Jakobsmuschel

 

Die Pyrenäen und Navarra
von Saint-Jean-Pied-de-Port bis Pamplona

Sonntag, 21.5.2006

von St.Jean-Pied-de-Port nach Roncesvalles
29 km, 1.169 hm


Die Überquerung der Pyrenäen steht auf dem Tagesprogramm.

Schon am ersten Morgen auf dem neuen Teilstück verschlafen wir uns und springen hastig aus den Betten. Nach dem letzten französischen Frühstück geht’s nochmal kurz an die Kirche und im Refugio holen wir uns noch den Pilgerstempel.

Das Städtchen wimmelt von Pilgern, die sich alle mit schweren Rucksäcken aufmachen.


Das Mittagessen wird eingekauft, man muß jetzt immer frühzeitig Proviant besorgen, sonst kanns einen Hungerast geben.

Schon rollen wir Richtung Spanien. Die gut ausgeschilderte Straße geht zur Einstimmung auf die vor uns liegenden Berge immer auf und ab.


Nach Passieren der spanischen Grenze beginnt der Aufstieg. Die gut ausgebaute Straße geht mit mäßiger Steigung aufwärts. Viele Weinberge an den Hängen. Fetzige Windböen blasen uns entgegen. Da wird eben geschoben. Die Rennradler sind aus dem Sattel und die Gepäckfahrer (nur eine 3-er-Gruppe schaffte es, uns zu überholen) quälen sich wie wir gegen den Wind den Berg hoch.

Mittag an einem windstillen sonnigen Parkplatz kurz unter dem Paß. Holländer haben hier mit Wohnwagen geparkt, das Auto muß abkühlen. Sie bieten uns kühle Getränke und Obst an.

Auf dem Paß bläst es gewaltig, mein schwerer Packesel wird vom Wind angehoben und umgeschmissen. Um weiterzukommen muß man sich richtig entgegenstemmen.

Hier sind wir auch an der Baumgrenze, die uns umgebenden Berggipfel sind nur noch wenig bewachsen.

Das Fotografieren aus der freien Hand ist unmöglich, dazu gehts hinter Mauern oder Steinbrocken, um die Kamera einigermaßen ruhig zu halten.

Die kleine Bergkapelle ist zu, darin hätte man besinnlich mal dem pfeifenden Wind entgehen können.

Das Monumento Carlomagno, zum Andenken an den Kriegszug Karls des Großen 778 gegen die Mauren erinnert auch an den tragischen Tod Rolands in einem Hinterhalt. Sein Schwert (Faksimile) konnte ich berühren.


Es ist zu kalt und zugig, um sich hier lange aufzuhalten und so rollen wir bald talwärts.


Kaum richtig in Fahrt sind wir schon in Roncesvalles. Es ist noch früh, aber Pamplona noch weit. So nehmen wir Quartier. In einem Seitenflügel des Augustinerhospizes ergattern wir noch ein Appartement.

Dann gehts auf Besichtigungstour dieses kleinen Fleckens, bevor wir uns frischmachen und zum Abendgottesdienst mit Pilgersegen gehen. Außer dem Klosterkomplex gibts noch das Refugio, 2 Kneipen, eine kleine Kapelle und eine Krypta, in der die Pilger, die die Pyrenäenüberquerung nicht schafften, beerdigt wurden und noch ein einziges Wohnhaus.


Jede Menge Fußpilger sind schon da, bzw. treffen laufend ein. Die setzen sich in langen Bänken in die Reihe und warten auf die Öffnung der Refugien um 16.00 Uhr.

Gegen Abend tauchen noch eine Reihe Radpilger auf, die auch in unserem Bau unterkommen.

Wir besuchen das Refugio, um unseren Pilgerstempel zu holen. An einem langen Tisch sitzen die Pilger und füllen ihren Antrag auf den Pilgerpaß aus. Auch wir müssen das tun, sonst gibts keinen Stempel.

Die Stiftskirche, ein beliebter einheimischer Wallfahrtsort, ist ein sehenswerter gotischer Bau aus dem 13.Jhd.

Das Geld für die Beleuchtung bringen die Pilger auf. Man schmeißt einen €uro in den Schlitz, und das Licht (Illumination genannt) brennt 8 Minuten.

Im Museum werden viele sakrale Kostbarkeiten ausgestellt, darunter als Schachspiel Karls des Großen ein Reliquiar. Klein aber fein.

Der Pilgergottesdienst war sehr gut besucht, Im Anschluß gabs den Pilgersegen in unendlich vielen Sprachen.

Der Ritus beim Gottesdienst entspricht dem bei uns und in Frankreich. Aber hier hat der Pastor (mit 3 geistlichen Gehilfen) noch länger gepredigt als die Franzosen. Dabei gehe ich davon aus, daß die meisten Zuhörer nichts verstanden haben.

Überhaupt, die Sprachen. Kaum hat man sich an den französischen Klang gewohnt, ist wieder alles anders. Am Klang der Gespräche erkennt man oft die Landmannschaft. Deutsche, Holländer und Belgier z.B. kann man ruhig auf deutsch ansprechen. Es kommt schnell ein kleines Verzählchen zustande.

Zum Abendessen haben wir uns in die Reihe der Pilger eingereiht. Einheitsessen für alle in Stundenschichten. Es gab Kartoffelsuppe, Forelle Müllerin mit Fritten und Joghurt. Dazu Rotwein und Wasser. Hat geschmeckt und wir wurden satt. 8 €uro.

Da wir für die nächste Schicht Platz machen mußten und die Kneipe vorne voll und laut war, haben wir uns mit einem Fläschchen Roten Spanier ins Appartement zurückgezogen.

Die Pilger gehen auch alle schlafen, die müssen vor 8 Uhr das Refugio verlassen haben. Wir werden dann einmal gemütlich frühstücken.

Alles in Allem eine schöne und erfolgreiche Etappe unserer Pilgerfahrt.

Montag, 22.5.2006

von Roncesvalles nach Pamplona
54 km, 401 hm


Am Pilgerkreuz vorbei sausen wir zu Tal. Der Wind bläst in Böen und ist richtiggehend kalt.

Mengen von Fuß- und Radpilgern sind auf der Strecke und es wird sich gegenseitig artig mit bon camino oder einfach "hola" begrüßt.

Kaum im Tal kommen die Ausläufer der Pyrenäen und zwei Pässe mit 922 m und 801 m sind noch zu erklettern, dann geht’s flach, zunächst auf dem Seitenstreifen der Hauptstraße, anschließend gemeinsam mit den Rucksackträgern auf breiten Rad-Wanderweg bis ins Zentrum von Pamplona.


Mittagsrast machten wir auf einer alten Pilgerbrücke über die Arca.

Es ist noch früh und das Refugio noch zu. So nehmen wir Quartier einige Straßen entfernt und begeben uns auf Stadtbesichtigung.

Statistik:
geplante Strecke: 80 km
gefahrene Strecke: 83 km
gekletterte Höhenmeter: 1.570

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