Lehmen

In Zell

Als erster Lehmen trat in Zell ein Johann (von) Le(h)men (*—1460) in Erscheinung, der vermutlich von den Lehmer Höfen bei Ediger stammte und zumindest für die Jahre 1493 und 1494 als kurtrierischer Kellner im Hamm (Zell) bezeugt ist. Am 15.4.1494 wurde er von Kurfürst Johann II. (1456-1503) „auf lebenszeit von frohnden und anderen diensten, womit die bürger der pflege im Hamm beschwert sind" befreit (1). Seine Generalabrechnung für das Jahr 1493 legte er am 7.5.1494 in Koblenz vor, wobei festgestellt wurde, daß der Kurfürst ihm noch 63 Gulden und 9 1/2 Albus schuldete (2). Wahrscheinlich war Johann (von) Le(h)men als kurtrierischer Kellner des Amtes Zell der Vorgänger des Georg von Senheim, der diese Aufgabe spätestens 1506 übernommen hatte. Johann lebte offenbar in Merl, da vermutlich sein Sohn, ein Kanoniker und Scholaster des Stiftes St. Paulin in Trier, erstmals für den 3.1.1509 als Martin Lehmen von Merl (+ 1548) bezeugt ist. 1511 füngierte er als Testamentsvollstrecker des Scholaster Rhaban von Hingen. Sein eigener Testamentsvollstrecker war kein geringerer als Nikolaus Landt von Zell, der von 1547-1566 Dekan des Benediktiner-Nonnenklosters von Pfalzel war (3). Der dritten in Zell nachweisbaren Generation der Lehmens gehörte wohl die um 1535 geborene Catharina Lehmen, die Friedrich Hensel (~1535-<1607), den Hofmann des Wadgassener Klosterhofes ehelichte (vgl. Familie Hensel) sowie Friedrich Lehmen (~1535/40-<1581) an, der zumindest 1581 Mitglied des Zeller Rates (4) und vielleicht der erste Lehmen als Hofverwalter des Klosterhofes von St. Matthias in Kaimt war. Zu seinen Nachkommen zählte wohl die um 1560 geborene Agnes Lehmen (Limen), die Gemahlin des Aldegunder Schöffen Paul Maas und Mutter des späteren Zeller Amtskellners Nikolaus Maas (vgl. Familie Maas). Ihr Bruder könnte Matthias Lehmen (—1560/65 - >1645) gewesen sein, der bereits vor 1598 die Verwaltung des Klosterhofes von St. Matthias in Kaimt übernommen hatte (5) und diese Aufgabe wohl erst um 1645 an seinen Sohn Johann weitergab. Bis nach 1598 lebte er noch in Briedel, wo er sich mit Gertrud Reuss vermählt hatte, die einer einflußreichen Briedeler Familie entstammte. Zumin-
im März 1619 und Februar/März 1621 war er für die Stadt Zell Deputierter der „Weltlichen Stand" beim kurtrierischen Landtag. Für den Zeitraum von 1619-1621 ist er als Mitglied des Rates, für 1624 auch als Schöffe des Zeller Stadtgerichtes nachgewiesen. 1643 war er auch Miterrichter des Reiler Kreuzes in Briedel. Nach der Steuerliste des Jahres 1624 war er bei einem Anschlag von 6400 Taler größter Steuerzahler von Kaimt. Wie die Baldeweins scheint auch Matthias Lehmen durch eine geschickte Heiratspolitik den Einfluß seiner Familie gemehrt zu haben. So übernahm sein Sohn Johann Friedrich Lehmen (—1585-<1612) seine Briedeler Güter und vermählte sich vor 1606 mit Elisabeth Fröauff, der Tochter des Kurkölner Amtmannes von Zeltingen Peter Fröauff (1559-<1636). Matthias Tochter Catharina war seit 1609/10 Ehefrau von Johann Heinrich Reis (1580/85-1636), der 1620 das Amt des kurtrierischen Schultheissen von Briedel übernahm und zugleich auch Verwalter des dortigen Sponheimer Hofes war. Eine weitere Tochter, Gertrud, ehelichte vor 1628 Johann Thomas Weirich, den Sohn des Burggrafen (Amtmannes) von der Schmidtburg Thomas Weirich (—1575—1635). Eine dritte Tochter könnte Maria Lehmen gewesen sein, welche vor 1621 mit Johann Reis (—1585-1663), dem späteren kurfürstlichen Kanzleivorsteher Philipp Christoph von Soeterns (1623-1652), verheiratet war.
Matthias Sohn Johann Lehmen (~1600-<1667) hatte wohl spätestens 1645 die Verwaltung des Klosterhofes von St. Matthias übernommen und bis nach 1667 inne. Dezember 1645/Januar 1646, Juni 1651, Juni 1652, Juni 1653 und März 1655 ist er für die Stadt Zell Deputierter der „Weltlichen Ständt" beim kurtrierischen Landtag. Zwischen 1645 und 1655 gehörte er dem Rat der Stadt an und war zumindest für die Jahre 1654/55 Schöffe am Zeller Stadtgericht. Nach der Steuerliste des Jahres 1654 war er zweitgrößter Steuerzahler von Kaimt.
Im Protokoll des Landtags vom Juni 1652 erscheint als Vertreter für Merl ein weiterer Matthias Lehmen, bei dem es sich schon aus Altersgründen kaum um den oben genannten namensgleichen Hofmann und Landtagsdeputierten gehandelt haben kann. Er dürfte entweder noch ein Sohn (*28.12.1598 in Briedel) von Matthias Lehmen d. A., ein Nachkomme von dessen ältesten Sohn Johann Friedrich Lehmen, der am 16.4.1606 ebenfalls in Briedel zur Welt kam, oder von dem späteren Hofmann und Landtagsdeputierten Johann Lehmen gewesen sein, der am 2.2.1628 in Kaimt geboren wurde. Da jener Matthias Lehmen danach nicht mehr, auch nicht, in der Steuerliste des Jahre 1654 in Erscheinung trat, dürfte er bereits vor 1654 verstorben zu sein.
Nach dem Tode von Johann Lehmen (~1600-<1667) scheint die Familie die Hofverwaltung verloren und somit auch ihren Einfluß in der lokalen Verwaltung eingebüßt zu haben.

(1) Goerz 289.
(2) Goerz 289.
(3) F.-J. Heyen, Das Erzbistum Trier - l Das Stift St. Paulin von Trier. Germania Sacra Neue Folge 6 (Berlin 1972) 648.
(4) LHA l C 16832.
(5) Familienbuch Briedel 1581; Steuerliste. 1624.

Quelle: Gilles, Die Geschichte der Stadt Zell