete bereits am 26. Mai 1732
im Alter von gerade 19 Jahren mit Johanna Elisabeth
Melges eine Tochter aus einer angesehenen, wenn auch
wenig vermögenden Briedeler Schöffenfamilie (14).
Gut ein Jahr nach dem frühen Tod seiner ersten Frau
am 24. November 1753 heiratete Johann Peter Kroth
am 04. Februar 1755 in zweiter Ehe Anna Gertrud
Bertsch (Persch) aus Alf, einige Orte moselabwärts von Briedel. Die Ehe ist sowohl im Alfer als auch im Briedeler Kirchenbuch vermerkt.
Wie die Steuerlisten von 1739 und 1745 zu erkennen
geben, änderten sich in der ersten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts, z.T. verursacht durch die hohen Menschenverluste im Zuge der diversen Kriege des 17. Jahrhunderts, die zum Teil über Jahrhunderte zementierten
wirtschaftlichen Strukturen in Briedel, und einige der
bislang dominierenden Familien wurden nach und
nach durch andere verdrängt.
Einer der „Aufsteiger" war Johann Peter Kroth, der
zunehmend wirtschaftlich erfolgreicher wurde. Während er, wie bereits erwähnt, in der Steuerliste von
1733 noch nicht als Voll-Bürger („Beysaß") erscheint,
wird er in der darauf folgenden Steuerliste von 1739
schon im Mittelfeld geführt. Nur sechs Jahre später
(1745) ist er bereits der fünftgrößte Steuerzahler im
Ort.
Trotz eines denkbar schlechten Starts - einer früh verstorbenen Mutter und einem Vater, der seinen einzigenSohn minderjährig zurückließ - hat es Johann Peter
Kroth durch Fleiß und Tüchtigkeit in wenigen Jahren zu Wohlstand und Anerkennung gebracht; viele seiner Nachkommen haben es ihm nachgetan. So übernahm
er das Amt des Briedeler B ürgermeisters im Jahr
1752/53. Es sind in den Unterlagen zu Briedel eine
Reihe von ehrenhaften Aufträgen belegt, mit denen
Johann Peter Kroth beauftragt wurde.
Johann Peter Kroth hinterließ aus seinen beiden Ehen
insgesamt 16 Kinder, darunter fünf Söhne. Der älteste
Sohn, Johann Matthias, verstarb offenbar als Kind; zumindest konnten keine Nachkommen ermittelt werden. Die übrigen vier Söhne - jeweils zwei aus jeder
Ehe - erreichten das Erwachsenenalter und hinterließen ihrerseits mit zusammen 15 Söhnen und 16
Töchtern eine zahlreiche Kinderschar.
Der bedeutendste der Söhne von Johann Peter Kroth
war ohne Zweifel der älteste überlebende Sohn,
Johann Jakob (1743-1792). Dieser war über drei Jahrzehnte lang als Lehrer in Briedel tätig. Darüber hinaus
hat er als kaiserlicher und päpstlicher Notar eine Vielzahl von Spuren in der Briedeler Ortsgeschichte hinterlassen.
Aber auch der zweitälteste überlebende Sohn, Johann
Adam Kroth (1748-1818), übte - wie nach ihm viele
Kroth - in Briedel zahlreiche Ehrenämter, u.a. als Vorsteher und Bürgermeister aus. In seine Amtszeit als
Bürgermeister 1794 fiel die Eroberung der Region
durch die französischen Truppen. Von ihm unterzeichnete Unterlagen dokumentierten beispielsweise die
ersten Aushebungen durch die neuen Herren (15). Auf
Johann Adam Kroth geht die Familienlinie des Artikelverfassers Elmar Kroth zurück, die Linie der Schwiegermutter von Hermann Dickmann - Maria Loef geb. Kroth auf Johann Jacob Kroth.
Und die Tochter?
Über den Werdegang der Tochter Anna Margarethe
finden sich in Briedel und Umgebung keinerlei Belege.
Sie ist weder als Taufpatin noch als Braut an irgend
einer Stelle in Briedel erwähnt; es konnte auch kein
Sterbeeintrag im allgemein lückenlosen Briedeler Kirchenbuch gefunden werden. Selbst als ihr einziger
Bruder Johann Peter 1737 seine älteste Tochter auf
diesen Namen taufen lässt, tritt sie nicht als Taufpatin
in Erscheinung. Auch bei den übrigen 15 Kindern ihres
Bruders übernahm sie offenbar keine Patenschaft. Dies
legt den Schluss nahe, dass Anna Margarethe Kroth
entweder früh verstarb oder in einen entfernteren Ort
verzog.
In Eupen findet sich im Jahr 1790 ein Sterbeeintrag
einer Anna Margarethe Grott, versehen mit der Bemerkung „caelebs", also unverheiratet. Es ist somit gut
verstellbar, dass Arnold Krott seine Tochter mit zurück
nach Eupen genommen hat, jedoch seinen Sohn in
Briedel zurück ließ.
Anmerkungen:
(1) Der Eintrag lautet: „06. Decembris Amoldus Grotten ex
Eupen prope aquisgranum Maria Margaretha Simonis;
[Eltern des Bräutigams] Antonius Grotten ex Eupen Isabella Michels; [Eltern der Braut] Joes Simonis ex Kaiscrsesch, Scabinus in Briedel Margarethe Thielea; [Trauzeugen] Joannes Grotten Joannes Reehs ex Reull.
(2) Die Eupener Kirchenbucher beginnen 1613, jedoch fehlen Eintragungen, z.B. Taufen in den Pestjahren 1636-
1640, Heiraten zwischen 1650-1670
(3) Unterschrift von Arnold Kroth auf einem Dokument vom
August 1735, Staatsarchiv Eupen, Notariatsunteriagen
Gilles (EU 106)
(4) Notariatsakten Notar Dutz, Staatsarchiv Eupen, Film EU
96 (Auszug)
(5) Im Kirchenbuch St. Nikolaus zu Eupen, Staatsarchiv
Eupen, findet sich am 20.10.1711 folgender Eintrag: „20
October Joanna fil Antony Krott et Sibilla Kreusch conj.
Patr; Arnoldus Krott et Gudula Kreusch"
(6) Der Sterbeeintrag von Maria Margarethe Kroth aus dem
Briedeler Kirchenbuch (Bistumsarchiv Trier) lautet:„Maria Margaretha Simonis obiit undeisma Novembris
omnibus sacramentis pramunita, unetionem tarnen non
accepit quia hors vicatus fui, et dam essem in via obiit
nupta firit Arnoldo Grott ex Eupen."
(7) Grund oder Feldt Buch des Fleckens Briedel, Bistumsarchiv Trier Abt. 71, Nr. 373, S. 315
(8) Gemeinschaftliches Testament von Anthonius und Isabell
Krott vom 24.01.1710, Notariatsakten Dutz, Staatsarchiv
Eupen, Film EU l
(9) Staatsarchiv Eupen. Sign. 2.4, Bd. 24, S. 267
(10) Staatsarchiv Eupen, Sign. 2.4, Bd. 24, S. 268
(11) Staatsarchiv Eupen, Sign. B.2.3, Bd 95
(12) Staatsarchiv Eupen. Sign. B.2.3, Bd 112
(13)Staatsarchiv Eupen, Sign. 2.4, Bd. 24, S. 297,01.03.1735
(14) Der Eintrag lautet: [Datum der Heirat] 24 Maji [Brautpaar] Joannes Petriy Krodt Elisabetha Joanna Melgester Bräutigam] Joannes Krodt [Vater Braut] Matthias
Melges
Die diesbezügliche Kirchenbucheintragung, sorgte in der Vergangenheit für allerlei Verwirrung, da als Vater des
Bräutigams nicht Amold, sondern ein Johann Krott
genannt wird. Es konnte jedoch zweifelsfrei geklärt werden, dass hier der Pfarrer - möglicherweise aufgrund
geringer Kenntnis über den familiärer Hintergrund von
Johann Peter Kroth - irrte. Bei der zweiten Eheschließung
von Johann Peter wurde - korrekt - Amold Krott als
Vater genannt
(15) siehe bspw. „Tabelle über die von der Gemeinde Briedell
Amts Zell an die französischen Truppen gelieferten Naturalien, 1794, Stadtarchiv Trier.FZ 221..00.
Quelle: Mitteilungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienforschung Nr. 41.7, 2004
In den großen Auswanderungswellen im 19. Jhd. verließen 4 Kroth-Familien mit 12 Kindern 1 Witwer und 1 Junggeselle, insgesamt 22 Personen ihre alte Heimat Briedel, um in der neuen Welt Fuß zu fassen.