Ein Wort
zuvor:
Eigentlich
wollten wir ja keine so langen Flugreisen mehr unternehmen. Aber nach einigen
Monaten in den heimatlichen Gefilden machten sich die Auswirkungen des
Fernwehvirus doch wieder bemerkbar. So begann ich zunächst zögerlich, wieder in
Urlaubskatalogen zu blättern.
Südostasien (Indien - Indochina) war noch ein großer weißer Fleck auf
unserem Reiseglobus. Die alten Herrscherstädte in Myanmar (Bagan) und Kambodscha
(Angkor Wat) standen ja schon immer auf meiner Wunschliste ganz oben. Angebote
für Indien-Rundreisen des Reisebüros und der Rhein-Zeitung zündeten dann den
Funken. Wir wollen es nochmals angehen. Schnell hatte ich die aktuellen
Kataloge der Veranstalter auf dem Schreibtisch. Nach reiflicher Abwägung
der einzelnen Angebote entschieden wir
uns für die Reise „Lotusblüte” von Phoenix-Reisen. Ich wollte nicht allzu lange
vorbuchen und so prüfte ich im Internet immer wieder die Belegung. Im Oktober habe ich dann fest gebucht. Der
Vortermin im Februar, der wetter- und wassermäßig besser wäre, war leider schon
früh ausgebucht. So mussten wir uns mit dem Märztermin und den Risiken des
Niedrigwassers abfinden.
Wenn
wir schon einen so langen Flug unternehmen, wollten wir das auch ausnutzen.
Daher buchten wir auch eine Vietnam-Rundreise als Vorprogramm der
Mekong-Schiffsreise dazu.
Zur
Einstimmung kaufte ich mir Reiseführer, Reiseberichte und Bildbände über
Vietnam und Kambodscha. Die notwendigen
Vorbereitungen wie Visabeschaffung etc. waren schnell erledigt und so konnten
wir uns auf die Reise freuen.
Die
Veranstalter müssen bei der Planung zeitliche und räumliche Gegebenheiten
berücksichtigen. Es ist daher nicht möglich, alle Sehenswürdigkeiten zu
besuchen. Auch ist die Unterteilung in sehr sehenswert oder vernachlässigbar
stark im persönlichen Empfinden des Einzelnen begründet. Alle Reiseleiter
schleusten uns geschickt durch das oft vorhandene Menschengewimmel und gaben
uns umfangreiche Hintergrundinformationen
zum besseren Verständnis des Betrachteten.
Dieser
Bericht führt nur einen Teil meiner persönlichen Erlebnisse und Eindrücke auf.
Details zu den Sehenswürdigkeiten und vieles Weitere über die nicht
besuchten, aber sicher auch lohnenswerten Reiseziele, die Geschichte der Länder
und die Bevölkerung entnehmt bitte den
einschlägigen Reiseführern und der umfangreichen Literatur. Auch unser
Fotoalbum zeigt nur einen groben Ausschnitt aus unseren 3.200 Erinnerungsfotos.
Hier helfen die vielen Bildbände weiter.
Örtliche Reiseleitung: Saigon-Tourist
Vorprogramm
1. Tag, Sonntag, 8. März 2015
Anreise Nachtflug Frankfurt - Bangkok -
Hanoi
Da
der Fahrplan der Fa. Bohr sonntags keine passende Verbindung hat, musste uns
Armin nach Frankfurt zum Flughafen fahren.
Pünktlich
um 8.00 Uhr geht's los und wir kommen superschnell zum Terminal 1. Der Check-In
von Thai-Air ist noch geschlossen, so traben wir mal eine Runde zwischen den
vielen Passagieren hindurch und genehmigen uns dann einen Cappuccino bzw. einen
herrlich frischen Zitronentee mit Minze.
Das
Einchecken geht danach schnell vonstatten und die beiden Koffer im
Gesamtgewicht von 39.0 kg, bei einer Freigrenze von 40 kg, werden bis Hanoi
durchgecheckt. Wir brauchen uns in Bangkok nicht drum zu kümmern. Recht früh
machen wir uns dann auf den Weg zum Abfluggate Nr. B 46, denn die Anzeigen
weisen auf längere Verzögerungen bei der Sicherheitskontrolle hin. Die ist auch
scharf. Laptop, Fotoapparat, Handy und alles elektronische muss in eine
gesonderte Kiste, sogar die Kabel mit den Trafoteilen gehören dazu. Ganze 35
Minuten dauert die Prozedur, bis wir durch sind.
Ein
belegtes Baguette und ein Bier helfen uns, die Zeit zu verbringen. Beim
Boarding sind wir fast die letzten, deren Reihe aufgerufen wird. Die
Überraschung ist gelungen. Zwar hatte ich ja im Vorfeld die Reihe 59 gebucht und
auch bestätigt erhalten, aber auf dem Flugschein stand die Reihe 33. Und das
ist bei dem Airbus 380-800 die dritte Reihe im Hauptdeck. Hier ist richtig
Platz zwischen Sitz und Wand. Da auch noch der Sitz C frei bleibt, kann Hanne hinüberrücken
und so haben wir vorzügliche Sitzgelegenheit und Platz genug beim Essen. Die
Maschine fasst insgesamt 507 Passagiere.
|
Pünktlich
hebt das Flugzeug ab und geht gleich auf Reisehöhe. Bis zum Schwarzen Meer fliegen wir auf 11.277
m, danach geht's auf 11.887 m hoch. Wir machen einen kleinen Bogen nach Süden
und umgehen so die Krim und die Ukraine. Die Reisegeschwindigkeit liegt bei 750
bis 1061 km/h und die Gesamtstrecke von Frankfurt nach Bangkok beträgt 9006 km.
Kaum sind wir auf Reisehöhe, wird schon ein warmes Essen serviert. Davor bzw.
danach gibt's Säfte, Weine etc. sowie heiße Tücher. Von meinem Fensterplatz
habe ich eine gute Sicht auf die Erde, z.B. die schneebedeckten Gipfel der
Karpaten. Wir fliegen ja gegen die Nacht und bald wird's dunkel. Auf dem Bildschirm
sind laufend die Daten zum Flug und Karten eingeblendet, sodass man sich prima
orientieren kann. Dass Licht geht aus und ich ruhe mal vorweg. Hanne guckt
derweil Filme. Lesen macht so keinen Spaß und ich ziehe mir im Bordkino einen brutalen Sherlock Holmes rein. Kein
Vergleich mit dem harmlosen alten Filmchen dazu. Meine Hörgeräte sind hier
durch die Nebengeräusche der Maschine hinderlich, so ziehe ich sie aus.
Gegen
23.00 Uhr (in Bangkok ist es 6 Stunden früher, d.h. morgens 5.00 Uhr) kommt ein
kleines Frühstück mit Omelette, Würstchen, Kartoffelplätzchen und....
Mit
6 Minuten Verspätung landen wir um 6.34 Uhr Ortszeit, 10.5 Stunden Flug.
Entwirf einen
Reiseplan im Großen und lass Dich im Einzelnen von der bunten Stunde treiben.
Die größte Sehenswürdigkeit ist die Welt, sieh sie Dir an!
(Kurt
Tucholsky)
2. Tag, Montag, 9. März 2015
Hanoi
Bis
wir dann endlich aus der Maschine kommen ist schon 6.55 Uhr und um 7.05 Uhr
beginnt das Boarding unseres Anschlussfluges. Zunächst muss ich mich mal
orientieren, wo wir sind und wo wir hinmüssen. Ich finde die richtige Treppe,
unten wird schon die Bordkarte geprüft, damit kein Falscher hochfährt, denn der
kommt nicht mehr runter. Oben nochmals
eine Einweisung und wir stehen
wieder vor einer Gepäckkontrolle. Gleiches Spiel wie in Frankfurt, nur
jetzt in Eile. Dann rasen wir weiter durch das ausgedehnte Terminalgewirr und
suchen den Flugsteig F1. Es ist 7.30 Uhr, als wir ihn endlich erreichen, ganz
am Ende eines Nebenflügels. Die Strecke war über 3 km. Schade, da hätte sich
mein Schrittzähler schon gelohnt. Das Boarding ist noch voll am Laufen und wir
sind schnell im Bus, der uns nach weit draußen aufs Rollfeld bringt, wo die
Maschine auf uns wartet. Mann, ich bin total durchgeschwitzt, so sind wir
gesaust. Wer hier eine Gehbeeinträchtigung hat, schafft das aber nicht so ohne
weiteres. Noch eine Viertelstunde kommen Leute an und dann heben wir mit 15
Minuten Verspätung ab.
In
der Boeing 777-200 der Thai-Air haben wir die gleichen Platznummern in Reihe
33. Diesmal ist aber der C-Platz besetzt und es ist auch merklich enger. Naja,
für die 1,5 Stunden ist das machbar. Auch hier gibt's ruck zuck ein kaltes Frühstück. Auf die kühlen Getränke freue ich
mich am meisten, denn nach der Lauferei habe ich richtiggehend Durst. Die
Maschine scheint mit 309 Passagieren ausgebucht zu sein.
992
km ist die Strecke nach Hanoi und wir fliegen wieder mit 11.278 m und einer
Geschwindigkeit von um die 928 km/h. Draußen ist es noch 48 Grad Celsius kalt.
Nach
der Landung marschieren wir los uns stellen uns gleich in die Schlange zur
Passkontrolle. Pech, wir werden zurückgeschickt auf die andere Hallenseite um
dort zunächst unser Visum registrieren zu lassen. Die Aufsicht läuft mit
unseren Pässen vorneweg und so haben wir die schnell gestempelt zurück um uns
wieder anzustellen. Andere aus unserer Gruppe kamen, so erfahren wir später,
ungehindert einfach durch. Bis die Koffer kommen, dauert es recht lange und
dann endlich stehen wir draußen und werden vom Reiseleiter Luc willkommen
geheißen. Es ist leicht am Fuseln, das sei hier das übliche Wetter. Die vielen
Mofa-Fahrer haben alle dünne Plastikpelerinen an, auch die vielen Frauen, die
am Straßenrand sitzen und die Blumenbeete pflegen bzw. pflanzen.
Der
kleine 20-Sitzer hat keinen Kofferraum und so stemmen wir das Gepäck hinten
durch ein Fenster rein. Über die neue
Autobahn schnell ins Hotel Flower Garden Hotel in der Altstadt von Hanoi. Sehr
schönes gepflegtes Haus. Registrierung der Pässe, Erfrischungstücher und
Getränk und schon gibt's die Schlüssel für Zimmer 906 auf dem 9. Stock. Feines
Zimmer, das wir um 11.40 betreten.
Ich
ordne mal meinen Rucksack, denn da ist doch einiges durcheinander geraten und
schreibe den ersten Teil meines Tagebuches. Meine Funkuhr ist noch nicht
umgesprungen, da warte ich mal die Nacht ab. Ich habe ja eine als Reserve
dabei. Sie wird die ganze Reise nicht richtig springen, erst wieder zuhause.
Nach
einer Verschnaufpause geht's um 15.45 Uhr weiter im Programm.
|
Zunächst
fahren wir mit dem Kleinbus ins Truong Chinh Wasserpuppentheater. Eine schöne
Vorstellung, rund 500 Personen sind im Saal und die spielen 5 mal täglich je 1
Stunde. Eine Kapelle mit Sängerinnen und etwa 10 Personen, die die Puppen im Wasser bewegen.
Nicht alle finden es super, aber man kann schon gut erahnen, dass es sich hier
um eine reine Touristenattraktion handelt.
Dann
laufen wir durch die Altstadt. Da ist richtig was los, lauter kleine Läden und
mehr. Die schmalen Gassen sind nach den Handwerken benannt, die hier seit jeher
ausgeübt werden. Jede Branche hat ihre eigene Straße, so sind auch heute
noch die ganzen Läden jeweils geordnet.
Wenn man etwas gezielt sucht, ist das praktisch, andererseits fehlt die
Abwechslung, die das Altstadtflanieren sonstwo so interessant macht. Die Häuser
sind auch recht schmal, aber oft über 70 m tief. Damit wollte man schon damals
zur Zeit der Zünfte möglichst vielen Familien die Gelegenheit geben, an der
Straßenfront Geschäfte machen zu können. Irgendwie meint Hanne, das Leben hier
wäre gewöhnungsbedürftig. Lebensmittelläden, oft nur im Straßenverkauf,
dazwischen die verschiedensten Handwerker und Dienstleister, bestimmen das
Straßenbild. Anscheinend sind auch die Möglichkeiten der Frischhaltung in der
Stadt nicht ausreichend, denn die Hühner werden hier noch lebend verkauft, dann
an Ort und Stelle gerupft und ausgenommen. Die vielen Garküchen können sich
dann direkt mit frischer Ware versorgen. Riesentöpfe mit Suppe und Berge von
verzehrfähig zubereiteten Fleischspießen liegen auf deren Auslagen. Kommen alle Einwohner hierher zum Essen oder? Die
Altstadt Hanois hat in den Indochinakriegen nicht wesentlich gelitten.
Lediglich die Franzosen wollten Ihre Kolonialhauptstadt zu einer französischen
Metropole machen. Durch die engen Gassen fahren auch viele Mopeds, die hupen
schon von Weitem. Die Zahlen der in Hanoi verkehrenden Mopeds und Motorroller
wird auf über 3,5 Millionen beziffert. Ob das reicht, denn mit der
Anmeldepflicht ist das so eine Sache. Wir üben auch das Überqueren der großen
Straßen. Nicht einfach, aber man gewöhnt sich daran, einfach loszumarschieren.
Wer hier rücksichtsvoll auf eine freie Überquerung wartet, steht abends immer
noch da. Einfach losgehen, ist die Devise. Aber langsam, damit sich die
heranbrausenden Mofa-Fahrer orientieren und entscheiden können, ob sie noch vor
einem oder erst hinter einem vorbeifahren können. Der Verkehr, insbesondere die Mopedschwärme,
ist sehr intensiv. Es ist Rushhour. Die meisten der Mopeds und Kleinkrafträder
(große Maschinen sehe ich keine) sind alt und fast historisch. Viele junge
elegante Vietnamesinnen kommen aber auch auf neuen Rollern vorbei.
Zum
Abendessen fahren wir in ein typisches
einheimisches Lokal, das jedoch für Touristengruppen eingerichtet ist.
Zwei riesige Säle mit großen runden Tischen und dazwischen wird das kalt/warme
Buffet angerichtet. Das ist vielleicht ein Angebot. Überwiegend einheimische
Speisen, Herz was begehrst du. Aber auch einiges, das wir unangetastet auf dem
Platten lassen. Hinter den Tresen mindestens 50 Personen, die nachlegen, braten
etc. Hier ist was los. Anscheinend werden alle Touristen hierhin gekarrt und
auch reihenweise Geburtstagsfeiern werden besungen. Leider gibt's außer Wodka
keinen Schnaps, den trinken wir dann anschließend an der Hotelbar. Recht früh
sind wir dann in der Heia. Wir haben ja zwei anstrengende Nächte hinter uns und
morgen geht's früh weiter.
Die Welt ist ein Buch.
Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.
(Augustinus)
3. Tag, Dienstag, 10. März 2015
Hanoi
Man
hätte es ahnen können. Die Schirmmütze, die wir von der Saigon-Tourist
geschenkt bekamen, war ja noch nach Sonnenwetter ausgerichtet. Aber mit der
Regenpelerine hätte man doch schon Bedenken bekommen können. Sei's drum. Es ist
draußen regnerisch und trübe. Zum heutigen Ausflug müssen wir keinen großen
Koffer mitnehmen, es reicht, den Bedarf für eine Nacht in einer kleinen Tasche.
Die großen Koffer kommen in den Keller des Hotels. Ein leckeres reichhaltiges
Frühstück mit internationalen Spezialitäten und schon kommt unser Bus.
Gestern
waren wir ja gegenüber dem Programm
etwas spät dran und so geht's heute morgen früh los. Erste Station ist das
Mausoleum von Ho Chi Minh. Hunderte von Schulklassen stehen in einer langen
Reihe an und auch wir müssen uns, nachdem wir uns zunächst kräftig vorgemogelt
hatten, nun anstellen. Der Gute liegt da auf seiner Liege da oben, obwohl er ja
testamentarisch verfügte, dass er zu verbrennen und seine Asche zu verteilen
sei. Aber diesen Effekt und den Sog wollten die nachfolgenden Machthaber nicht
einfach aufgeben und so wird das Ganze richtig und gewaltig zelebriert.
Hunderte Soldaten in blitzweißen Uniformen säumen den Weg und stehen Wache.
Schnell zieht die Kolonne am Sarg vorbei und wir stehen wieder draußen im
Nieselregen. Irgendwann wird's mir zu feucht und ich ziehe den geschenkten
Regenmantel über. Die nicht weit entfernt liegenden Arbeits- und Lebensräume
des geliebten Führers werden in Augenschein genommen und rund geht's durch das
weitläufige Gelände. Neben seinem Pfahlhaus (Onkel Hos Haus) besuchen wir auch
die 1049 erbaute Einsäulenpagoge, eine der ältesten und wichtigsten
Sakralbauten des Landes. Anschließend rollen wir zum bedeutendsten Gebäude der
Stadt, dem Literaturtempel, der ersten Akademie des Landes. Dieser
Gebäudekomplex, sozusagen eine Universität, ist nach dem Vorbild von Konfuzius
errichtet und war über 700 Jahre lang die Ausbildungsstätte der Mandarine, der
Beamten.
Auch
die besten Absolventen aus den Provinzen mussten hier ihre Prüfungen ablegen.
Diese dauerten 3-4 Tage, während denen das Gelände nach außen abgeschottet war.
Über die Hälfte der Kandidaten bestand die Prüfung nicht Wer aber bestand, dem
stand eine steile Karriere in der
Staatsverwaltung offen. Eine Rundfahrt durch die Altstadt und ein Besuch am
Hoan-Kiem See mit einer Brückenüberquerung der weltberühmten roten Hoc-Brücke
und dem Besuch der Inselpagode beschließen den Vormittag. Dieser See ist das
angesagteste Freizeitzentrum der Stadt. Aber das schlechte Wetter hat die
Jogger und Flaneure zuhause gehalten. Nur die Touristen rennen mit ihren
Fotoapparaten rum. Erfreulich ist, das man hier problemlos fotografieren kann,
keine besondere Fotogebühren oder Verbote, lediglich den Blitz soll man sparsam
einsetzen. Nur werden die Bilder heute oft von Schirmen beherrscht und alle
Leute haben Regenmäntel an. Luc zeigt mal wieder, was er alles weiß und hält
ellenlange Vorträge, gespickt mit Zahlen und religiösen oder politischen
Ansichten. Aber irgendwie hören sich seine Aussagen gut und vernünftig an.
Es
ist nicht erforderlich, dass wir uns an einer der unzähligen Garküchen
(Suppenküchen) an der Straße verköstigen, denn ein organisiertes
landestypisches leckeres Mittagsmahl in einem auf westliche Touristengruppen
eingestellten Restaurants beschließt den Besichtigungsreigen, bevor wir uns auf
große Ausflugsfahrt zur Halong-Bucht begeben. Auch hier unterwegs fallen die
vielen „Handtuch-Häuser” auf. Die Gebäude sind auffallend schmal, faktisch
immer nur ein schmales Zimmer breit, dafür sehr tief und 4-5 Stockwerke hoch.
Nicht nur in der Stadt, was man ja verstehen könnte, nein auch unterwegs stehen
so schmale Gebäude einsam und allein
mitten in der Gegend. Nur unterbrochen vom Besuch einer WC-Anlage mit
riesigem Verkaufsraum kommen wir nach 245 km und 4 Stunden im Dunkeln im Saigon
Halong Hotel von Ha Long an. Das Mopedaufkommen ist nicht zu beschreiben.
Tausende auf diesen knatternden und stinkenden Zweirädchen brausen durch die
Stadt, wegen des nassen Wetters in Pelerinen verpackt, dass man nichts mehr
erkennt. Irgendwie dürfen die Fahrer keine Lebensangst haben, so eng und
verwirrend ist das Gewusel. Da wird alles transportiert. Ob eine Familie mit
Kindern, ein Viehtransport, Wassertransport, Möbelumzug o.ä., nichts gibt's, was es nicht auf einem
Mofa gibt. Einmal sehe ich sogar ein
Moped mit Anhänger, in dem eine lebende Kuh sich transportieren lässt. Viele,
insbesondere die Frauen, tragen eine Gesichtsmaske gegen Staub und Sonstiges.
Wer sich dabei noch stark fühlt, hupt ununterbrochen. Eine gewaltige
Geräuschkulisse lässt mich meine Hörhilfen einpacken, die Nebengeräusche sind
mir einfach zu stark.
Zimmerbezug
in 715 im Saigon-Halong-Hotel. Das ist vielleicht ein Raumangebot. Ein so
großes Zimmer mit einem überbreiten King-Size-Bett hatte ich noch selten. Ein
individuelles leckeres Abendessen mit einem Fläschchen Wein und der Belagerung
der Bar beschließt den schönen Abend. Ursula, eine 78-jährige Alleinreisende in
unserer Gruppe von 11 Personen, setzt
sich zu uns. Hanne und sie picheln doch dann
eine ganze Flasche Vodka-Hanoi (Reisschnaps, 32 Vol%).
Als deutscher
Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muss
oder ob schon andere deutsche Touristen da gewesen sind.
(Kurt
Tucholsky)
4. Tag, Mittwoch 11. März 2015
Halong Bucht
Ich
habe gar nicht gut geschlafen, ab 3.00 Uhr wälze ich mich im Bett hin und her,
keinerlei Anzeichen von Schlaf. Ich reiße die Balkontüre auf um frische Luft hereinzulassen
und stehe auch lange draußen am Geländer und genieße die Nacht. Im Morgengrauen
entfaltet sich der Blick in die Halong-Bucht, einem UNESCO-Weltkulturerbe mit
1.969 erfassten Inseln, davon tragen 980 einen Namen. In der anschließenden
Bai-Tu-Long-Bucht gibt es nochmals über 1.000 Inselchen zu erforschen.
Der
Morgen bringt dann fast einen Schock. 1.290.000,00 Dong macht die Rechnung von
gestern Abend aus, mit der meine Kreditkarte belastet wird. Ein Glück, das es
diese kleinen Plastikdinger gibt. Luc hatte uns ja empfohlen, 50 Euro p.P. zu
tauschen, das würde im Allgemeinen ausreichen, wofür?
Der
Bus bringt uns 500 Meter weiter zur Touristen-Warf, wo wir einen kleinen
Passagierdampfer namens Minh Puong besteigen. Dschunken wie aus den Prospekten
sehe ich aber keine mehr. Wir elf sind die einzigen Gäste an Bord und schon
schlingern wir los. Nachdem wir den Hafen verlassen haben, dürfen wir aufs
Oberdeck. Herrlich die Aussicht auf die vielen Felsbrocken der Halong Bucht.
Erster Stopp ist bei der Dong Thien Chung Höhle, einer wunderbaren großen
Tropfsteinhöhle. Die ist zwar nicht kilometerlang, wie auch die kleine Insel,
aber sehr hoch und geräumig. Kaum vom Schiff runter und bevors auf den Treppen
aufwärts zum Eingang geht, springe ich noch ans Ufer und nehme meine erste
Sandprobe. Der Ausgang liegt an einer ganz anderen Ecke der Insel und auf dem
Rückweg kaufe ich mir ein schönes lila Poloshirt. Erst am 4. Stand, die alle
das gleiche Programm anbieten, konnte man mir ein XXL vorlegen. Eine kleine
Modell-Rikscha fürs Wohnzimmerfenster komplettiert meinen Einkauf für heute.
Die
Schifffahrt geht weiter zwischen den vielen Inseln und Inselchen hindurch und
dann wird uns das Mittagessen mit Meeresfrüchten serviert. Tintenfisch,
Shrimps, Krebse, Fisch und und und ....
müssen wir vertilgen. Die Bedienung hilft uns beim Auspuhlen. Trotzdem bin ich
recht bald satt. Hanne erwirbt noch eine kleine Seidenstickerei für den
Wintergarten.
Während
es den ganzen Morgen über trocken, wenn auch etwas bewölkt war, beginnt es nun wieder zu nieseln. Das
ist momentan nicht schlimm, denn die Rundfahrt war trocken und gut abgelaufen.
Schade nur, dass es doch ziemlich diesig war. Den vielen Fotos fehlt etwas Blau
im Himmel. Trotzdem habe ich nur an Deck gesessen und genossen.
Nach
der Hafenrückkehr bekommen wir noch ungeplant eine kleine Stadtrundfahrt
geboten, Kaum sind wir einige Minuten gefahren, kommt dann der erste bei
Rundreisen obligatorische Stopp an einem Perlenverkaufsstand. Die Preise sind
hoch, das Kaufverlangen noch nicht ausgeprägt und so sind wir bald wieder am
Rollen.
So
kommen wir zum zweiten Toilettenstopp an einem Keramikladen etc., faktisch ein
identischer Partner von gestern. Nächster Halt ist bei einer Gruppe von Wasserbüffeln.,
die werden hier langsam rar, denn in den letzten Wintern sind viele erfroren.
Die vertragen die Kälte nicht und gebietsweise seien 60-70 % (ca. 50.000)
gestorben. Bevor es in die Stadt zurück geht, besichtigen wir noch einen
Friedhof und lassen uns von Luc erzählen, dass die Toten hier zweimal beerdigt
werden. Das erste Mal kurz nach dem Tod in einem Sarg wie bei uns. Nach circa
drei Jahren wird dieser wieder ausgebuddelt, der Sarg geöffnet und die Knochen gesäubert. Diese kommen dann
in einen kleinen Steinsarg und der wird wieder beerdigt, wobei dann diesmal ein
schönes aufwändiges Grabmal (Stupa) darüber errichtet wird. Diese unangenehme
Aufgabe muss normalerweise von den Kindern, insbesondere dem ältesten Sohn
gemacht werden. In den Städten machen
das auch professionelle Helfer. In Zentral- und Südvietnam ist dieser Brauch
nicht geläufig. Insgesamt kann man sagen, das das Sterben in Vietnam/Kambodscha
für die Kinder eine teure Angelegenheit ist. „Das machen wir gerne, denn wir
wollen unseren Eltern etwas dafür zurückgeben, weil sie uns ja aufgezogen
haben”, wird mir erklärt.
Bei
der Einfahrt nach Hanoi kommen wir an eine Baustellenumleitung und müssen daher
eine großen Umweg in der Rushhour
machen. Das ist vielleicht eine Kurverei. Die unzähligen Mopeds um uns rum
laufen stets Gefahr, umgenietet zu werden. Dazu kommt ein Konzert aus unzähligen
Hupen. Hier darf man keine Rücksicht nehmen, einfach drauflos fahren, sonst
kommt man nie ans Ziel. Einige Überholvorgänge, die ich erkennen kann, scheinen
mir aus Lebensmüdigkeit heraus gemacht zu werden. Trotz dieser Raserei und
Tollkühnheit brauchen wir fast 5 Stunden
bis zum Hotel.
Schnell
sind wir in dem gegen vorgestern doch kleineren Zimmer 1207 (andere haben
teilweise die gleichen Zimmer), machen uns kurz frisch und eilen zum
Abendessen. Ein Gang in die unbekannte Stadt und Suche eines Restaurants reizt
uns nicht, so Speisen wir im Hotelrestaurant leckeres vietnamesisches Essen.
Danach sind wir zu einem kleinen
Absacker in die Bar eingeladen. Wein wie alle alkoholischen Getränke
sind relativ teuer, da sie überwiegend eingeführt werden müssen. Die Weinkarten
der Hotels, auch der künftigen, zeigen meist chilenische, französische und
neuseeländische Weine. Deutschen Wein, hier von VillaWolff finde ich nur
vereinzelt. Weinpreise hier und in Kambodscha um die 30 €/Fl. Bier ca. 3
€/0,33. Bierdosen im Straßenverkauf ca. 1 €. Mit Trinkwasser aus Flaschen
werden wir tagsüber komplett kostenlos versorgt. Den geplanten Spaziergang in
die Altstadt ersparen wir uns heute. Hoffen wir, dass wir die Mitbringsel auch
andernorts noch kaufen können. (Hat aber nicht mehr optimal hingehauen)
5. Tag, Donnerstag, 12. März 2015
Hanoi - Hue
Heute
dürfen wir etwas länger schlafen.
Trotzdem klettern wir zu gegebener Zeit aus den Betten und eilen zum
Frühstück. Dann packen wir die Koffer,
denn es geht wieder zum Flughafen. Etwas Verlust ist immer, sagt das Sprichwort.
Als ich die Koffer wiegen will, muss ich feststellen, das der
Batteriefachdeckel fehlt. Den ganzen Rucksack kippe ich aus und werde aber
nicht fündig. Das gute Stück, dem ich ja die Batterien entnommen hatte, war mir
ja im Flugzeug am Sonntag rausgefallen. Anscheinend ging dabei der Deckel
verloren und ich habe ihn nicht unter dem Sitz gefunden. So muss ich jetzt nur
noch schätzen. Später am Flughafen wird sich zeigen, dass das nicht so einfach
ist.
Vorher
sause ich noch schnellen Schrittes zum Tru Bach Lake, in der Hoffnung, eine
Sandprobe zu ergattern. Pech, Das Ufer ist befestigt und es ist nur Schlamm zu
finden. So nutze ich die frühe Stunde, um etwas in der Altstadt rumzuschreiten.
Das Leben findet hier anscheinend auf der Straße statt. Vor jedem zweiten Haus
sitzen Einheimische und sind ihre Frühstückssuppe am Löffeln. Wenn ich dann
nebenan das Spülwasser sehe, in dem die Suppentassen geschwenkt werden, bin ich
richtiggehend satt. Fast alle anderen
Häuser beherbergen unten einen Laden, aber kein Universalmarkt, sondern schön
getrennte Fachangebote. Am Seeufer
überwiegen die Kneipen und zu dieser frühen Stunde werde ich schon
angesprochen, ob ich einen Kaffee, Tee oder Suppe haben will. Je mehr ich in
den Stadtteil hineinkomme, desto öfter sind auch Läden mit Markenware
vertreten, die schon optisch einen hervorragenden Eindruck machen. Da könnte
man kaufen.
Das
Verkehrsgewimmel in diesem doch hauptsächlich von Fußgängern genutzten Viertel
ist nicht weniger eindrucksvoll als gestern Abend auf der Hauptstraße. Wer keinen Mumm hat, bleibt stehen und auch
ich als Tourist überquere die Straße
jedes Mal unter hohem Bedenken um mein Leben.
Wieso
gibt es so viele Sternehotels in der Innenstadt. Die müssen doch neu erbaut
sein, denn einen nennenswerten Tourismus gibt's ja auch noch nicht allzu lange.
Durch Umbau der schmalen Handtuchhäuser kann man doch kein so respektables
Angebot herstellen. Bei den Rundfahrten ist zu sehen, das es eine Unmenge von
gut aussehenden Hotelhochhäusern gibt, die ja alle leben müssen. Auch die
vielen unseren Vorstellungen nahekommenden Restaurants zeugen von einem doch
leistungsfähigen Tourismusangebot. Übrigens, die Handtuchhäuser. Es geht auf
die alten vietnamesischen Kaiser zurück, die von den Franzosen ja ausgeblutet
wurden. Um existieren zu können, zogen sie eine eigene Steuer, die auf die
Straßenfront berechnet wurde. Die Einwohner wussten sich zu wehren und teilten
die breiten Häuser in schmale zimmerbreite Einheiten auf, da bis 3 m keine
Steuer fällig war. Das ging dann in den Baustil über und ist noch heute gut zu
erkennen.
Wir
rollen also zum Flughafen. Unterwegs verabschiedet sich Reiseführer Luc und
nimmt die Trinkgelder entgegen, die alle einzeln überreichen. Für den Fahrer
gibt er ein Kuvert in Umlauf. Luc hat in
Halle und Ostberlin Maschinenbau studiert und die Wiedervereinigung miterlebt.
„Da hattet ihr unwahrscheinliches Glück, sowas friedlich zu erleben. Bei uns
hat das 30 Jahre Bürgerkrieg bedeutet mit unermesslichen Schäden an
Menschenleben und Sachen.” Die DDR und heute Gesamtdeutschland haben hier in
Vietnam offensichtlich einen sehr guten Ruf. Am Flughafen ist wirklich Betrieb
und es dauert, bis wir eingecheckt haben und durch die Sicherheitskontrolle
sind. Dann die Enttäuschung, unser Flug verspätet sich. Mit einer Verzögerung
von 40 Minuten starten wir und kaum sind wir oben, setzt die Maschine schon
wieder zur Landung an. Die 569 km sind bei einer Geschwindigkeit von bis zu 800
km/h auf der Reiseflughöhe von ca 8.000 m schnell geschafft. Der Airbus 321 ist
mit 184 Passagieren voll ausgebucht. Als
Verköstigung gibt's für jeden ein Fläschchen Wasser.
Die
Koffer brauchen etwas und dann werden wir von Reiseführer Cong in Empfang
genommen. Die Koffer werden wieder in einen 20-Sitzer verladen und finden nicht
alle einen sicheren Platz. Er reklamiert bei seiner Agentur und morgen bekommen
wir zwar keinen größeren Bus, aber die Koffer werden mit einem Transporter
separat verladen.
Erste Station heute ist das Mausoleum of King Minh
Mang. Eine riesige Anlage im Stil der chinesischen verbotenen Stadt. Die sind
schon am zumachen und so müssen wir uns sputen um die Häuser bzw. Bogen zu
durchschreiten und die herrlich angelegte Gesamtanlage zu fotografieren. Für
die
vielen weiteren Themen aus dem Programm ist heute
wegen der Verspätung keine Gelegenheit mehr. Das Programm wird umgestellt und ist deshalb
morgen noch voller. Weil wir kein Mittagessen hatten gibt Cong allen eine Runde
Bananen aus, die er am Zuweg von einem kleinen Jungen erwirbt. Wenn es sich
auch um eine Grabanlage handelt, nutzte der Kaiser Minh Mang das Ganze als
Sommerresidenz, wo er sich mit seinen 152 Konkubinen vergnügte und es auf 184
Kinder gebracht haben soll. Über die Liebesakte mit dem Damen wurde genauestens
Buch geführt, damit die Reihenfolge der Prinzen nachvollziehbar war. Wie aber
die tägliche Auswahl erfolgte, will uns Cong nicht verraten. (Ob da auch die
türkische Gießkanne genutzt wurde?)
Am
Stadtrand, in einem alten Mandarin-Anwesen, werden wir zu Tische geführt. Ein
7-Gänge-Menü steht an. Die Portionen sind alle sehr lecker, aber für einige
Teilnehmer etwas mickrig. Ich wurde aber voll satt. Die Vorstellung der
Kung-Fu-Sportgruppe, die schon die deutsche Polizei trainiert hat, entgeht uns überwiegend, da gerade die
Suppe serviert wird und es draußen kräftig regnet. Interessant ist die
Vorführung einer Köchin, die uns am Tisch vormacht, wir man aus Gemüse
verschiedene Figuren schnitzt und zusammenstellt. Der Weg zum Auto wird später unter restauranteigenen
Regenschirmen zurückgelegt.
Im
Hotel wird gleich eingecheckt. Leider ist der Garten wegen des Regens
geschlossen und auch die Piano-Bar hat Ruhe.
Hanne und ich sind die Einzigen aus unserer Gruppe, die sich im
ersatzweise angebotenen Restaurant sehen lassen und ein Fläschchen australischen
Shiraz genießen. Als alle Gäste weg sind und die Bedienungen verstohlen zu uns herüberblicken,
begeben wir uns auf das große herrliche Zimmer
215 des Hotel Saigon Morin in Hue. Den Gutschein über 100.000 Dong für
eine Behandlung in der hauseigenen Beauty-Abteilung löst Hanne einfach nicht
ein.
6. Tag, Freitag, 13. März 2015
Hue - Da Nang - Hoi An
Schon
früh rappelt das Telefon und jagt uns aus dem Bett. Da wir gestern ja verspätet
ankamen, wurde das Programm etwas umgestellt und es geht früh los.
Das
Wetter spielt mit und wir können gemütlich im Garten frühstücken.
Dann
auf, nach wenigen Minuten Fahrt sind wir schon am ersten Ziel, der kaiserlichen
Zitadelle, einer riesigen Anlage. Teil davon
ist die verbotene Stadt. Diese
hat ein Kaiser aus der Nguyen Dynastie gegründet und in vielen Jahren
ausgebaut. Unübersehbar ist der 37 m hohe Flaggenturm. Stundenlang traben wir
durch die alten Gemäuer und Cong erzählt uns alles Wissenswerte und noch mehr
über die Kaiser und die Kaiserreiche Zentralvietnams, die ja erst spät von den
aus Norden anrückenden Vietnamesen überrollt wurden. Hue und besonders der
kaiserliche Palast wurden zunächst von den Franzosen 1947 stark beschädigt. Die
Amerikaner gaben ihm dann in der Tet-Offensive den Rest. Faktisch alles war
kaputt und die Reste wurden von der Bevölkerung als Baumaterial
abtransportiert. Nur wenige Gebäude wurden zwischenzeitlich mehr oder
weniger restauriert.
Dann
ging's zur Thien Mu Pagode mit dem Phuoc-Duyen-Turm, dem Wahrzeichen der Stadt
und der höchste Vietnams. Wirklich
interessant, so z.B. das Auto, vor dem sich der Mönch 1963 verbrannte um gegen
die Regierung Diem zu protestieren, was als Auslöser des zweiten
Indochinakrieges gilt. Hier werde ich gezielt fotografiert, einmal muss ich mich
sogar neben eine junge Frau und Ihren Sohn stellen, damit der Vater uns
zusammen ablichten kann. Ich sei ein wirklich schöner Mann, wird gegenüber
Hanne argumentiert. ???
Zurück
in die Stadt nehmen wir ein Drachenboot. Groß und geräumig und wir sind alleine
drauf. Mein Versuch, am Ufer Sand zu bunkern, bleibt ergebnislos, nur
Schlamm. Ein Bierchen trinken wir gerne
und dann werden Hemden und Kleider zum
Verkauf von der Besatzung angeboten. Der erste Versuch bei Hanne endet mit
einer Anprobe eines ao dai (langes geschlitztes Oberkleid) und dem enttäuschten Abwinken. Aber dann geht's erst
los. Als wir fertig sind, habe ich ein schönes Seidenhemd und Hanne eine fast
farblich identische Bluse. Trotzdem war die Fahrt schön. Besonders zur
Entspannung in der Frische des Fahrtwindes auf dem Fluss nach den anstrengen
Besichtigungen war es bestens geeignet.
Zum
Mittagsmahl kehren wir im Banana-Flower
ein, dem besten Speiselokal der Stadt (Lt. Cong). Uns wird hier ein 10-Gang-Menü
serviert, wirklich lecker, lauter kleine vietnamesische Köstlichkeiten. Sogar
die Hungrigen von gestern sind satt geworden.
Zum
Mittagsschläfchen gibt's eine 3-stündige Busfahrt nach Süden. Die Hauptstraße
der Nation, die N1, ist nach meinem Verständnis eine Katastrophe. Obwohl der
Bus nur 40-50 km/h fahren darf, gehen einem die Schlaglöcher und das
Geschüttele gewaltig auf die Knochen. An Schlafen oder ähnliches ist nicht zu
denken. Endlich kehren wir, nachdem wir eine Herde die Straße überquerender
Wasserbüffel fotografierten, zu einer Harmonie-Pause ein. Hier am Strand von
Lang Co nutze ich endlich die
Gelegenheit, mir eine Sandprobe zu ziehen. Dann geht's weiter. Trotz Umleitung
kommen wir so langsam auf der steilen und schmalen Straße auf den Wolken-Pass,
Hai-Van-Pass. Der macht seinem Namen alle Ehre und hat sich für uns in dicke
Wolken gehüllt. Am höchsten Punkt (496 m), umgeben von 1170 m hohen
Bergen, ist eine Sicht von nur noch
wenigen Metern und so fahren wir bergab. Diese Region, eine Wetterscheide
zwischen Nord- und Südvietnam ist seit urdenklichen Zeiten auch eine politische
Grenze zwischen den vielen Herrschaftsbereichen in der Geschichte des Landes.
Viele Mächte bauten im Laufe der Zeit Befestigungsanlagen und immer wieder
wurde hier gekämpft. Im letzten Krieg wurde die ganze Region abgeholzt bzw.
durch Chemikalien entlaubt. Heute wachsen auf dem teilweise noch
dioxinverseuchten Boden überwiegend Eukalyptus-Bäume. Die Bahnstrecke verläuft
in Küstennähe durch viele kleine Tunnel und für die gestiegenen Anforderungen
des heutigen Verkehrs wurde ein 6,3 km langer Tunnel gebaut.
Ein
Fotostopp muss sein und nach kurzer Fahrt halten wir an einem Aussichtspunkt.
Hier gelingen uns einige eindrucksvolle Bildchen, bevor wir weiter bergab nach
Da Dang fahren. Hier tausche ich meinen
Sand gegen eine neue Probe vom China-Beach ein. An diesem Strandabschnitt
landeten 1965 die ersten US-Bodentruppen, um den unsäglichen Vietnamkrieg zu
forcieren.
Das
Museum der Cham, den alten Herrschern des Reiches, steht auf dem Programm. Cong
gibt wieder sehr ausführliche Infos, obwohl die Öffnungszeit verrinnt. Aus Zeitgründen sind wir mit dem Bus
vorgefahren. Der geplante Rikscha-Ausflug konnte leider nicht umgesetzt werden.
Auf
der Weiterfahrt kommen wir durch die seinerzeit von den Amerikanern als
Kaserne, Flugplatz, Erholungsstrand usw. genutzte Region. Verfallende
Kasernengebäude, moderne großflächige Strandresorts und hässliche Hotelblocks
wechseln sich ab. Dazwischen eine ganze Reihe von Bauruinen. Offensichtlich ist
mit diesen Touristeninvestitionen doch nicht alles grenzenlos machbar. Die
Marmorberge, fünf aus der Ebene aufsteigende Felskegel, sind wegen ihrer vielen
schönen Höhlensysteme ein begehrtes Ausflugsziel. Unser Plan sieht da leider
keine Besichtigungen vor. Wir halten
aber an einem Marmor-Verkaufsstand. Da ist vielleicht ein Angebot. Auf einer
riesigen Freifläche und zwei großen Hallen wird alles verscherbelt, was nach
Marmor aus den naheliegenden Marmorbergwerken aussieht. Das meiste Gestein
komme heute aber aus den Bergen Nordvietnams, steht in einem Reiseführer. Eine
Unmenge an kleinen uns kleinsten Werken bis zu hunderten von tonnenschweren
Figuren ist alles zu haben. An vielen markanten Punkten der Region haben sich
„Neureiche” mit dem Aufstellen überdimensionierter Götterbilder verewigt. Laut Programm
handelte sich bei diesem Stopp um einen Besuch im Dorf der Steinmetze, Non
Nuoc.
Endlich,
es ist schon dunkel, kommen wir in
unserem Hotel, dem „Hoi An Riverside Resort” in Hoi An an. Wir werden in unser
Zimmer 4 in Haus 22 geführt, da wir das sonst in der Unzahl von einzelnen
kleinen Häusern nicht gefunden hätten.
Ich
habe mir heute Mittag auf der Schiffstour einen Sonnenbrand auf dem rechten Arm
eingefangen, den ich nun intensiv pflegen muss. Immer dasselbe bei mir im
Frühling.
Nach
einer ausgiebigen Regenerationsphase traben wir ins Restaurant. An einem
Ausflug in die nahe Stadt haben wir für heute Abend keinen Bedarf mehr. Hier
sind schon die meisten unserer Gruppe versammelt und wir schließen uns an. Mein
Beef ist etwas trocken, aber das ist ja bei den klapperdürren Kühen hier kein
Wunder. Hannes Pork-Rippchen entpuppen sich als Schweinegeschnetzeltes. Wunderbar, die haben ja deutschen Wein aus dem Rheingau (Guntersblum) auf der Karte.
Das ist fast die teuerste Flasche. Trotzdem will ich die haben. Pech (oder
Glück???) die ist ausgetrunken.
Der
Abend entpuppt sich als ein superschöner Klönabend. Die Bedienungen langweilen
sich gewaltig, weil wir einfach nicht aufstehen.
So
und jetzt reichts für heute.
Wie sagen die
Vietnamesen:
„Mit jedem
Tag des Lebens kommt ein Stück Weisheit hinzu”
7. Tag, Samstag 14. März 2015
Hoi An
Langes
Schlafen ist bei uns Kulturreisenden verpönt.
Nach dem Frühstück sind wir um 8.30 Uhr schon am Fahren. Es geht ins
Stadtzentrum von Hoi An. Hier gibt es eine große Fußgängerzone, die größte in
Hinterindien. Da kann man gut flanieren, nur noch Fahrräder dürfen rein. Das
gewaltige Mopedgewusel in den anderen Straßen bleibt außen vor. Hoi An ist
Weltkulturerbe der UNESCO.
Glücklicherweise blieb es von großen Zerstörungen in den Kriegen des
letzten Jahrhunderts verschont, sodass es heute zurecht als das Rothenburg
Vietnams bezeichnet wird. Nach dem Besuch
des Hoi Quan Phuoc Kien (Versammlungshalle der Chinesen) wo wir eine
Geburtstagskarte für Fiona kaufen, spazieren wir über die japanische Brücke,
umrunden den Markt, wo es hunderte von kleinen Verkaufsständen gibt.
Überwiegend Lebensmittel. Da ist etwas los. Wer soll das alles kaufen? An allen
Ecken stehen Verkäufer mit diesen Faltkarten, die beim Aufklappen die schönsten
Gebäude oder Skulpturen ergeben. Angeblich Arbeiten von Behinderten, aber bei
der Menge und Einheitlichkeit kommen mir da aber starke Zweifel. Beim Fotografieren
ist mit Vorsicht vorzugehen, die wollen dann schnell alle viel Geld fürs
posieren. Dauernd wird man angequatscht um etwas zu kaufen. Ein Mann bietet
Hängematten, saugut und saubillig an. Er
kann einige Brocken deutsch. Das Haus der Familie Quan Thang ist ein
hervorragend erhaltenes „chinesisches” Altstadthaus. Im Vorderhaus, früher dem
Geschäftshaus der chinesischen Händler, bestechen herrliche Holzarbeiten und
auch die mit Intarsien belegten alten Möbel künden von dem ehemaligen Reichtum
der Familie. Uns wird hier ein leckerer Jasmintee gereicht. Verbunden
durch
einen Innenhof kommt man zum Wohnbereich. Wobei das Erdgeschoss noch als
Durchgangslager zum Fluss diente. Der Besuch in einer Seidenstickerei gibt uns
interessante Einblicke in die Seidenraupenzucht bis zu fertigen Produkten. Die
hier ausgestellten Seidenstickereibilder sind herrlich. Wir fragen überhaupt
nicht nach dem Preis. Viele junge Frauen sind nach Vorlagen solche Bilder am
Sticken.
Eine
kleine Schiffsreise mit einem kleinen Kahn über den Hoai-River beruhigt und der
Fahrtwind auf dem Wasser kühlt unsere
schwitzenden Körper. Unterwegs begegnen wir Senknetzfischern, die ihre großen
Netze mit weitem Schwung auswerfen. Zunächst denke ich an eine
Touristenattraktion und greife schon zu Trinkgeld, aber die lassen uns
ungestört vorbeifahren. Überhaupt ist in ganz Indochina der Fischfang ein
wesentliches wirtschaftliches Standbein. Am Flussufer und den zuführenden
Kanälen sieht man hier an festen Stangen fertig aufgespannte Netze, die gegen
Abend mittels Kurbel ins Wasser gelassen werden. Drüber hängende Lampen locken
die Fische und anderes Wassergetier an und beim Hochziehen ist das Netz
gefüllt.
Das
Mittagessen besteht wieder aus 7 Gängen
original einheimischer Art. Alles sehr lecker und trotz der kleinen Portiönchen
ausreichend. Nur Hanne verzichtet auf den leckeren Fisch, der komplett mit Kopf
und Flossen gebraten wurde und so auf den Tisch kommt. Das Teilen mit den
Stäbchen, damit jeder gutes Fleisch bekommt, stellt sich wegen der großen
Gräten als nicht einfach heraus. Überhaupt werden uns bei den Essen immer 4-er
Platten vorgesetzt, die wir uns dann selbst aufteilen dürfen.
Der
Rest des Nachmittags ist zur freien Verfügung. Das Angebot, in der Stadt zu bleiben
und später mit Taxi oder Shuttle-Bus ins
Hotel zurückzufahren, nimmt keiner an. Alle wollen mal ausruhen. So auch wir. Danach ein kurzer Spaziergang durch das
kleine in der Gegenrichtung liegende Dorf. Bis zum Strand ist es uns aber dann
doch zu weit, so setzen wir uns an den Hotelpool und genießen ein Bierchen.
Zum
Abendessen sitzen wir alle zusammen und schwärmen von den schönen Tagen. Hanne bestellt sich Chicken und separat Reis,
da gestern keine Beilage dabei war. Eine Schüssel trockenen Klebereis und ein
Teller mit gebratenem Hühnchenfleisch. Dazu
ein Spritzer Senf und ein Hauch scharfe Soße. Sie jammert, ist gar nicht
zufrieden, bekommt es gar nicht runter und meckert mit mir, weil ich angeblich
nicht bei der Auswahl in der vietnamesischen Speisenkarte geholfen habe. Ich
probiere und finde es geschmacklich zumindest lecker. Sie verzichtet und so
genießen wir eben ein Fläschchen Wein mehr.
8. Tag, Sonntag, 15. März 2015
Hoi An - Ho Chi Minh Stadt / Saigon
Früh
geht's raus, die Koffer werden verladen und nach einem „kalten” Frühstück
geht's zum Flughafen Da Nang. Einchecken und die gewöhnliche Wartezeit, bis zum
Losfliegen. Kaum oben, geht's schon wieder runter. 606 km sind das nur und wir
fliegen bis auf 9.144 m hoch und bis zu 920 km/h schnell mit der Airbus A 321.
In
Saigon haben wir bald unsere Koffer und wir rollen durch die Stadt. Erste
Station ist die Kathedrale und die danebenliegende Hauptpost. Dann zu Fuß durch
die Einkaufsstraße, vorbei an vielen weiteren kolonialen Gebäuden. Die Gebäude und Hotels, die aus der
amerikanischen Zeit so berühmt sind, können wir noch besichtigen. Ein leckeres
einheimisches 7 Gänge Menü gibt uns Kraft für weitere Unternehmungen. Die
Besichtigung des „Palast der Wiedervereinigung” ist Pflichtprogramm für alle
Touristen und einheimische Schulklassen. Über 100 Räume, die noch heute so
vorzufinden sind, wie sie 1960 unter Präsident Diem waren, stehen zur Besichtigung offen. Riesig und einer Diktatur
würdig.
Dann
noch eine dreiviertel Stunde im Museum für moderne vietnamesische Kunst, bevor
es Zeit ist, aufs Schiff zu fahren.
Die
Lan Diep liegt im Hafen, direkt im Stadtzentrum. Wir werden begrüßt und
bekommen eine erste Einweisung.
Frisch
machen, Hanne packt endlich die Koffer aus, und wir begeben uns auf
Erkundungstour. An Deck machen wir es uns gemütlich und schlürfen einen Tee.
Übrigens ist heißer Tee ein gutes Mittel gegen den Durst in dieser heißen und
luftfeuchten Region.
Das
Abendessen nehmen wir in gemütlicher Runde ein. Lediglich ein Paar ist aus
Kasachstan zu uns gestoßen, die anderen sind noch auf dem Flug. Als die endlich
ankommen, winken wir zur Begrüßung noch vom Sonnendeck und dann aber ab in die
Heia.
Eine Reise
ist wie ein Trunk aus der Quelle des Lebens.
(Friedrich
Hebbel)
Hauptprogramm
9. Tag,
Montag, 16. März
Ho Chi Minh Stadt - Saigon
So
heute beginnt das Hauptprogramm. Wir
sind ja nicht zum Vergnügen hier, darum klettern wir um 6.00 Uhr aus den Federn. Ein leckeres und
umfangreiches Frühstücksbuffet gibt uns die nötigen Grundlagen. Es ist hier auf
dem Schiff etwas weniger einheimisch/chinesisch, dafür mehr europäisch. Um 8.00 Uhr fahren wir in zwei Gruppen mit
guten Bussen zur Stadtbesichtigung. Wir laufen die gleichen Strecken wie
gestern Nachmittag, aber daneben gibt es
weitere interessante Informationen. Es ist eben schwierig, die gestern spät
angereisten Gäste und uns Vorprogramm-Teilnehmer im gleichen Ort unter einen
Hut zu bringen.
Der
Moped- und Tuk-Tuk-Verkehr lässt dem Hanoier aber wirklich in nichts nach. 5
Millionen dieser Zweiräder sollen täglich in diesen teils engen Straßen unterwegs sein. Saigon
mit der langen chinesischen Handelstradition hat in den 10 Jahren von der
Wiedervereinigung bis zur Wirtschaftsöffnung nichts von seinem kapitalistischen
Wesen verloren. Hier scheint jeder zu handeln oder bietet sich als Fahrer oder
für sonstige Dienstleistungen an. Aber dieser Boom hat auch seine
Schattenseiten. Der Guerillakrieg fand überwiegend im Umfeld der Stadt statt
und viele Landbewohner flüchteten in die Stadt, sodass sich die Einwohnerzahl
in kurzer Zeit mehr als verdoppelte. Dies brachte viele Slums zum Entstehen und
die Infrastruktur und Wohnraumbeschaffung sind noch heute drängende Probleme.
So
haben wir Gelegenheit, in der schönen Hauptpost Postkarten mit Porto zu kaufen.
Außerdem gelingt es uns, hier eine Bastmaske zu erstehen. Die waren ja im
Phoenix- Reiseführer so lobend erwähnt. Bisher hatten wir sie aber nur in Hanoi
gesehen und kamen da nicht zum Kauf.
Die
Kathedrale, deren Baumaterial einschließlich der Backsteinziegel aus Frankreich
importiert wurde, ist innen sehr schlicht. Weiter traben wir zum alten
CIA-Gebäude, von dem aus 1975 die letzten 9.000 Amerikaner und Anhänger
ausgeflogen wurden. Die Leiter, mit der die Flüchtenden aufs Dach stiegen,
steht noch wie damals. Heute fällt das niedrige Gebäude unter den umgebenden
Hochhäusern gar nicht mehr auf.
Am
Palast der Wiedervereinigung wird nur für die Neuen ein kurzer Fotostopp
eingelegt.
Mieu
Thien Hau, die Assambly Hall oder altchinesische Versammlungshalle mit Tempel,
ist sehr eindrucksvoll. Die Dachfirste sind über und über mit Szenen aus
verschiedenen Legenden geschmückt. Die feinen Reliefs aus bemalter Keramik
leuchten teils eindrucksvoll im Sonnenlicht. Andere harren der Restaurierung.
Wir haben hier auch eine Räucherspirale gekauft und mit einem Wunschzettel zu
den vielen an die Decke hängen lassen. (20.000 Dong = 80 Cent) Vom Volumen her
sollen die knapp einen Monat brennen, wenn sie nicht vorher aus Platzmangel
abgehangen werden.
Weiter
ins Chinesenviertel Cholon, wo wir durch den Markt traben. Unvorstellbar, was
hier für ein Gewusel ist. Die Durchgänge zwischen den einzelnen Ladenreihen
sind extrem knapp und da rasen die Lieferanten und Boys mit frischen Waren auf
ihren Stoßkarren durch. Wer nicht aufpasst, ist seine Zehen los. Hanne ersteht
eine große Tüte karamellisierten Ingwer. Prima scharf.
Ein
leckeres Mittagessen im Hotel Majestic, einem der ältesten und besten Häuser der Stadt. Die
Dose Zusatzbier war mit 135.000 Dong zwar nicht billig, aber beim Bedienen
wurde uns einzeln vorgelegt. Nicht wie sonst, wo wir uns aus den Gruppenplatten
selbst versorgen müssen.
Im
Historischen Museum gab es tausende alte Fundstücke aus der Frühgeschichte
Vietnams zu bestaunen. Dazu kam eine Vorführung des Wasserpuppentheaters. Das
war Touristennepp. Mit der Vorstellung in Hanoi nicht vergleichbar.
Nächster
Punkt war die Markthalle. Ähnliches
Angebot wie bei den Chinesen, nur noch enger, noch mehr Gewusel. Trotzdem
gelingt es uns, eine Packung
Weasel-Kaffee, dem Kaffee Nr. 1 in der Welt, zu erwerben. Das ist der Kaffee,
dessen Bohnen zunächst durch einen Katzenmagen gegangen sein müssen, bevor sie geröstet werden. Derweilen
trinken wir eine Kokosmilch, direkt aus der Nuss. Die kommen mir hier im
Allgemeinen größer und dicker vor als sonstwo.
Um
ein keines Armband für Fiona zu
erstehen, muss ich meine ganze Verhandlungskunst aufbieten, bevor wir es von 4
auf 2 Dollar runter gehandelt haben.
Der
Besuch in einer Lackmalfabrik bildete einen weiteren Höhepunkt der Rundfahrt.
Allein schon die Erklärung, wie die imposanten Stücke produziert werden, lässt
einen in Ehrfurcht erstarren. Uns gelingt es, einen kleinen Teller für den
Wintergarten zu erstehen. Mitreisender
Henry ist unglücklich, weil seine Kreditkarte im Zimmertresor liegt und seine
Frau daher nicht zuschlagen konnte.
Beim
Weiterfahren sehe ich eine mobile Motorradwerkstatt auf dem Bürgersteig. Unter
einem schattenspendenden Baum hat da einer sein Werkzeug ausgebreitet und die
Fahrer stehen Schlange, um sich ihre Transportgeräte flicken zu lassen.
Zurück
auf der Lan Diep wird sich frisch gemacht. Ich putze mal meine Hörhilfen, die
ganz schön verschmiert sind und dann
wird auf dem Sonnendeck mit Kaffee, Tee und Angkor-Bier aus Kambodscha auf den
Begrüßungstrunk gewartet. Die Zeit vertreiben wir uns mit dem Schreiben einiger
Postkarten.
Phoenix-Reiseleiter
Peter Stratmann stellt die gesamte Crew von 25 Personen vor, die für uns 42
Gäste zuständig sind. Dann gibt er noch einen ausführlichen Bericht über alles
Mögliche an Bord und bei den Ausflügen einschließlich der Bedienung der
Klimaanlage.
Beim
Abendessen genießen wir wieder leckere einheimische Gerichte und Weine. Heute
gönne ich uns einen roten Franzosen von Philippe de Rothschild. Hier im
klimatisierten Restaurant müssen wir immer bald weichen, damit der Frühstückstisch gerichtet werden kann.
Auf dem Sonnendeck trifft sich eine nette Gesellschaft und genießt den Abend. Den angebotenen Spaziergang in die
nächtliche Stadt nehmen nur ganz wenige war, zumal der Hafenbereich schon um
23.00 Uhr geschlossen wird. So
schleichen die Ausflugsschiffe an uns vorbei. Sie sind nicht so voll wie
gestern Abend und der Karaoke-Gesang ist nicht mehr störend.
Wieder
sind wir die letzten Gäste, die vom Sonnendeck zur Kabine schleichen. Dort wird
noch ein Wäschesack gepackt und ich berichte, bis mir die Augen zufallen. Irgendwie
scheint die Wirkung der guten Weine und Biere bei den Temperaturen doch stärker
zu sein. Auch ein Gratulationstelefonat zu Gisela klappt noch.
Fremde
Länder, fremde Sitten, fremdes Land
- vermehrt den Verstand.
10.
Tag Dienstag, 17. März
My
Tho
Xin Cháo, Good Morning
Vietnam! Um 6 Uhr springen die je 1500 PS
der beiden Schiffsdiesel an und wir verlassen Saigon. Auf Deck wird
rundumgestaunt wie wir durch das riesige Hafengebiet und unter der Phu My
Brücke durchfahren (1.946 m lang, 45 m Höhe, 35 m breit mit 140 m hohen
Pylonen) Das bunte Treiben auf dem Fluss, der noch ca. 50 km zum Hafengebiet
von Ho Chi Minh zählt, ist aufregend zu beobachten. Ganz schön schnell unser
Pott. 29 km/h ist Standard. Je nach Wasser bzw. Tidehub geht's bis zu 40 km/h.
Die einheimischen Warentransportschiffchen sind teilweise auch recht flott,
sodass man beim Begegnungsverkehr schon
mal kritisch zuschaut. Fast alle Schiffe, ob Sampan, Lastkahn, Schlepper oder
Fähre, alle haben auf dem Bug zwei große Augen aufgemalt. Diese sollen die
Sicht des Kapitäns verbessern und den Flussgott milde stimmen. Nicht zu
verwechseln sind diese Augen mit den von der Caodai-Sekte, der wohl
farbenprächtigsten Religionsgemeinschaft der Welt, in ihren Kirchen aufgemalten
zentralen großen - göttlichen Augen. Die Fotoapparate klicken endlos und
gelungene Schnappschüsse werden rundgezeigt.
Hier
oben am Sonnendeck steht rund um die Uhr Kaffee und Teewasser sowie Trinkwasser
und Kleingebäck bereit.
Heute
stehen die Vorbereitungen für die Grenzpapiere nach Kambodscha an.
Phoenix-Reiseleiter Peter hat 4 Formulare p.P. anhand der Pässe und Anmeldungen
schon vorausgefüllt, sodass wir nur unterschreiben und ein Passbild liefern und
dazulegen müssen. Einige haben es verständlicherweise vergessen, die werden von
ihm geknipst, In Asien sei das auch möglich, meint er.
Wir
fahren in den Cho Gao Kanal, der von den Franzosen Ende 1800 gebaut wurde und
den Saigon-Fluss mit dem Mekong verbindet. Damit wurde der Bogen übers Meer
entbehrlich. Der Verkehr ist hier gewaltig. Von Binnenschiffen ähnlich der
Mosel bis zu kleinen Schuten gibt es alles. Die sind oft richtig hoch bepackt.
Andere liegen so tief im Wasser, das man meint, die laufen voll. Da im Delta
mangels Straßen und Brücken alles übers Wasser geht, verkehren täglich ca.
4.000 Schiffe hier durch. Unser Kapitän hupt fast so oft wie die Mopeds in der
Stadt. Der Wasserweg ist etwa so breit wie die Mosel. Links und rechts Palmen
und Gebüsch, dazwischen kleine Hütten, mal mehr, mal weniger ansehnlich. Hier gibt
es anscheinend viele Fahrräder, denn die sieht man im ufernahen Bereich rollen.
Mir fällt besonders auf, das eine Unmenge von Leichtern mit Sand Richtung
Saigon gehen, während die leeren Plattformen von uns überholt werden. Der Sand
dient dem Bau von Uferbefestigungen und
Dämmen, aber auch um neues trockenes Land für Bau, Beton und
Landwirtschaft zu gewinnen.
Es
wird langsam wärmer. An das feuchtwarme
Wetter müssen wir uns noch gewöhnen. Die Sonne brennt unerbittlich und soll lt.
Warnung auch mit kräftigen UV-Strahlen bestückt sein. Trotz dem
Sonnenschutzsegel begeben wir uns in die gut gekühlte Kabine. Ich habe sonst Bedenken, das die
Sonnenstrahlen vom Wasser reflektiert werden uns mich dann verbrennen. Es juckt
nämlich schon im Genick.
Hier
haben wir einen guten Ausblick, aber nur nach der Backbordseite. Lästig ist,
das der Umlauf draußen vorbeigeht und man daher mit dem Zurückziehen der
Gardinen etwas sparsam ist.
Das
Mittagessen wird hier an Bord nun immer als Buffet angeboten. Das ist gut und
man kann sich holen, was man will und wie viel man davon will. Eine große Auswahl
an Salaten mit mehreren Dips und Saucen, Gemüse, Suppe, Fisch, Fleisch und
verschiedenes Obst steht stets bereit. Lecker. An die völlig andere Würzart
gewöhnt man sich schnell und das Sojasoßenkännchen wird auch von mir oft benutzt.
Zwischenzeitlich
liegen wir vor My Tho im Mekong auf Reede. Ein kleines Bötchen kommt vorbei und
nimmt uns mit. Erste Station ist die Vinh-Trang-Pagode. Da stehen vielleicht
große Buddha-Figuren. Am besten gefällt mit der lächelnde Buddha, sein
Gesichtsausdruck und sein Bauch sind mir einfach sympathisch. Auch das Umfeld
mit den unendlichen Blumen und den vielen Bonsai-Bäumchen ist echt
beeindruckend. Einrichtung und Pflege wird überwiegend von den sogenannten Boatpeople, den Emigranten in die
USA nach dem Sieg des Vietcong, finanziert.
Als
Guide dient uns hier in Vietnam Dona, ein kleiner aber gut deutsch sprechender
Reiseführer. Er wird uns bis zur Grenze begleiten.
Der
CaoDai Tempel ist hingegen trotz seiner Farbenpracht fast schlicht. Nur die
symbolische Ausstattung mit fast allen Gottheiten, dem (linken) Auge usw. zeigt
die Gedankengänge dieser relativ jungen Religionsgemeinschaft. Auch den bunten
Leichenwagen (Sargtransporter) kann man ansehen. Bei uns würde sowas als super
Karnevalswagen laufen können.
Die
Sonne brennt vom Firmament und ich habe
Angst vor einem Sonnenbrand. So erwerbe ich mir noch schnell einen faltbaren
Bambushut für einen ganzen Dollar, damit dieser mein Genick im Schatten hält.
Hanne läuft schon seit gestern darunter herum. Eine Mütze mit Genickschutz ist
nicht zu finden und ein großer Vietnamesenhut ist mir zu sperrig.
Mit
dem Boot schippern wir wieder über den Mekong auf eine Obst-Insel. Hier
serviert man uns Tees und verschiedene Obstproben. Danach werden wir in kleinen
Paddelbötchen (4 Gäste, 2 Ruderer) durch die Bambuswälder gerudert. Einige
Mitfahrer meinen, im Spreewald zu sein. Nur die Gurken fehlen. Hier wie überall
auf dem Märkten wird die Stinkfrucht angeboten. Wegen der damit einhergehenden
Risiken ist das Mitbringen in die Hotels oder aufs Schiff verboten. Zwar reden
die Reiseleiter davon, aber uns wird keine in irgendeiner Form zum Probieren
angeboten. Eine Führerin erklärt uns, das die Frucht rotz des unangenehmen
Geruchs gut schmecke. „Bei Euch gibt es ja auch den Stinkkäse, der schmeckt
auch prima und riecht nicht gut” ist ihre Erklärung.
Zurück
auf der Lan Diep fährt diese sofort weiter nach Cai Be. Wir erfrischen uns und
eilen zur Happy Hour. Nach einem kurzen aber informativen Bericht von
Reiseleiter Peter wissen wir, was morgen auf uns zukommt. Wir lassen uns auch
schon gleich die Reise in unserem Bordbuch einstempeln. Die gut harmonierende
Gruppe aus dem Vorprogramm versucht immer wieder zusammen zu sein. Da ist eine
wirklich gute Stimmung entstanden.
Einige andere Zugestiegene scheinen dagegen etwas ”gewöhnungsbedürftig” zu
sein.
Das
Abendessen wird heute, wie für abends immer angesagt, in Menüform gereicht,
während wir mittags ein Buffet haben. Heute Mittag hatten wir schon aus drei
Gerichten ausgewählt. Mit gefällt das doch besser, wenn jeder sein Essen
vorgesetzt bekommt. In den Hotels bisher wurden immer Platten für 4-6 Personen
aufgetischt und man musste aufpassen, alles zu bekommen bzw. nichts zu viel zu
nehmen. Wenn auch die Besteckvorlagen
etc. hier im Süden besser sind als das mehrmalige „blanke-Hand-Schaufeln” oder
das Zugreifen mit der eigenen benutzten Gabeln in der Region Hanoi.
Hanne
hat zu viel gegessen uns wir klettern zu einem Verdauungsschnaps auf Deck. Der
Film „Goooood Morning, Vietnam” ist zwar interessant, aber wir überlassen die
Plätze gerne anderen Mitreisenden.
Die
Lan Diep liegt bei Cai Be über Nacht auf Reede. Mitten im Fluss.
11. Tag,
Mittwoch 18. März 2015
Cai Be - Chau Doc
Kaum
ist es hell, stampft unser Schiff weiter nach Xin Chaos, wo wir gegen 8.00 Uhr
auf kleine Ausflugsboote umsteigen und durch das Delta und an Land fahren.
Vorbei am schwimmenden Großmarkt, wo sich die einheimischen Händler mit frischer
Ware versorgen. Die Boote haben an Bambusstangen Symbole hängen, damit die
Käufer von weitem wissen, was es wo zu kaufen gibt. Die ufernahen Zonen sind
massiv mit Wasserhyazinten, einem Unkraut, bewachsen. Später zeigt sich, dass
diese Seepflanzen auf dem ganzen Fluss teilweise richtige Felder gebildet
haben. Da die an sich schwimmenden Blätter lange Wurzeln fallen lassen, die
sich im Boden festkrallen und dann dort Sand ansammeln können ganze Sandbänke
und Inseln entstehen. Das ist für die Schifffahrt teils recht lästig. Die
Flussseite der Uferhäuser zeigt einen tiefen Einblick in das Leben hier.
Ojejeje.
|
Bei
einem Dorfspaziergang (die ganze Stadt hat nur 300.000 Einwohner) wird uns
gezeigt, wie man z.B. Puffreis herstellt. Auch die Produktion von Oblaten,
Reispapier und Fischsoße können wir im Detail verfolgen und die jeweiligen
Produkte auch kosten. Dabei darf natürlich Bananenwein (Schnaps) und
Reisschnaps (Vodka Vietnam) nicht fehlen. Mehrmals wird uns auch Tee dazu
angeboten. Als Brennstoff für die Befeuerung der Pfannen und Tiegel nimmt man
Reis-Spreu, der heizt schnell gewaltig auf und ist leicht und billig zu
beschaffen. Holz ist rar und teuer. In der Rote Khmer-Zeit wurden die Wälder
rücksichtslos abgeholzt, um das Holz zu verkaufen. Die Asche wird als wertvoller Dünger verkauft. Eine
Dose Lotusblütentee wird auf dem Rückflug unseren Koffer füllen. Diese teils
familienbetriebenen kleinen Manufakturen sehen so aus, wie man sich so eine
Anlage im Urwald vorstellen kann. Überraschend ist dann die fertige
Produktverpackung. Wie aus dem Ei gepellt, man meint, die sei im Supermarkt
gekauft. Im Globus kann man sich dann nicht mehr an diese doch recht primitive
Herstellungsform erinnern und vermutetet dahinter eine nach westlichen
Maßstäben hygienische Fabrik.
Der
Weg (die Hauptstraße) ist rege befahren, knapp 2 Meter breit und verläuft
mitten durch Verkaufsläden und Produktionshallen. Eine schöne katholische
Kirche wird bewundert. Der anschließende Rundgang durch den lokalen Markt macht
es uns mal wieder deutlich, wie gut es uns geht. Hier gibt es alles und in den
engen Gängen fahren auch die Mopeds und Fahrräder durch. Da es draußen keine
Parkplätze gibt, fährt man zum Einkauf
eben voll rein. Die Leute hier haben keine große Vorratshaltung - wo
auch - und kaufen täglich frisch auf dem Markt ein. Lebende Hühner und Gänse
werden offen in allen Verarbeitungsstufen bis zum verzehrfähigen Stückchen in
allen Variationen geboten. Schlangen, Krebse, Fische und alles andere lebt
noch. Das Gemüse macht einen frischen Eindruck und zeugt von einem schnellen
Umsatz. Reis in allen Variationen - in
Vietnam gibt es 16 verschiedene Sorten -
steht säckeweise den Touristen im Weg. Eine unendliche Vielzahl von
Gewürzen bildet die Grundlage wunderbarer Bilder. Übrigens Bilder, da wird
vielleicht drauflos geknipst, was ich da alles sortieren muss. Aber man könnte
ja ein Motiv verpassen. Mit meinem neuen Fotoapparat bin ich bisher sehr
zufrieden. Trotz der doch oft schlechten Lichtverhältnisse unter den Planen der
Marktstände und der Geschäftchen am Straßenrand sind die Bilder immer gut
ausgeleuchtet. Das durch die hohe Iso-Zahl die Bilder etwas pixelig werden
können, wird wohl bei der kleinen Größe keine Rolle spielen. Auch die
Sporteinstellung macht gute Bilder im Vorbeifahren aus dem Bus.
Während
man sich in den vielen Shops am
Straßenrand und bei den mobilen Souvenirverkäuferinnen kaum vor der ständigen
Ansprache „one dollar please” retten kann, kommt das im Markt, insbesondere bei
Lebensmitteln, nicht so vor. Viele Verkäuferinnen und Verkäufer sitzen im
Schneidersitz bei ihrer Ware und reagieren auf uns durchziehende Touristen gar
nicht. Warum auch, sie sehen uns westlichen Gesichtern ja an, dass wir keine
Lebensmittel kaufen wollen. In jedem Markt ist ein großer Bereich mit Garküchen,
an denen ein reger Verzehr herrscht. Die haben alle einen Stapel kleiner
Hocker. Die nehmen sich die Gäste und setzen sich einfach mitten in den Gang
und löffeln mit Stäbchen ihre Nudelsuppe.
Mit
den Booten zurück zum Schiff. Hier müssen wir uns bei jedem Betreten von Land
die Hände desinfizieren und bekommen einen kühlen Mocktail (alkoholfreier
Cocktail) gereicht.
Ohne
große Auslaufmelodie nimmt die Lan Diep Fahrt auf, damit wir am frühen
Abend Chau Doc erreichen.
Für
den Rest des Tages ist Seetag und ich kann ein bisschen über die Lan Diep
plaudern. Lan Diep bedeutet Romeo und Julia auf vietnamesisch. Ihr
Schwesterschiff Toum Tuev bedeutet das gleiche auf kambodschanisch.
|
Das
Schiff wurde 2007 in 9 Monaten erbaut, Brutto-Raumzahl 450 Tonnen, Länge 49,50
m, Breite 10 m, Tiefgang 1,50 m. Höhe ober Wasserlinie 7,20 m, Stahlwand von 8
mm Dicke. Darüber hat es außen eine
Holzverkleidung so dass es aussieht als sei es ein komplettes Holzboot.
Das
Holz ist gepflegt und wird regelmäßig geölt. Ähnliche Hotelschiffe, größer und
kleiner, begegnen uns immer wieder.
Die
Kabine ist etwa 4 x 4,5 m incl. Dusche
und WC. Das Zimmer ist ca. 1 m hoch mit
einer dunklen Holzvertäfelung versehen,
darüber eine Basttapete die auch an der Decke klebt. Holzfußboden, Schränkchen,
Schreibtischchen und Klimaanlage bilden die weitere Ausstattung. Die Betten
sind hochgebaut, so kann man darunter gut die Koffer verstauen. Bad und Dusche
sind komplett mit Holz vertäfelt, der Boden ist gefliest. Auch ein Möbeltresor
für die Wertsachen ist im Kleiderschrank. Im Zimmer wie im Bad stehen kleine Wasserflaschen zum
Trinken und Zähneputzen. Sowieso sollen
wir wegen der Hitze, heute sind´s nur 34 Grad, viel trinken. Das das
Brauchwasser aus dem Fluss kommt, müssen wir uns mit Trinkwasser die Zähne putzen.
Das
Schiff hat 22 Passagierkabinen und auf unserem Hauptdeck ist auch die Küche und
das Restaurant mit knapp 50 Plätzen. Auf dem Sonnendeck ist die Lounge und das beschattete Sonnendeck, auch jeweils
für die volle Passagierzahl ausgelegt. Daneben ist im Heck noch der
Schiffsgarten mit beschatteten Liegen und Sitzgelegenheiten sowie im Bug eine
Terrasse mit Liegen oben und vor dem Steuerhaus noch einige Sitzplätze. Die
Gäste müssen sich auf den Außengängen bewegen. Deshalb sind die Fenster nicht
zu öffnen und wenn man drinnen ist, hat man die Gardinen und Rollos zu, weil
man sonst, besonders bei Licht, reingucken kann Die Treppen zu den einzelnen
Etagen sind recht eng und steil. Aber der Platz reicht gut aus, das sich jeder
frei bewegen kann und man sich nicht auf der Pelle hängt.
Das
Motorengeräusch ist nur ein leichtes Grummeln. Schwankungen sind kaum spürbar,
höchstens mal beim Gegenverkehr mit einem größeren Schiff.
Was
bei uns die LKW sind, sind hier die Schiffe.
Kleine, oft mit gut ausgestattetem Außenbordmotor machen den
Ortsverkehr. Wegen der langen Propellerschrauben werden diese kiellosen flachen
Gefährte auch Langschwanz-Boote genannt. Die nächste Klasse sind Transporter
etwa in der Größe und Ladefähigkeit unserer LKW. Da scheint die ganze Familie
des Kapitäns drauf zu wohnen, denn man kann in die Küchen und Kabinen sehen und
überall flattert Wäsche zum Trocknen. Die Beladung sieht manchmal abenteuerlich
aus, so hoch oder so schwer. Dann kommt
die Gruppe der „Ferntransporter”. Die entsprechen in etwa auch den
Moselschiffen. Große Schubschiffe und Schleppverbände sehe ich keine. Da der
Fluss rege befahren wird lenkt der Kapitän hin und her, mal links, mal rechts,
mal in der Mitte durch. Da ist schon eine schnelle Steuerreaktion gefordert.
Die Fischer sind auch noch dazwischen und winken mit großen Fahnen den
Kapitänen die Seite für die Vorbeifahrt zu, damit man nicht zu nahe an die
Netze kommt.
Das
Straßennetz ist hier im Delta verständlicherweise recht dürftig. In und um die
doch schon recht großen Städte ist es durch Trockenlegungen und
Dammaufschüttungen im Werden. Aber es gibt nur ganz wenige Brücken über den
breiten Fluss. Diese sind in den letzten Jahren gebaut und teilweise von den
Japanern finanziert worden. Ansonsten verkehren Fähren. Meistens nur für
Personen und Mopeds bis zu kleinen Autos geeignet. Größere Fähren für LKW sind
auch noch rar und meist nur in Stadtnähe zu finden.
Draußen
zieht die Landschaft vorbei und wir gehen nun zum "five o clock tea".
Reiseleiter Dona hat seinen Namen von Maradonna, denn sein Vater war
Schiedsrichter und begeisterter Fan von ihm. Sein Bruder heißt Pele. Die
Namensgebung hier ist meist so, das eine Bedeutung dahinter steckt, nicht wie
bei uns eine Familientradition. Er ist
das achte Kind der Familie und hat Mathematik und Physik studiert. Mit einem
Stipendium des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) auch noch Sprachen. Er gibt einen informativen Vortrag
über Land und Leute.
In
der Abenddämmerung erreichen wir die Grenzstadt Chau Doc. Schon im
Tagesprogramm und nochmals beim Abendbriefing wird auf Mückenschutz
hingewiesen. Es seien zwar keine Moskitos aber die kleinen Stiche würden doch
eine ganze Nacht ärgern.
Nach
dem Abendessen laufen wir noch in die Stadt, aber bald sind wir wieder auf
Deck, da es dunkel ist und nichts besonderes los. Das empfohlene berühmte Café
Titanic hat schon zu. Beim Telefonat mit der Heimat erfahren wir, dass die
Postkarten aus Hanoi schon da sind.
Besser ganz und gar unwissend sein, als nur eine
oberflächliche Kenntnis haben, sagt man hier.
12. Tag,
Donnerstag 19. März 2015
Chau Doc
Mit
kleinen Bussen fahren wir auf den Berg Nui Sam. (ein Felsklotz, der rund 230 m
aus der Ebene aufragt). Es gibt hier überraschenderweise keinen großen Tempel,
sondern nur die Fundamente für eine Statue.
Die
Figur der angeblich hier aufgestellte Figur der Mutter Mieu Ba Chua Xu wurde in
früher Zeit von 9 Jungfrauen zu Tal
gebracht und man hat ihr dort einen großen Tempel errichtet. Die Straße ist
schmal und hat teilweise 30 % Steigung. Trotzdem brettern die Mopeds mit 4 Mann
beladen hoch. Ein kräftiges Hupen vor den Kurven soll den Gegenverkehr zur
Vorsicht mahnen. In allen Kneipchen hängen neben Stühlen und Tischen
Hängematten. Das sind Hängemattencafes. Die Pilger, die auch besonders des
nachts zu Fuß den heiligen Berg erklimmen seien ja später müde und würden sich
in den Hängematten ausruhen. Sogar zwei große Säle mit einer großen Anzahl von
Hängematten sind mir am Bergfuß
aufgefallen.
Hier
unten im Mieu Ba Chua Xu Tempel ist vielleicht etwas gebacken. Unmengen von
Menschen, zwei Millionen Pilger sollens jährlich sein, die alle etwas opfern. Neben Geld, wofür vor
jeder Figur eine große Sammelbox steht, gibt es auch viele Blumen und Lebensmittel.
Ganze Spanferkel sind der Renner. Angeblich werden diese Lebensmittel an arme
Leute verteilt. Innen herrscht Fotografierverbot und die Sicherheitskräfte
achten streng darauf. Zu Fuß marschieren
wir weiter zur Tay An Pagode, auch hier Massenbetrieb. In den Buden am
Straßenrand gibt es getrocknete Fischstäbchen und weiteres, eine
kambodschanische Spezialität, die lt. Dona sogar gut schmecken soll.
Zurück
am Schiff steigen wir in ein Touristenboot und fahren zu den schwimmenden
Häusern, Das sind nicht nur Wohnhäuser,
sondern darunter haben die große Käfige, in denen sie Fische, darunter auch
Pangasius (Haiwelse), züchten. Diese Käfighaltung sei wesentlich gesünder
für die Fische und die hätten weniger Krankheiten als diejenigen aus
Weiherhaltung. Guide Dona wirbt kräftig für die Pangasiusausfuhr. Im
angegliederten Shop, ohne den geht nichts, kauft meine bessere Hälfte doch noch
eine Halskette für Fiona und Seidenschals für Ihre Töchter.
Quer
über den Mekong und wir spazieren durch ein Dorf der Minderheit der Cham, einem
moslemischen Stamm. Neben dem Fischfang gibt's hier viele kleine Spinnereien
für die hier auch gewonnene Seide. Reisanbau ist fast ein Privileg der
Vietnamesen und nur langsam sind auch die Minderheiten dabei zu finden. Vietnam hat 53 ethnische
Minderheiten, die heute von der Regierung sogar besonders gefördert werden.
Rund 17.000 Menschen „hausen” hier in den Hütten. Das Leben scheint öffentlich
zu sein, man kann in die Ein-Zimmer-Häuser reingucken, sieht die Küche und auf
dem Boden schlafen einige. In der von
Dubai errichteten Schule lernen die Kinder, auch alle Mädchen, fleißig. Unsere Anlegestelle wird als gefährlich
eingestuft, da wir aber nicht noch weit laufen können, müssen wir einzeln
darüber ins Boot zurück.
Es
ist heute gewaltig heiß und schwül. Meine Klamotten kann ich auswringen.
Die Lan Diep legt ab und fährt Richtung
kambodschanische Grenze. Unterwegs in einem kleinen Seitenkanal fahren wir
dicht am Ufer vorbei und wir sehen das Leben in den Dörfern von der Hausrückseite.
Kleine Gewerbebetriebe für Baustoffe und Getreideverarbeitung werden gerade per
Schiff beliefert oder man ist am laden. Alles per Hand und auf dem Rücken, nur
teilweise mit Förderbändern. Das erinnert mich an meine Zeit im
Raiffeisenlager.
Man
lebt am, auf und mit dem Fluss, so kann man getrost sagen. Hochwasser ist hier
wie am Nil lebensnotwendig. Es bringt die benötigten Sedimente, um einen
ertragreichen Boden insbesondere zum Reis- und Gemüseanbau zu haben. Die vielen
Häuser am Ufer stehen daher auf ca. 3 Meter hohen Stelzen, nicht immer aus
Beton, oft nur Bambusstangen. Trotzdem werden die Häuser oft geflutet und die
Bewohner müssen in höher gelegene Gebiete ausweichen. Dazu wird zur Zeit
vermehrt Land aufgeschüttet - siehe Sandtransporte - und dort werden vom Staat
Behelfswohnungen eingerichtet, in die die Menschen ausweichen können. Sobald
der Fluss fällt, ziehen sie jedoch wieder zurück. Hier in Chau Doc wird gerade
eine solche Siedlung mit enormen Ausmaßen gebaut. Breite fast autobahnähnliche
Straßen mit separaten Mopedspuren, Wasser, Abwasser und Stromversorgung sind
schon fast fertig.
Die
Vietnamesen sind freundliche Leute.
Betteln o.ä. fällt nicht auf. Nur gestern Abend beim Spaziergang hatte sich
eine junge Frau an uns gehängt. Sie sind verhältnismäßig klein und haben eine
dunkle Hautfarbe. Schönheitsideal ist eine helle Haut, daher wird man keine
Sonnenanbeter finden. Sogar unser Führer hat Armleggins an. Kurze Hosen haben
die Einheimischen nicht. Viele Frauen tragen eine Gesichtsmaske. Beim
Mopedfahren in der Stadt kann ich da noch einen Grund erkennen. Aber das sei
auch, um das Gesicht vor der Sonne zu schützen. Viele Frauen tragen unter den
langen Hosen Strümpfe und beim Rad/Mofa Fahren Handschuhe. Auch sitzen die Einheimischen immer im Schatten.
Die
Touristen hingegen traben auch in der Sonne und laufen mit kurzen Hosen rum.
Die einheimischen Strümpfe unterscheiden sich von unseren in einem wesentlichen
Detail: sie sind wie Fäustlinge, für den großen Zeh und die anderen 4 Zehen
gibt getrennte Spitzen. Damit können sie auch mit Strümpfen die allseits
genutzten Flip-Flops tragen.
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Die
kleinen Hockerchen und Stühle sind für
westliche Normalgrößen etwas knapp bemessen, Da die Einheimischen aber sowieso
überall in der Hocke sitzen, wobei die Beine angewinkelt und der Po knapp den
Boden verfehlt, sind die für diese Menschen recht bequem und abends sitzen sie
alle darauf um die Getränkestände oder Garküchen. Da versorgen sich anscheinend
alle, denn den ganzen Tag über wird da gebrutzelt und gekocht und immer sind
welche mit ihren Stäbchen die Nudelsuppe am Löffeln. Teilweise sehen die Stände
und das Angebot recht verlockend aus. Andere reizen schon beim Ansehen zu
Magenkrämpfen. Über das Spülen der Teller und Schalen sowie die Konsistenz des
Reinigungswassers will ich hier auch keine Ausführungen machen.
Da
das Essen sehr abwechslungsreich ist und die früheren Generationen oft
hungerten, ist dieser für unsere Verhältnisse kleinwüchsige Stamm entstanden.
Man sieht auch keine dicken Personen. Wenn mal eine etwas kräftiger wirkt, sind
das oft Chinesen o.ä.. Überall sieht man die vietnamesische Flagge und aus den
Aussagen der bisherigen Reiseführer
nehme ich an, das das Volk mit der Wiedervereinigung unter der nördlichen
Regierung zufriedener ist, als man es mit der alten diktatorischen südlichen
war. Ho Chi Ming wird hier ehrlich verehrt als der Vater des neuen freien
Vietnam. Viele Fremdherrschaften, insbesondere die Kolonialzeit der Franzosen,
der Japaner im 2. Weltkrieg und der Amerikaner haben Spuren im Denken der Bevölkerung hinterlassen. Die rein
kommunistische Zeit der reinen Ausrichtung auf Landwirtschaft wird auch etwas verdrängt, man freut sich
über die wirtschaftliche Freiheit seit dem Wandel, der Wirtschaftsöffnung von
1986. Das ganze Land prosperiert seither gewaltig. Dazu tragen viele
Auslandsinvestitionen und Rückkehrer der Boatpeople bei. Wie schnell sich eine
Bevölkerung, die doch zumindest im Norden eine ganze Generation lang keine
Privatinitiativen kannte, so schnell mit den kapitalistischen Regeln vertraut
macht und die wirtschaftliche Freiheit ausnutzt, ist bemerkenswert. Jeder will
ein Geschäftchen machen. Sozusagen in
allen Häusern ist das Erdgeschoss für irgendeine Art von Geschäft reserviert,
während die Wohnungen in den oberen Stockwerken liegen. Und davor auf den
Bürgersteigen, sofern überhaupt vorhanden, tummeln sich mobile Garküchen und
andere fliegende Händler. Riesige Hochhäuser, Wohnblocks, Einkaufszentren,
Hotels etc. weisen auf einen ungebrochenen Bauboom hin. Wo kommt das Geld her?
Angeblich viele ausgewanderte Familien und uralte, auch kommunistische,
Seilschaften helfen sich hier gegenseitig mit entsprechenden Schmiergeldern.
Korruption sei ein Problem, sagt unser Führer. Aber ohne diese Einnahmen
könnten z.B. die kleinen Beamten wie Lehrer oder Polizisten, nicht leben. Oft
hätten sie damit die Hälfte des Familieneinkommens gesichert. Großes Problem
seien aber nicht die kleinen, sondern die
großen Schiebungen bei den Großprojekten und öffentlichen Maßnahmen.
An
der Grenze liegen wir im Niemandsland rund zwei Stunden auf Reede, bevor die
vietnamesischen Zöllner mit ihren Paketen das Schiff verlassen haben und die
kambodschanischen die Ihrigen in Empfang nehmen konnten. Vietnam hat uns in
vergangenen Tagen sehr gut gefallen, wir haben vieles gesehen und bewundert.
Freuen wir uns nun auf Kambodscha. Meine restlichen Dong-Millionen verteile ich
als Trinkgeld.
Links
und Rechts weite Reisfelder, Maisfelder sowie Bananenplantagen. Unsere
Fahrrinne ist mal recht breit, dann schippern wir wieder durch einen schmalen Nebenarm. Am Ufer erkennt man
gut die Erosionsstreifen des Hochwassers und sieht, wie niedrig es
nun in der Trockenzeit ist. In der Regenzeit steigt der Fluss stark an
und die vielen Flussarme vereinigen sich zu einem einzigen unendlich breiten
Gewässer. Was jetzt Sandbank ist, verschwindet und auch die bewirtschafteten
Inseln werden überflutet. Die am Ufer lebenden Bewohner ziehen sich für drei
Monate aufs „Festland” zurück. Dann kommen sie wieder, flicken ihre Bambushütte
und leben dort weiter. Das Land ist bis zum Horizont tellerflach. Die riesigen
Reisfelder sind abgeerntet und liegen trocken. Die Bauern warten auf den Regen
um dann wieder genug Flusswasser zum Bewässern zu haben und den Reis für eine
neue Ernte pflanzen zu können.
Nach
dem wieder leckeren Abendessen kommen wir gegen 21.30 Uhr in Phnom Penh an. Die
Stadt ist ein großes Lichtermeer und auch der Königspalast ist herrlich
erleuchtet. Andererseits stören einige
neue Hochhäuser gewaltig die Kulisse. Die sind teils schwarz gebaut aber
ein Bakschisch hat sie möglich gemacht.
Für
einen Landgang haben wir noch keine Genehmigung. Reiseleiter Peter wohnt
übrigens fest hier in seiner neuen Heimatstadt.
Reisen ist das Entdecken, das alle
Unrecht haben mit dem, was sie über andere Länder denken.
13. Tag, Freitag, 20. März 2015
Phnom Penh
Wir
teilen uns in 2 Gruppen und rollen mit guten Bussen los. Erste Station ist der
Königspalast. Eine 8 ha große Anlage mit vielen wunderbaren Gebäuden. Königs
sind heute leider nicht zuhause. (Der ist übrigens ohne Frau und Kinder und
Sohn des beliebten und verehrten Königs Sihanuk). Hier besichtigen wir den
Thronsaal und die Silberpagode.
Diese
soll das teuerste eingerichtete Gotteshaus der Welt sein. Wenn ich das Gold und
die Steinchen sehe, glaube ich das glatt. Den Namen hat sie davon, weil der
Boden mit 5.329 Fliesen aus Silber, a 1,15 kg schwer, ausgelegt ist. Blickfang ist die 90 kg schwere Buddhafigur
aus purem Gold, die mit 2.086 Diamanten belegt ist.
Umschlossen
wird das Areal von einer 600 m langen Galerie, die mit wertvollen Wandmalereien
verziert ist.
König
Sihanuk, der ja zu Anfang mit den Roten Khmer zusammenarbeitete konnte
erreichen, dass der Palast als einziges Kunstwerk unbeschädigt blieb. Er wurde
dem Ausland gegenüber als Alibi für den Kulturerhalt genutzt. Der Park und die
Freiflächen wurden trotzdem zum Gemüseanbau in Anspruch genommen und die
königliche Familie betätigte sich nach Außen als Bauer und hat die Vernichtung
des Palastes u.a. damit verhindern können.
Dann
fahren wir zum Wat Phnom, dem höchsten Berg der Umgebung. Auf diesem etwa 25 m
hohen Hügel steht ein Kloster und eine große
Pagode sowie auch eine Figur der
Stadtgründerin Frau Penh. Die vollen Opferkisten findet man einfach überall auf
der Welt. Hier sind wie auch andernorts vor den Eingängen der Tempelgebäude
Dämonen in verschiedenster Form aufgestellt. Einem steinernen, raubtierartigen
Wesen mit fletschenden Zähnen wurde sogar ein Stück frisches Fleisch in die
Greifer geschoben. Lebensmittelspenden sind mit Geldspenden gleichwertig.
Räucherstäbchen überall.
Der
Bus rollt weiter zum National-Museum. Hier sind tausende von Artefakten
ausgestellt, meistens aus der Angkor-Zeit, der wirklichen Blüte des Landes der
Khmer. Gold und Silber wurden hier von den Roten Khmer geklaut, den Wert der
Statuen hat man nicht erkannt und so
verwilderte das Ganze und war später fast ein kleiner Urwald.
Nach
dem von den Amerikanern mal wieder initiierten Putsch des Generals Lon Nol kam
es zu massiven Kämpfen, bei denen sich auch die Roten Khmer mit dem gestürzten
König Sihanuk verbündeten. Viel Volk war durch die Bürgerkriegswirren in die
Stadt gezogen und als die Truppen Pol Pots einmarschierten, werden sie zunächst
freudig begrüßt. Aber kurz darauf musste die Stadt innerhalb von 48 Stunden
vollständig geräumt werden und alle Einwohner wurden aufs Land gejagt. Lange
hat es nach der Befreiung noch gedauert, bis sich in der Stadt wieder Leben
zeigte. Heute scheint die prosperierende Stadt, auch mithilfe von
Auslandsgeldern, regelrecht zu explodieren und entwickelt sich zu einem
Touristenmagnet.
Wie
sagt ein Reiseführer zu uns: „Die Amerikaner haben bisher alle Kriege verloren.
Der einzige, den sie gewannen, ist der 2. Weltkrieg, und das auch nur, weil
die Russen ihnen dabei geholfen haben”.
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Mittag
im Restaurant Titanic, sehr gut, aber das ist vielleicht eine Massenabfertigung
von Touristengruppen. Während es heute Morgen noch erträglich und windig war,
steht nun die Hitze mit 40 Grad fest in der Stadt. Auf dem Tempelgelände ist
grundsätzlich eine Kopfbedeckung verboten, daher haben viele Schirme zum
Sonnenschutz aufgespannt. Die Haupttempel dürfen nur ohne Schuhe betreten
werden. Rücksichtnahme auf religiöse Gefühle lässt uns diese Regeln auch
einhalten und bremst uns am neugierigen Rundlauf und übermäßigen Fotografieren,
insbesondere der betenden Gläubigen.
Das
Nachmittagsprogramm führt uns zunächst zum KZ Tuol Sleng-S 21, dem
Hauptgefängnis der Roten Khmer und erster Folterstation nach der Verhaftung.
Neben den Verhörräumen und den in die alten Klassenräume eingebauten
Verlieskammern sind hier auch tausende Fotos von ermordeten Kambodschanern
aufgestellt. Schon gewaltig bedrückend. Der Vater unseres Reiseleiters war
Busfahrer und wurde als zu intelligent eingestuft und ermordet. Dem Bruder wurde Medizin
verweigert, sodass auch er starb. Er hat noch viel erzählt und auch gesagt dass
viele der damaligen Khmer noch heute leben und keiner Anstalten macht, diese
zur Rechenschaft zu ziehen. Er persönlich kenne auch noch einige genau, aber
eine Anzeige würde ihm und seiner Familie nur große Scherereien bringen und die
Betroffenen aber keiner Strafe zuführen. Die Jugend wisse es nicht mehr, da das
Thema offiziell sehr klein gehalten und in den Schulen nicht behandelt
wird. Ansonsten verweise ich auf die
viele Literatur.
Dann
entern wir den Russenmarkt. Eine riesige primitive Markthalle. Enge und ganz
enge Gänge, Das Gewusel ist nicht so massiv, aber wegen der Enge und der
schlechten Beleuchtung doch gewöhnungsbedürftig. Die Essenstände der Garküchen
sind gut von Einheimischen, aber auch
von jungen Langnasen belegt. Mein Appetit hält sich in Grenzen. Früher waren
hier die Russen die Haupthändler und Kunden und es gab alles. Heute sind viele
Stände mit gebrauchten Mofa-Ersatzteilen und Werkzeug da. An Waffen habe ich
nur einen Stand mit Springmesser, Schlagringen und Nihnja-Sternen gefunden.
Schade, als ich mich dann zu einem Kauf eines Sterns aufraffen wollte, kam ich
nicht mehr hin und sonst habe ich nie einen gefunden.
Das
Bier auf dem Schiff zischt gewaltig, bevor ich mich an diesen Bericht machen
kann.
An
unserem Anleger kommen auch die Schnellboote aus Saigon und Siem Reap an. Die
spucken 40-50 Menschen, oft Rucksacktouristen aus, die mit ihren Koffern den
steilen Anleger hoch müssen, denn durch das Niedrigwasser liegen wir tief
unten. Heute Morgen sind hingegen die
Boote voll abgefahren. Touristisch ist was los. 5-6 Hotelschiffe liegen
hier, viele Ausflugsboote suchen Kundschaft.
In der Stadt sieht man Unmengen an Japanern und Chinesen, Langnasen sind in der
Minderheit
Mopeds
sind etwas weniger, dafür mehr Autos und folglich mehr Staus. Das Straßenbild
wird aber von den Tuk-Tuks geprägt. Das sind Mofas/Roller, die einen recht
stabilen Anhänger haben und damit Taxi spielen. Aber auch als
Materialtransporter sind die unterwegs. Da oft der Tank unter dem Sitz liegt,
musste dieser ausgebaut werden, damit die Halterung für den Hänger angebracht
werden kann. Der Tank ist daher einfach ein 5-Liter Plastikkanister, der an der
Seite hängt und mit einem kleinen Schläuchlein das Benzin zum Motor führt. Von
wenigen älteren Ausnahmen abgesehen, sind die Gefährte recht ansehnlich, ja man
kann viele als richtig schön bezeichnen. "Wer in Pnom-Penh war und nicht
mit einem Tuk-Tuk gefahren ist, war nicht in Phnom Penh!", erklärt uns
Peter.
Der
Liter Benzin kostet momentan rund 1 Dollar. Da die Preise staatlich festgelegt
sind, hat es in den letzten Monaten mehrfach große Proteste gegeben, bis eine
Preissenkung erfolgte. Wenn man nun den
durchschnittlichen Tageslohn von 1-2 Dollar berücksichtigt, ist der Treibstoff
immer noch sehr teuer. Und das, obwohl gerade Vietnam ja ein ölexportierendes
Land ist.
Wir
sehen hier aber auch viele Cyclos (Rikschas) rumfahren, deren Treter nach
Passagieren suchen. Für ein Moped und den Sprit fehlt ihnen sicherlich das
Geld. In Hanoi und Saigon fielen die in der Masse der Tuk-Tuk nicht mehr so
stark auf. Bevor wir uns dem Abendessen hingeben dürfen, kommt eine Kindertanzgruppe
aus dem Napoca Waisenhaus an Bord und führt einige einheimische Tänze auf.
Hanne ist ganz begeistert.
Spät
sausen wir noch mal los und wir besuchen den Nachtmarkt ganz in der Nähe
unseres Anlegeplatzes. Großes Angebot, ordentlich sortiert und man wird nicht
penetrant angesprochen. Hanne schafft es noch, ein Kleidchen für 2,50 $ fürs
Geburtstagskind Fiona zu erhandeln.
Wer den Himmel auf Erden sucht, hat im
Geographie-Unterricht geschlafen.
14. Tag, Samstag 21. März 2015
Kho Chen
Heute
geht es ruhiger zu, wir haben freien Auslauf bis Mittag. Trotzdem sind wir zu
früh auf, das Frühstücksbuffet hat noch zu. Da gehen wir aufs Sonnendeck und
gönnen uns da ein Tässchen Kaffee. Ich nutze die Gelegenheit, einmal das
kostenlose WLAN zu testen und die vielen Mails zu löschen und ein Lebenszeichen
in die Heimat zu senden.
Dann
laufen wir raus zur Hauptpost wo Hanne schöne Postkarten und Briefmarken
ersteht. Aber sie hat das Adressbuch vergessen und so gehen wir zurück aufs
Schiff, um zu schreiben. Wir raffen uns wieder auf und hinaus in die Hitze. Ein
Bummel entlang der Uferpromenade, die in diesem Bereich sehr schön ist führt
uns letztendlich über den Königspalast auf den Central-Market. Wie schon vorher,
hier ist was los und heute Morgen ist das Fisch- und Fleischangebot noch
besser.
Auf
dem Rückweg werden wir ständig von den Tuk-Tuk Fahrern angesprochen, aber meine
bessere Hälfte will nicht fahren, obwohl das von der Reiseleitung so hochgelobt
wurde. So reicht die Zeit für eine Fisch-Fußmassage leider nicht mehr.
Ein
kühles Bier auf dem Schiff und dann in die klimatisierte Kabine. Hier ist es
heute dunkel, denn nebenan liegt die Tonleslaw von Viking Mekong Cruises und
wartet, dass wir die Pier freimachen. Das ist gegen Mittag der Fall und wir
dampfen auf dem Tonle Sap Fluss.
Bei
Oh Gen, der Silberinsel, machen wir einen Stopp und laufen durch den Ort. Vor
bzw. in jedem Haus hört man Hämmern. Hier werden aus Kupferblechen schöne
Handarbeiten wie Ringe, Schalen, Pokale und mehr hergestellt und dann versilbert. Die Kinder versuchen, uns etwas zu verkaufen.
Recht armselig das Ganze. Wenn ich die so hämmern sehe, müsste ein Schälchen
einige hundert Dollar kosten. Echte Vollsilberartikel werden nur auf Bestellung
gefertigt und das Material muss vorausbezahlt werden.
Weiter
schippert unser Kahn Richtung Tonle Sap See durch teils schmale Flussarme. Die
Gegend ist interessant, die Hütten erbärmlich, das Vieh mager und das Ufer
grün. Einzelne Bananenstauden und Palmenwäldchen sind Farbtupfer in den
ausgetrockneten braunen Reisfeldern. Die Kinder winken freundlich vom Ufer aus
und rufen uns alles Mögliche zu.
Bei
Tee, Kaffee, Bier und Cocktails lässt es sich auf dem Sonnendeck aushalten.
Nach
dem Abendessen werden wir immer zügig aus dem Restaurant getrieben. Auch heute, obwohl doch ein Mückenrisiko
angesagt ist. Trotzdem klettern wir raus auf Deck, aber keine Probleme. Bei
Kampong Chhnang ist heute Abend für uns Schluss und nach einer Nacht auf Reede
gucken wir mal weiter.
Ich
MMS-se noch schnell eine Rechnung über
eine Weinflasche zu Gisela auf die Party. Später kommt die Rückmeldung, sie
hatten schon am Donnerstag gefeiert.
Sage mir wo
es Dich juckt, wenn Du wünschst, dass ich Dich kratze.
15. Tag, Sonntag, 22. März 2015
Kampong Chhnang
Wir
hängen direkt am Ufer, obwohl doch gestern Abend der Fluss auf unserer Seite
war?
Früh
sind wir im Restaurant an unserem Tisch. Gestern hatten sich doch da drei
andere Mitreisende niedergelassen und
unsere Gruppe musste sich im ganzen Raum verteilen, das war ein richtiges
Stühlerücken und Durcheinander. Pünktlich kommen die Ausflugsboote, schnell
rein, Schwimmweste an und los. Irgendwie scheinen die Schwimmwesten für kleine
Einheimische gemacht zu sein. Ich habe keine Chance, die zuzukriegen.
Eine
kurze Strecke über den Fluss und es geht in Minibusse, die uns in rasanter
Fahrt nach Odong Rossey, einem Töpferdorf bringen. Unterwegs sehe ich doch
glatt ein Mofa, auf dem hinten ein Drahtkorb 70x70x200 cm breit angebracht ist,
indem junge Schweine transportiert werden. Ich hatte vorher gemeint, das
entsprechende Postkartenmotiv sei ein Fake. Seinerzeit hatte die Regierung
geregelt, dass in jedem Dorf nur ein
Artikel hergestellt werden durfte. So
werden hier, da man in den nahen Bergen Ton findet, eben Tonwaren hergestellt.
Die Töpfe werden aber nicht, wie bei uns üblich, mittels Töpferscheibe gedreht,
sondern die Frauen laufen um einen Baumstamm, auf dem die Tonmasse liegt,
herum, bis ein Topf o.ä. entstanden ist. Dabei wird mal gerieben, mal geklopft.
Diese Methode sei rationeller als das Töpfern, da dabei die
Materialvorbereitung des Tons so
einfacher sei. Nur kleine und wertvolle Dinge kämen auf die Scheibe. Weiterer
Vorteil dieser Methode sei, dass die Töpferinnen alle schlank blieben. Zur
Erinnerung kaufe ich zwei kleine Ton-Schildkröten.
Zunächst
wird der obere Rand gefertigt, nach einer Trockenzeit wird dann der Korpus
geknetet und geformt, nach einer weiteren Ruhephase kommt dann der Boden dran.
Wenn alles schon fest getrocknet ist und genug Ware produziert wurde, wird
endlich alles gestapelt, mit Stroh überdeckt und dieses angezündet. Nächster
Gang ist dann ein Brennen im Ofen, wobei Reisspelt als Brennmaterial dient,
Holz ist zu rar und zu teuer.
|
In
diesem Dorf wird als Spezialität ein kleiner irdener Kochherd produziert, der
von einem Einheimischen erfunden wurde. Er wird von der Regierung bezuschusst,
da er um etwa ein Drittel weniger Brennenergie zum Kochen benötigt. In vielen
einzelnen Arbeitsschritten werden die Formen aus Blech gefertigt, Ton eingefüllt,
vorgetrocknet, dann in die Blechformen
Aussparungen geschnitten, mit Füllmaterial ergänzt, gebrannt und noch mehr.
Sehr aufwändig und der Erlös liegt bei nur 1-3 Dollar pro Stück.
In
der Reihe der Arbeiterinnen und Arbeiter sitzen auch Kinder, die fleißig und
geschickt mit einer Schere mühevoll das Blech ausschneiden. Offiziell sei
Kinderarbeit verboten. Wenn man vormittags da
sei und frage, bekäme man die Antwort, die Kinder gingen nachmittags in
die Schule. Nachmittags dann das Gegenteil. Da heute Sonntag ist, ist keine
Schule und sie können offen eingesetzt werden.
Ein
kleiner Steppke ca. 2 Jahre, fingert mir eine Wasserflasche aus der
Hosentasche. Ich mache sie ihm auf und er trinkt begierig. Dann dreht er sie zu
und will sie mir wieder zurückstecken. Ich mache ihm klar, dass er sie behalten
darf und stolz verteidigt er sie gegen seine Kameraden.
Nächste
Station ist Zucker-Opa. Hier können wir
sehen, wie aus Zuckerpalmensaft Zucker hergestellt wird. Hölzerne
Sammelbehälter werden von ihm in der Höhe angebracht, nachdem dort die Blüten
angepresst wurden. Der Saft wird von Einheimischen roh getrunken. Für Gäste ist er nicht
geeignet, garantiert einen Superdurchfall. Er kocht diesen in großen Woks ein,
bis nur noch die Zuckermasse verbleibt.
Schmeckt wie Karamell.
Abfallprodukt
ist dann das Vergären und Brennen. Der Palmzuckerschnaps schmeckt und Hanne
kauft sogar eine ganze Flasche. Das ist abends an Deck billiger als der teure
Wodka. Zum Abschied klettert Zucker-Opa an einer Liane hoch in die Zuckerpalmenkrone.
Wir erkennen, wie er dort die Blüten andrückt und dann Saft abzapft. Zwischen
mehreren Palmenkronen ist eine Bambusstange als Brücke angebracht, über die er
hin und her flitzt.
Zurück
am Hafen sause ich los. Ich will unbedingt eine Mütze mit Nackenschutz
bekommen. Der Ausflug mit dem Sonnenschirm ist mir lästig. Schnell bin ich
fündig und für einen ganzen Dollar habe ich eine schöne Mütze. Die hat sogar
einen Gesichtsschutz, den muss Hanne noch umnähen.
Die
mobilen Garküchen, aber auch viele Frauen, die mit großen Blechen rumlaufen
haben ein großes Angebot, dabei neben Schnecken auch frittierte Heuschrecken.
Hanne bleibt alleine hier, während ich nochmals durch den Markt schlendere und
nutzt die Gelegenheit, dieses herrliche proteinreiche Nahrungsmittel zu kosten.
Es schmeckt ihr nach Erdnuss, doch trinkt sie direkt einen Schluck ihres
Palmschnapses nach.
Der
Verkehr ist hier genau so chaotisch wie in der Hauptstadt. Regeln sind für die
anderen da. Langsam losgehen oder fahren und hoffen, das der andere die Absicht
erkennt und Platz macht. Wer hier nach unseren Rücksichtsregeln am Verkehr
teilnimmt, steht abends noch da wo er morgens angefangen hat.
Das
Niedrigwasser hält uns auf. Mit unserem Schiff kommen wir nicht mehr weiter und
auch die geplante Schiffstour über den Tonle Sap See ist daher nicht möglich.
Wir fahren daher wieder den Tonle Sap Fluss zurück, um über Pnom Phen wieder
auf den Mekong zu kommen. Dieser zweite Abschnitt hatte nach der
Reisebeschreibung zunächst befahren werden sollen, aber es wurde getauscht. So
haben wir bessere Möglichkeiten, später mit Bussen zu unserem Ziel zu gelangen.
Auf
dem Rückweg fahren wir mit kleinen Booten noch durch Phumi Kandal und Chong
Kos, zwei schwimmende Dörfer. Über 1000 schwimmende Häuser sind hier vertäut.
Schön in Reih und Glied wie eine geordnete Kommune mit Straßen und Gassen. Das seien Vietnamesen, die sich in der
Trockenzeit hier mit ihren Häusern zusammenziehen und in der Regenzeit als
Fischer über die ganze Region verteilen. Sie
würden
von den Kambodschanern als Fremde betrachtet und von den Vietnamesen nicht als
vollwertig angesehen. Trotz allem, die Aufbauten auf den Pontons sehen meist
stabiler aus, als die vielen Pfahlhäuser der Einheimischen am Ufer. Innen ist das gleiche Chaos. Ein Raum für
alles und alle. Was bei Hochwasser sicherer ist, die maroden Pontons auf ihren
Plastikkanistern oder die Hütten auf den schwankenden Stangen?
Gegen
16.00 Uhr machen wir am Ufer von Kampong Tralach fest. Keine Pier, kein Ponton,
einfach am Ufer. Wir müssen dann den
steilen Damm hoch, der die Hauptstraße des Ortes bildet. Die Häuser stehen
links und rechts daneben auf Stelzen. Während auf einer Seite des ca 5 m hohen Straßendamms
der Tonle Sap Fluss vorbeifließt, liegen auf der anderen Seite tief die
Reisfelder. Warum die Häuser nicht auf aufgeschütteten Flächen stehen ist mir
rätselhaft.
Wir
traben entlang der einzigen Straße bis zum Ortsende und der dortigen Pagode.
Unterwegs werden wir von Kindern, besonders einem kleinen Jungen begleitet. Die
Kinder basteln uns Schmuckstücke aus Palmblättern. Der Kleine ist so anhänglich, dass Hanne ihm
zum Abschied noch eine Limo kauft. Bald haben wir alles gesehen und machen uns
aufs Schiff zum Bierchen trinken. Obwohl es ja nur eine überschaubare Anzahl
von Häusern gibt, in denen die Menschen leben, sind in der Ortsmitte eine ganze
Reihe von Geschäftchen, die ihre Waren anbieten.
Die
heute Morgen gekaufte Sonnenmütze gefällt mir irgendwie nicht. Ich kaufe mir
daher eine neue, jetzt sehe ich aus, wie Rommels Truppen auf der Flucht.
Der
Tonle Sap Fluss ist der einzige Fluss der Welt, der jährlich zweimal seine
Fließrichtung ändert. In der Trockenzeit fließt das Wasser aus dem von vielen
kleinen Flüsschen genährten See in den Mekong und damit ins Meer. In der
Regenzeit hingegen bringt der Mekong so viel Wasser von seinem Oberlauf, das er
durch das große und flache Delta nicht ins Meer schieben kann. Da läuft die Hochwasserwelle teilweise rückwärts
durch den Tonle Sap Fluss zum Tonle Sap See, dessen Wasserstand dadurch um bis
zu 14 Meter ansteigt und der durch die Überschwemmung des Ufers und der Inseln
seine Fläche fast verzehnfacht.
Dieses
Naturphänomen wird jeweils mit einem großen Fest gefeiert. Höhepunkt dabei ist
das Drachenbootrennen, wo die Mannschaften aus dem ganzen Land und teils sogar
internationale, um die Siegestrophäe des Königs kämpfen.
Wie bei einem
richtigen Theaterstück kommt es im Leben nicht drauf an, wie lange es dauert,
sondern wie gut es gespielt wird.
16. Tag , Montag, 23. März 2015
Kampong Tralach - Rokar Kaung
Über
Nacht bleiben wir in Kapong Tralach und am frühen Morgen stehen die Ochsen
bereit. Ochsenkarren, je zwei Ochsen mit einem Einspänner, nehmen uns auf und
los rumpelt eine lange Kolonne. Unsere Kutsche wird von einer jungen Frau gelenkt, die ihren Sohn
von ca 1,5 Jahren dabei hat. Hanne holt ihn neben sich und dann in den Schoß,
wo er friedlich einschläft.
Im
Tempel / Kloster Wat Kampong Tralach Leu, das wir nach 25 Minuten erreichen
macht unser Guide Davinn Chhim eine
umfangreiche Führung. Die Pagode steht als Welterbe unter UNESCO-Schutz. Sie
ist in der Pol Pot Zeit heruntergekommen und heute harren die herrlichen Wand-
und Deckenfresken der Renovierung. Anhand des alten und eines neuen
Krematoriums (Verbrennungsstätte) werden wir auch in die Bestattungsriten der
einzelnen Bevölkerungsgruppen eingewiesen.
Im
Tempel betet ein Mönch. Man kann sich von ihm ein Bändchen (sakhot) umlegen und
sich segnen lassen. Eine kleine Spende für die Mönchsgemeinschaft ist dabei
sicher willkommen.
Zurück
mit den Ochsen, die zwischenzeitlich ausgeruht sind, schaukeln wir wieder in
langer Reihe unter Polizeischutz zurück zum Schiffsanleger. Auch dieser
Verbindungsweg verläuft auf einem ca. 5 m hoch aufgeschütteten Damm. Links und
rechts Reisfelder soweit das Auge reicht. Die meisten sind abgeerntet und
liegen trocken, nur teilweise ist noch bewässert und die zweite Ernte ist am
Heranreifen. Zwar hatten wir für die vielen kleinen Trinkgelder der Reise eine
gemeinsame Trinkgeldkasse bei Peter eingerichtet (12 $ p.P.), so sind wir heute
hier aber nochmals freigiebig.
Trinkgeld
ist nach der Reiseausschreibung „nicht obligatorisch, wird bei guten Leistungen
aber immer gerne entgegengenommen”.
Peter, unser Phoenix-Kreuzfahrtdirektor, vergisst aber nicht, uns immer
wieder auf die guten Leistungen hinzuweisen und zu erklären, dass die
Betroffenen dieses Trinkgeld als Lohnbestandteil dringend benötigen. Wenn man alles Trinkgeld vom Zimmermädchen
bis zur Schiffsbesatzung zusammenzählt, könnte man im Sonderangebot fast 14
Tage ans Mittelmeer fahren.
Während
wir schon wieder Richtung Phnom Penh treiben, hält der Guide einen Vortrag über das Pol Pot Regime und die
Roten Khmer. Besser als gestern, aber doch recht oberflächlich. Was man erkennt
ist, dass die alten Kader auch heute noch an den Schaltstellen der Macht sitzen
und es keine Verfolgung und keinen Versuch einer großen Aufarbeitung dieser
Geschichtsperiode gibt.
Während
des Mittagessens biegen wir wieder in den Mekong ein, den wir nunmehr weiter
flussaufwärts befahren.
Bei
Rokar Kaung landen wir an einer großen Sandbank zu einer Beachparty mit
Schwimmen, Barbecue, Strandbar und Tänzen.
Kaum
liegt die Gangway sind wir schon am Strand und werfen uns in die klaren Fluten
des Mekong, dessen Wasser hier nur 30.4 Grad warm ist. Herrlich. Wir liegen auf
dem warmen Sand und genießen Bier und Cocktails. Einen wunderschönen Sonnenuntergang erleben
wir noch zur Erinnerung. Die im Schatten fahrenden Fischerboote tragen zu einer
fast festlichen Stimmung bei. Die Vorprogramm-Teilnehmer machen ein gemeinsames
Gruppenfoto zur Erinnerung. Die Küche
hat ganz vorzügliche Sachen aufgetischt und auf dem Grill brutzeln
die leckersten Snacks. Die Mondsichel, heute ist Halbmond, steht nicht aufrecht
wie bei uns, sondern hängt wie eine Schaukel am Himmel.
Die
Crew führt uns eine Reihe kambodschanischer Tänze vor, an denen wir Gäste auch
teilnehmen dürfen. Während die Touristen müde in die Kojen fallen, beginnt für
die Crew das Bordfest.
Wenige
Meter flussabwärts fährt ein
Sandbaggerschiff vor. Ruck zuck ist das mit zwei riesigen Pumpen ausgestattete
Schiff voll Sand gepumpt und fährt wieder ab. Es kommt noch mehrmals, denn am
gegenüberliegenden Ufer leichtert es und der Sand wird dort auf andere Schiffe
umgepumpt bzw. an Land zur weiteren Verwendung hochgepumpt. Diese Saugschiffe sieht man noch viele.
Angeblich soll das nicht alles legal sein, denn der Sand wird knapp ?????.
Hoffentlich ist die Entnahme meiner Sandprobe nicht der Beginn einer Mangelwirtschaft.
Leute mit
leichtem Gepäck kommen am besten durchs Leben, sagte Jakob Boshart.
17. Tag, Dienstag, 24. März 2015
Angkorban - Kampong Cham
Zwar
mussten wir mitten in der Nacht unser Schiff auf die andere Flussseite
verlegen, aber am Morgen sind wir wieder an der Sandbank und noch vor dem
Frühstück tummeln wir uns wieder in den Fluten des Mekong.
Auf
der Weiterfahrt nach Angkorban habe ich Gelegenheit, den Maschinenraum zu
besichtigen. Klein aber fein. Da könnte man vom Boden essen, so sauber und bunt
gestrichen ist alles. Nur ein bisschen laut, aber gut isoliert, denn außen und
in den Kabinen hört man die Maschinen kaum.
Nach
der Ankunft unternehmen wir einen gemeinsamen Dorfspaziergang. Wir kommen an einem Haus mit
Hochzeitsvorbereitungen vorbei und der Bräutigam lädt uns spontan zu einer
Probe seines Hochzeitskuchens ein. Das sind in Palmblättern eingewickelte und
gekochte Reisküchlein mit Obst, Honig usw. Lecker, aber extrem heiß, denn sie
werden für uns direkt aus dem kochenden Wasser geholt. Es scheint ein großes
Fest zu geben, denn die aufgestellten Festzelte und Sitzgelegenheiten lassen
auf viele Gäste schließen. Bei den großen Feiern für Hochzeit, Beerdigung etc.
werden meistens Catering-Unternehmen beauftragt, die dann Zelte aufstellen und
auch eine ausreichende vernünftige Bestuhlung mitbringen. In den Hütten ist ja
sonst keine Gelegenheit für so ein Familientreffen. Es scheint Hochzeitssaison
zu sein, denn wir sehen in den nächsten Tagen immer wieder bunte Zelte stehen,
manchmal auf der Hauptverkehrsstraße, die dazu halbseitig gesperrt ist.
Wenige
Häuser weiter ist die Straße mit Fahnen behängt und ein Haus farbig geschmückt.
Die Leute sind am Essen und Trinken, Männlein und Weiblein getrennt. Dies ist ein Dankesfest, das die Kinder für
Ihre Eltern ausrichten, wenn diese alt und krank sind und man mit deren Tod
rechnen muss.
In
den engen Dorfgassen, unbefestigt und sehr staubig, da einfacher Mutterboden
gestampft ist, kommt uns ein Ochsenfuhrwerk entgegen. Der Kutscher hält an, aber
einige der Touristen wollen keinen Platz machen und fotografieren drauf los.
Die Ochsen werden unruhig und stürmen los. Der Fahrer hat Mühe, sie in der
Richtung zu halten und dann passiert es, ein kleines Mädchen auf einem Fahrrad
kommt unter die Hufe. Zum Glück keine ersthaften Verletzungen und auch das
Fahrrad ist heil geblieben. Eine eindringliche Verhaltens-anweisung des
Phoenix-Reiseleiters scheint bei Einigen unserer Mitfahrer aber auf taube Ohren
zu stoßen.
Die
große Klosteranlage mit Pagode, Wohnräumen, Versammlungshalle, Stupas usw.
macht einen wohlhabenden Eindruck, nur drum herum würde ein Besen und das
Einsammeln von Müll und das Zupfen von Unkraut einen noch ergreifenderen
Eindruck erzeugen. So gilt das ganze Dorf als recht wohlhabend, weil man nicht
nur Reis, sondern auch Mais und andere
Früchte erntet. Seit 2014 hat hier jedes Haus eine eigene Toilette, was man
stolz vermeldet. Der Staub und das Durcheinander unter den Stelzenhäusern passt
sich aber den anderen Flussdörfern an. Nur sind hier mehr Autos zu sehen. Wir
besichtigen eine Privatschule für Fremdsprachen, zur Zeit ist kein Unterricht,
da der Lehrer heute Morgen an der staatlichen Schule unterrichtet und sich
nachmittags und abends ein Zusatzbrot verdient. Eine ganze Reihe von Stiften
und ein Stapel Sprachlernbücher wird hier als Dank und Spende hinterlassen.
Die
hiesige staatliche Grundschule ist auf einer großen Fläche mit zwei
langgestreckten Gebäuden, in denen 30 Lehrräume sind, errichtet. Sieht aber
nicht gerade einladend aus. Die Mittelschule braucht nur noch 1/3 der Räume, da
viele Kinder nicht weitermachen. Für eine Spende von 45 Dollar wird man mit
Namen als Spender auf die langgestreckte Einfriedungsmauer geschrieben. Eine
Dankesart, die ich später noch öfter sehen werde.
Bei
jedem Haus steht eine Reihe kräftiger
Ochsen. Man sieht aber nur wenige Kühe.
Das liegt daran, dass die Kambodschaner aus genetischen Gründen keine Milch und
Milchprodukte vertragen. Die Kühe sind daher ausschließlich zur Nachzucht
erforderlich. Um die Tiere gesund zu halten, werden diese täglich zweimal zum
Fluss geführt und dort gewaschen/gebadet. Ob der Tierhalter die Gelegenheit
dann auch nutzt?
An
unserem nächsten Ziel Kampong Cham hat der Kapitän aber sichtlich Mühe, einen
geeigneten Ankerplatz zu finden, 4-5 mal setzt er am Ufer an, um wieder
weiterzufahren. Danach verpassen wir ja fast den großen Ausflug. Das Programm
wird etwas geändert, weil sich die Anlandung verzögerte und so fahren uns die
Busse zum Wat Ankor, den Resten eines
prä-ankorianischen Sandsteintempels, in dem eine buddhistische Pagode eingebaut wurde. Trotz eines großen
Verbotsschildes, dass hier nicht gebaut werden darf, sind die Maurer gerade
dabei eine neue schöne Stupa hochzuziehen. Der Tempel wurde auch von Napalm-Bomben
der pro- amerikanischen Truppen von Lon Nol getroffen. Die Reste des
eingebrannten Wirkstoffs kann man an den Wänden noch teilweise erkennen.
Zurück zum 7-Makara-Markt. Wieder ein Markt
kambodschanischer Prägung. Nicht allzu viele Kunden, aber die Gänge sind noch
enger und richtig verwinkelt. Danach trinken wir ein Bierchen aus dem
Supermarkt an einer Strand-Ruhebank. Dem Laden haben wir das ganze kühle Bier abgekauft und mussten noch auf
alle möglichen Sorten ausweichen.
Wir
sehen uns den Dokumentarfilm „Der Glanz von Angkor Wat” an. Ich werde
richtiggehend müde und schlafe fast ein. So habe ich keinen Spaß und wir gehen in die Heia. Das
Thema entsprach auch nicht meiner Vorstellung. Nicht der Tempel wurde vorgestellt,
sondern die Begebenheiten der Entdeckung.
Trinke nie
Wasser, denn die Fische habens darin
getrieben. So warnt man mich hier.
18. Tag, Mittwoch 25. März 2015
Kampong Cham - Wat Han Chey
Ich
bin früh wach und die Sonne geht gerade über dem Mekong auf. Wunderschön. Als
Hanne auch noch ein Bildchen machen will, meldet ihr Fotoapparat „Speicher
voll”. Das ist aber ein Ding. Mit so viel Fotowut hatte ich nicht gerechnet
und das Adapterkabel zuhause gelassen.
So kann ich keine Bilder auf den PC runterholen. Auf die Schnelle lösche ich einige
schlechte und doppelte Motive, sodass sie zumindest heute Morgen noch Kapazität
hat.
Henry
hatte ja über seine Probleme mit der SD-Karte berichtet und dabei von einer
Mini-SD gesprochen, die er auch nutzt. Er hat aber keinen Adapter, verkauft mir
aber seine nicht benötigte Mini-SD-Karte mit 16 GB. Nun kann mein Schätzchen
aber wieder loslegen. Gedacht, beim Mittagessen kommt er an und zeigt mir, dass
seine vermutete SD-Karte nur der Adapter für die Mini-SD ist. Er gibt mir
diesen und damit kann ich Hannes Apparat auf den PC sichern. Ich nutze die
Gelegenheit, auch noch meine Bilder auf den Stick zu ziehen. Die Karte nimmt er
wieder zurück.
Erster
Ausflug heute ist mit dem Bus auf den Phnom Pros, den Hügel der Männer.
Hier hat man einen stark von Bäumen
verstellten Blick auf den Phnom Srey, den etwas höheren Hügel der Frauen. Die
Legende von der Entstehung dieser beiden über 200 m hohen Erhebungen in der sonst tellerflachen
Landschaft wurde uns schon im Tagesprogramm gegeben. Ein kleiner Tempel und eine
riesige Buddhastatuensammlung sind zu bestaunen. So ohne Hut, den man in den
ganzen Tempelbezirken nicht tragen darf, sucht man doch schon dauernd
Schattenplätzchen. Ein Sonnenschirm ist uns aber zu sperrig. Guide Chhim
spricht und erklärt uns den Buddhismus, den Hinduismus, die Zwischen- und
Mischformen und alle möglichen Götter und Göttinnen. Er würzt das oft mit
kleinen Geschichten und Anekdoten, die er teilweise aus seinem
Deutschunterricht bzw. seinem Aufenthalt in Deutschland hat. Ich höre ihm gerne
zu. Er hat auch immer einen kleinen Lautsprecher am Gürtel, sodass ich auf mein
Hörgerät komplett verzichten kann. Hanne kommt mit ihm über ein Brahma-Gedicht,
das sie teilweise kennt, ins Gespräch. Er ist
erstaunt, das es das in Deutsch gibt und ist sehr interessiert daran. Er
gibt uns seine Visitenkarte und wir senden es ihm komplett nach unserer
Rückkehr.
|
Dann
halten wir an der Bambusbrücke und laufen auch ein Stückchen drüber. Es
schwingt zwar sehr, wenn ein Auto oder Mopeds darüber rollen, ab er ich finde
sie sehr sicher. Da wurde nicht am Material gespart. Die Brücke ist eine
trockene Verbindung für 5.000 Einwohner auf einer Mekonginsel. In der Regenzeit
wird die Brücke abgebaut, da sie sonst wegtreiben würde und die Leute sind auf
eine Fähre angewiesen. Wieder sehen wir ein Moped mit einem ganzen Käfig voller
Ferkelschweinen.
Den
angebotenen Spaziergang von 30 Minuten zum Schiff schenken wir uns. Auf der
Kabine fängt meine Begleiterin an, den ersten Koffer mit den nicht mehr benötigten Klamotten und Reiseandenken zu
füllen. Ich stelle derweilen mal meine Getränkezettelchen zusammen, denn heute Abend ist Zahltag.
Mittags
machen wir mit der Lan Diep noch einen Ausflug nach Wat Han Chey, eine gute
Stunde flussaufwärts. Weiter kann unser Schiff leider nicht fahren, so ist der
Halt in Kratie und die Delphinschau dem Niedrigwasser zum Opfer gefallen.
Diese
Tempelanlage liegt auf einem Berg, fast 200 Stufen (Höhe für die kleinen Leute
berechnet) führen hinauf. Wir leisten uns den Luxus, uns von Einheimischen auf
deren Mofas hochkutschieren zu lassen. Ist die 2 Dollar Fahrpreis wirklich
wert. In der großen Anlage oben sind noch viele junge Mönche am Lernen, die
Schulklassen sind noch voll. Chhim erklärt uns wieder vieles in seiner
pointierten Art. Hier ist noch Leben, die
hat offensichtlich Geld, es wird noch fleißig gebaut. Der Chef
(Obermönch) hat enorme Wunder-Fähigkeiten. Wenn man mit einer Flasche
Duftwasser, z.B. 4711, zu ihm geht und diese segnen lässt, so kann man diesen
Duft bei den nächsten Verhandlungen auflegen. Der Gegenpart wird dann alle
Verträge widerstandslos unterzeichnen. Wenn man dann damit Geld verdient, kommt
man wieder und macht eine entsprechende Spende. Das Geschäft scheint zu laufen.
Die
Aussicht hier oben ist wirklich toll, ansonsten ist ja alles so flach, das man
zwar weit sieht, aber nichts sieht außer Reis- und Maisfeldern. Hanne mofad
auch zurück, während ich die Treppen runterspringe.
So,
jetzt muss ich Schluss machen, es geht zum Abschiedscocktail. Einige fromme
Worte und auf zum Abendessen. Auf dem Tresen steht die große Box, in die die
Trinkgeldtüte für die Gesamtbesatzung und der Bewertungsbogen für Phoenix
hineingehört. Natürlich möglichst dick. Guide Chhim bekommt sein Tütchen in die
Hand.
Die
Schiffsgäste gehen bald schlafen, denn morgen müssen alle früh raus.
Um
0.30 Uhr dröhnt plötzlich die Alarmsirene durchs Schiff. In der Wäscherei
scheint ein Bügeleisen durchgebrannt zu sein. Die Mannschaft saust und schnell
kommt die Entwarnung. Viele Gäste haben das überhaupt nicht mitbekommen bzw.
nicht ernst genommen, nur ich und die Kabinennachbarin sind aus der Kabine
getreten.
Solange man
neugierig und offen für Neues ist,
solange wird man nicht alt.
(Franz Kafka)
19. Tag, Donnerstag, 26. März 2015
Siem Reap
Um
6 Uhr Frühstück. Die kleinen Männchen von der Besatzung schleppen die schweren
Koffer die 16 m den Hang hoch zum Bus. Unterwegs rollt der Bus durch viele
Kautschukwälder und auch Reisfelder etc. Die Hauptstraße ist im Bau, da wird
doch tatsächlich auf den ganzen 200 km gebaut. Einen umgekippten LKW und einen
Reisebus, der von der Fahrbahn abkam und in der Baustelle die Vorderachse
demolierte, säumt den Weg. Kurzer Harmonie-Aufenthalt in einem Hotel am
Seeufer. Schöne Anlage, aber was ist hier abends mit den Mücken? Nach fast 6
Stunden Fahrt auf dieser holprigen Strecke und durch die vielen Baustellen sind
wir endlich geschafft am Ziel.
Nach
der Ankunft im Tara Angkor Hotel sausen wir alle erstmals zum Mittagsbuffet.
Die Zimmer sind noch nicht fertig, denn die Vorgäste werden nunmehr von Peter
und Chhim mit zurück auf die Land Diep geholt. Die haben ja die umgekehrte
Reisefolge und Angkor Wat schon hinter sich. Einigen fehlt der Zimmerschlüssel
um sich für den Mittagsbesuch umzukleiden. Wieso? lt. Plan sollten wir erst
wieder gegen Abend an die Koffer kommen.
Kurzes Auffrischen, da stehen schon die Busse bereit. Einer für Raucher,
einer für Nichtraucher. Das gibt erwartungsgemäß Durcheinander, weil im
Nichtraucherbus mehr als die Hälfte der Gäste sitzt. So müssen einige in den
Raucherbus umsteigen. Ursache ist mal wieder die Meckerei eines Mitreisenden.
Kurze
Wegstrecke und wir sind an der Eingangskontrolle des ausgedehnten und
imposanten archäologischen Parks Angkor, den früheren Hauptstädten des Khmer-Reiches,
das von 802 - 1432 seine Blütezeit hatte. Insgesamt 50 Tempelanlagen auf 232
Quadratkilometer gehören zu diesem UNESCO geschützten Welterbe. Ein gewaltiges
Netz aus Becken, Kanälen und Reisfeldern sicherte neben dem Lebensunterhalt
auch die Mittel für die enorme Bautätigkeit. Alle Tempelanlagen sind von
großen Wasserbecken umgeben, die neben
der architektonisch integrierten Wirkung gleichzeitig die Wasserreservoirs für
den Reisanbau waren. Das ausgeklügelte Bewässerungssystem sicherte damals bis
zu drei Reisernten pro Jahr. Zunächst
wird jeder fotografiert und erhält eine personalisierte 3-Tage-Eintrittskarte.
40 US-Dollar kostet eine. Die vor Ort geschätzten und gezählten Besucherzahlen
weichen von den offiziellen Regierungsangaben um mehr als das Doppelte ab.
Angeblich soll damit das Versickern von Geldern im Verwaltungsapparat vertuscht
werden.
Dann
marschieren wir auf den riesigen Tempel Angkor
Wat zu. Gewaltig die Anlage, das kann man sich auf Bilder überhaupt nicht
vorstellen. Diese Tempelanlage war ursprünglich ein reines Hindu-Heiligtum und
war der Gottheit Vishnu geweiht. Im Laufe der Jahrhunderte, als der von Norden
eindringende Buddhismus den indischen Hindu-Einfluss zurückdrängte, wurde
Angkor Wat zu einem buddhistischen Göttersitz. Heute wird seine Bezeichnung
weltweit als Synonym für die gesamte archäologische Anlage verwandt. Guide So,
ein studierter Historiker mit gutem Deutsch führt unsere Nichtrauchergruppe.
Auf dem Hauptdamm, dessen Balustrade von Nagas (siebenköpfigen Schlangen)
gesäumt ist, überqueren wir den 200 m breiten Wassergraben, der die
Tempelanlage umschließt. Der Haupteingang (Gopuram) im äußeren Umfassungsring
ist schon von Chinesen und Japanern
blockiert, so gehen wir durch einen Nebeneingang. Noch besser und gleich eine
prima Fotosicht auf den Kernbereich. Um den genannten Gruppen zuvorzukommen,
gehen wir zunächst quer durch den inneren Ring zum Haupttempel, dem Prasat.
Dieser Turm ist Mittelpunkt der Anlage
und symbolisiert einen kosmischen Berg. Die hier 5 Stockwerke
wiederholen jeweils den Aufbau des Untergeschosses, nur immer schlanker.
Zentrum ist die Cella, der quadratische Wohnsitz der Götter. Je nach
symbolisierter Gottheit steht dieser zentrale Prasat alleine oder ist mit drei oder wie hier fünf kleineren Türmen umgeben. Über eine
steile Treppe klettern wir die 5 Stockwerke des 45 m hohen Bauwerkes hoch. Der
Aufstieg ist sehr steil und da haben einige aber Probleme, in dem Geschiebe
ohne Pausengelegenheit hochzukommen. Auf der dritten Ebene sind alle Türme
verbunden und auch hier kann man durch die ganze Anlage rundspazieren.
Herrliche Aussichten belohnen den Kletterer. Die Fotoapparate klicken und immer
wieder wird geflucht, weil einem einer ins Bild lief oder das Motiv nicht
freimacht.
Die
Dächer und Mauern, teilweise auch die großen figürlichen Darstellungen an den
Türmen, waren nach der Bauzeit überwiegend mit Metallplatten (Kupfer/Bronze)
beschlagen und oft mit Blattgold belegt. Dazu kam eine bunte Bemalung. Der
Anblick muss gigantisch gewesen sein und hat mit dazu beigetragen, das einfache
Volk in Ehrfurcht erstarren zu lassen und die Gottheit des Königs anzuerkennen.
Unten
stehen 10 junge einheimische Mädchen in wunderschönen Trachten. Sie bieten
gemeinsame Fotos mit den Touristen an, wobei auch passende Kopfbedeckungen und
Umhänge gereicht werden. „One Dollar”, kostet jedes Bildchen.
1.850
Apsaras (himmlische Tänzerinnen) zeigen einen der Höhepunkte des künstlerischen
Schaffens. Wir flanieren teilweise die über 600 m langen umlaufenden Galerien ab, auf denen
Schlachten und Götterlegenden dargestellt sind. Wie ein Manuskript in Stein
schmücken die teils glänzenden Basreliefs mit den mythologischen Taten von
Vishnu die lange Umfassungsmauer. Wunderschöne Steinmetzarbeiten sind diese
erhaben aus dem Basalt herausgearbeiteten Bilder. Immer geht es um Gut und
Böse, Sieg und Niederlage, Yin und Yang. Das ist eine der Hauptgrundlagen des
hier praktizierten Hinduismus, der vom Buddhismus übernommen wurde. Die vielen
Brahma, Vishnu, Shiva, Hari-Hara, Krischna, Asfera und so weiter bekomme ich
nicht mehr alle auf die Reihe.
Beim
Verlassen kommen wir noch an den kümmerlichen Resten des in der jetzigen
Trockenzeit wasserarmen Sees vorbei, wo man den besten Blick auf die 5 Türme
hat. Hier nehme ich mir meine obligatorische Sandprobe, die wichtigste des
ganzen Törn. Ich glaube, wir haben beide schöne Fotos gemacht, die sich eignen
können, um ein Jahr den Wintergarten zu schmücken. Mehrere Versuche, uns mit
unserem Apparat zusammen fotografieren zu lassen, bringen nur ein
eingeschränktes Ergebnis. Mal sehen, wir müssen ja nicht unbedingt auf dem Bild
sein.
Einige
meckern, weil wir in 2 Stunden durch diese weltbekannte historische Anlage
getrieben wurden für die andere bis zu 3 Monate einsetzen. Naja, ein bisschen
mehr Zeit hätte ich auch noch gerne
gehabt, zumal dieser Tempel Angkor Wat ja das weltweit bekannteste
Symbol ist und es auch der Top-Punkt der ganzen Reise sein soll. Aber bei
diesem Menschentrubel macht es nicht allzu viel Freude, sich durch die Ruine
schieben zu lassen. Sitzgelegenheiten auf Mauervorsprüngen sind selten und
meist besetzt. Andererseits sind an den wunderbaren Steinmetzarbeiten der
Umlaufmauer kaum störende Touristen anzutreffen. Die Asiaten wollen nur auf den
Turm und fotografieren, für diese alten Kunstwerke an den Wänden haben
überwiegend nur die Europäer Interesse. Aber was haben die sich gedacht, bei
1,5 Tagen Angkor können nicht für jeden Tempel halbe Tage verbraucht werden.
Irgendwie knirscht es bei einigen, die Reise und die Anforderungen in dieser
Hitze machen sich offensichtlich bemerkbar.
Mein
Hemd ist pitschnass geschwitzt, das tropft regelrecht. Im Schatten kühlt es
mich. Das Risiko will ich mit der Klimaanlage des Busses nicht eingehen und so
sause ich los und kaufe im erstbesten Ständchen ein neues T-Shirt. Das hatte
ich ja sowieso vor. Hanne erwirbt sich eine Hose und beim Handeln erhält sie
noch ein T-Shirt zum halben Preis dazu. Wenn ich genügend Zeit gehabt hätte, um
zu wählen und zu handeln, wärs vielleicht etwas anders ausgegangen. Im Hotel
kurz erfrischt und dann werden wir schon zum Abendessen in der Stadt abgeholt.
Leckeres
Essen und deutschen Pinot Noir von der Pfalz, bottled in Wengerohr. Nettes
großes, auf Touristengruppen ausgerichtetes Lokal. Mit dem Getränkeservice
klappt es nicht so besonders.
Fast
krachts hier, die Raucher und Nichtraucher schalten auf Krieg.
20. Tag, Freitag, 27. März 2015
Angkor - Banteay Srei - Bajon - Ta Prohm
Heute
können wir mal etwas länger die Betten ausnutzen. Erst um 9.00 Uhr kommt unser
Bus.
Mehrere
hatten gestern ihre Unzufriedenheit mit dem Programm kundgetan. Auch unser
Tischnachbar mäkelt rum, Er fühlt sich in Angkor Wat zu schnell durchgetrieben
und will mehr Ruhe zur Besichtigung haben. Einige wollen den für heute morgen
angesetzten Tempel in Banteay Srei nicht mitmachen, da er etwas außerhalb der
Kernzone liegt und das je eine Stunde hin und zurück mit dem Bus bedeutet. Wir
fahren aber mit, es lohnt sich, kleine Anlage aber superfein.
Drei
nur ca 10 m hohe Prasat stehen im Mittelpunkt dieses Shiva geweihten Tempels.
Kunstvolle Blumenornamente ziehen sich über die ganzen Wände und die
dreieckigen Giebelfelder, deren Ecken mit verschiedenen figürlichen
Darstellungen kunstvoll ausgeführt sind,
ziehen den Betrachter in ihren Bann. Die Steinmetzarbeiten in diesem
Sandsteingemäuer sind wesentlich ausgeprägter und tiefer bzw. erhabener als die
im basaltenen Angkor Wat. Dieser Tempel ist auch Ideal eines nach ihm benannten
Stils, bei dem die Figuren ein weicheres und lieblicheres Antlitz ausweisen.
Banteay Srei ist der erste Tempel, der schon 1931 aufwändig restauriert wurde
und gilt als das Meisterwerk der Khmer-Kunst.
Die
vielen sauberen, gutsortierten Souvenierläden und Trinkhallen nehmen fast mehr
Platz in Anspruch als die alte Khmer-Anlage. Hanne kann sich hier noch eine
weiße Elefantenbluse mit Ärmeln kaufen, während ich mir schon am Eingang ein
Buch in Deutsch aufschwatzen lasse. Zwar nur der halbe Preis in Dollar, der als
Europreis aufgedruckt ist, aber trotzdem, Druckjahr 2006, ja auch nicht das
jüngste. (zuhause kostet es gebraucht 3,49 Euro) Auch für den Wintergarten finden wir nach hastigem
Handeln, denn der Bus wartet schon, eine
Aspara in passender Größe.
Hier
scheinen die Japaner nach 1942-45 eine zweite Invasion gemacht zu haben. Da
hilft zuhause nur noch die neue Funktion von Photoshop „Del-Chin”.
|
Zum
Mittagessen fahren wir zurück ins Hotel, damit sich die älteren Herrschaften
auffrischen und für das Mittagsprogramm ausruhen können. Wie man es nimmt,
diejenigen die auf eigene Faust raus sind, haben da mehr Zeit, aber ob das bei
der Vielzahl der Eindrücke auch alles so bei der Hitze aufgenommen werden kann?
Wir sind bisher sehr zufrieden. Auch dass die
Naht in Hannes neuer Bluse nicht korrekt genäht ist, stört nicht, sie
wird eben geflickt.
Dann
auf zum Nachmittagsprogramm. Zunächst müssen wir vor Ankor Wat in kleine Busse
umsteigen, da die größeren nicht weiter dürfen. Durch das Eingangstor von Angkor Thom (Große Hauptstadt), dem
riesigen Verwaltungsbezirk der alten Hauptstadt, schleichen wir zu Fuß.
Rund 48.000 Beamte wohnten und
arbeiteten hier innerhalb der Mauern, während die Stadt selbst rund 1 Million
Einwohner zählte. Auf der Zugangsbrücke am Südtor säumen Giganaten den Weg. 54 Devatas (Gottheiten) zur linken und 54 Asuras
(Dämonen) rechts. Sie halten jeweils eine lange Nava. Besonders in der
Pol-Pot-Ära, wurden diese weitgehend geköpft und die Köpfe als Antiquität ins
Ausland geschmuggelt und verhökert. Heute bemüht man sich Zug um Zug, diese
Köpfe mit den alten Gesichtern, soweit sie auf alten Fotos erkennbar sind, zu
rekonstruieren. Eng ists durch das Eingangstor durch die vielen Tuk-Tuk und
Autos, die sich durchquälen. Auf allen vier Seiten der Türme dieser 23 m hohen Tore
sind die Gesichter des Lokeshvara eingearbeitet, die die Züge des Königs
tragen. Er hält Ausschau und garantiert Schutz. Wir steigen wieder ein und
weiter fahren wir mit den Kleinbussen zum Bayon
Tempel, dem Kern dieser 3x3 km großen Anlage. Herrlich, diese vielen noch
perfekt erhaltenen Steinmetzarbeiten. Sie ähneln in der Ausführung Angkor Wat. Sie sind in
Laterit, einem eisenhaltigen Ton, der sich gut bearbeiten lässt und an der Luft
eine basaltähnliche Härte erreicht, reliefhaft sehr gut ausgearbeitet, haben
aber nicht die Tiefe von „heute Morgen”, wo fester Sandstein die Grundlage
bildete. Während der Baustil mit reichen Schmuckformen aufwartet, zeigen die
Figuren eher eine steife Förmlichkeit. In allen Bauwerken sind die Säulen,
Türstürze, Ecken usw. oft mit Devatas (weiblichen) oder Dvarapalas (männlichen
Göttern) verziert. Wenn dann noch irgendwo Platz war, findet man eine Apsara
(himmlische Tänzerin). Auch Elefanten, die auf den indischen Einfluss
hinweisen, sind in allen Formen in Stein
gemeißelt und auch auf den Basreliefs tummeln sie sich.
Die
recht knapp verfügbare Zeit zwingt uns in dieser weitläufigen Anlage, mit dem
Bus von Bauwerk zu Bauwerk zu fahren. Unterwegs immer wieder kleinere und
größere mehr oder weniger verfallene Tempelreste, die ich gar nicht alle
wahrnehmen kann. Nächste Station ist Ta Prohm, der Tempel von Brahma dem
Ahnen. Hier hat man die Restaurierungsarbeiten unterbrochen bzw. auf das
notwendige Wiederherstellen verzichtet. Dafür erkennt man wunderbar, wie die
Urwaldbäume die verlassene Anlage
übernommen haben. Zig mittlerweile dicke Bäume, Feigen und Kapok, haben das Mauerwerk vereinnahmt bzw. völlig
überwuchert. Hunderte Fotos werden
gemacht, es ist schwierig, eines ohne Chinesen zu schießen. Die rasen hier in 50-er
Gruppen im Eilschritt durch, blockieren aber die interessanten Fotomotive mit
gegenseitigem Ablichten. Das Tempelgelände soll nach alten Aufzeichnungen von
nicht weniger als 12.640 Menschen, darunter 615 Tempeltänzerinnen zur Erbauung
der Götter und ihrer irdischen Vertreter bewohnt gewesen sein. Auch eine
Inventur über den unermesslichen Tempelschatz ist erhalten geblieben. Während
man bei den begonnenen Restaurierungsarbeiten nur so viel freilegte und
sanierte, damit die Besucher in einem Rundgang die Dimensionen erkennen und die
hochentwickelte Baukultur nachempfinden können,
verblieb ein Großteil des Gemäuers im Griff der Würgefeigen. Diese
keimen auf Wirtspflanzen, den Kapok-Bäumen und wuchern dann nach unten, wo sie
sich durch die kleinsten Ritzen in die Erde und Gemäuer schieben.
Wenn ihre Wurzeln stark genug sind, erwürgen
sie ihren Wirtsbaum und verschlingen am Boden alles Nahe. Ohne es persönlich
gesehen zu haben, kann man sich nicht
vorstellen, wie diese riesigen Bäume mit ihren mannsdicken Wurzeln das Gemäuer
überwuchert und in die Mauerritzen eingedrungen sind.
Die
Gruppenmitglieder, die sich ausgeklinkt hatten und mit Tuk-Tuks auf eigene
Faust die Tempel besichtigt haben, sind auch hellauf begeistert.
Zurück
zum großen Bus und ins Hotel, kurz aufgefrischt und ab ins Restaurant. Heute
ist das nicht unbedingt der Geschmack der Teilnehmer. Naja, aber der rote
Hauswein war trinkbar und relativ preiswert. Das Raucher /Nichtraucherthema
eskaliert. Wir sitzen am Rauchertisch, nur Henry und Hannes und ihre Frauen bekommen an unserem
Tisch keinen Platz mehr. Dafür sitzen andere Raucher bei den Nichtrauchern und
bekommen keine Gelegenheit, sich
umzusetzen. Alle halten das ganze Gehabe für völlig verrückt, aber
irgendwer hat es doch verursacht.
Im
Hotel finden wir dann alle aus der Vorgruppe zu einer gemütlichen Runde
zusammen. Ursula, will unbedingt einen ausgeben. Sie ist heilfroh und dankbar,
bei uns so gut aufgehoben gewesen zu sein. Gegen 22.00 Uhr wird zur letzten
Runde geblasen und abkassiert. Die Bar ist zu, fine. Da können wir auch ins
Bettchen klettern. Wieder so früh.
Auf
keiner unserer bisherigen vielen Reisen haben wir es geschafft, immer so früh
zu schlafen. Aber die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit fordern doch ihren
Tribut. Die Reiseführer-Bücher warnen alle davor, sich bei den Besichtigungen
allzu viele Tempel vorzunehmen. In den Mittagsstunden ist daher der
Menschenauflauf nicht so stark, dafür sind aber auch die Lichtverhältnisse zum
Fotografieren frühmorgens und spätnachmittags besser.
Reisen
veredelt wunderbar den Geist und räumt mit unseren Vorurteilen auf.
(Oskar Wilde)
21. Tag, Samstag, 28. März 2015
Siem Reap - Bangkok
Auf
den außerplanmäßig angebotenen Ausflug zu einer Handarbeitsschule mit
Werksverkauf und Besuch des Alten Marktes verzichten wir. Irgendwie haben wir
von den Themen genug. So können wir auch länger schlafen und später
frühstücken. Danach wollten wir in den benachbarten Souvenirshop, der hat aber
noch zu. So liegen wir noch ein knappes Stündchen auf dem Bett und meditieren.
Hanne schoppt schnell noch 3 Hemdchen für die Enkel. Da für mich kein schönes
T-Shirt da ist, suche im Hotelshop und werde fündig. Nicht ganz was ich wollte,
aber die anderen waren zu klein. Eben für die einheimische Bevölkerung und die
Chinesen gemacht.
Dann
auf zum Flughafen, das Einchecken geht
zügig und auch die Sicherheitskontrolle, obwohl dort generell alle die Schuhe
ausziehen mit mitscannen lassen müssen. Ich werde angepfiffen, da ich Wasser
dabei habe. Irritiert merke ich dass Hanne mir eine Flasche in die
Rucksackseitentasche gesteckt hatte. Hannes Passfoto passt dem Beamten nicht,
sie muss sich darüber hinaus mit Fingerabdruck ausweisen. Gut dass die in den
neuen Pässen schon gespeichert sind. Wir essen
noch schnell ein Sandwich, damit Hanne nicht in den Hungerast fällt.
Pünktlich um 13.20 Uhr heben wir mit dem vollbesetzten Airbus A 319 ab und schon gibt's ein komplettes, wenn auch
kaltes Menü. Wir müssen schnell essen, denn es geht schon wieder runter. 40
Minuten später rollen wir nach 398 Kilometern in Bangkok aus. In ganz Indochina
wird sehr viel geflogen. Die schlechten Straßen und wenigen
Eisenbahnverbindungen sind keine zeitlich vernünftige Alternative.
Hier
in dem neuen riesigen Flughafengebäude werden wir von der Reiseleiterin
Schanapa empfangen, die
uns, die Busgruppe 2, in einer ca. einstündigen Fahrt zum Hotel bringt. Vorher
hat sie uns aber weisgemacht, dass man in Thailand nicht mit Dollar zahlen kann
und daher einheimisches Geld braucht. Da sausen wir geschlossen zu einem
Wechselschalter und tauschen. Dazu ist der Original-Pass erforderlich.
Ununterbrochen spricht sie zu uns während der Fahrt und gibt uns alle notwendigen Erklärungen.
Im
Hotel Century Park erhalten wir einen
kühlen Willkommenstrunk und müssen eine Anmeldung ausfüllen. Dann auf die
Zimmer, wo wir auf die Koffer warten. Zwischenzeitlich wird mal wieder nach
Hause telefoniert. Nach knapp einer halben Stunde sind die Koffer auch da. Wir
zögern nicht mehr lange, warum auch, und nehmen die weltbekannte Stadt unter
die Füße. Es geht zum Baiyoke-Sky-Tower, dem mit 354 m höchsten Gebäude
Thailands. Schnell haben wir die Tickets erstanden und sind nach einem
Umsteigen im 77. Stock schon oben auf der rotierenden Plattform auf 84.
Herrlich, der weite Ausblick rund auf die Millionenmetropole. Nur der Smog
dämpft die Sicht und vermiest den Sonnenuntergang. Im Eintrittspreis von offiziell 400 Bath, die
Reiseleiterin hatte zwar gesagt wir sollten nur 300 Bath zahlen, ist ein Drink
im Lokal auf der 83. Etage enthalten. Wir genehmigen uns ein einheimisches
Bierchen. Damit haben wir den halben Eintritt schon wieder drin. Es ist alles
relativ ruhig, nur von Zeit zu Zeit dampft eine Gruppe Chinesen durch.
Nach
Einbruch der Dunkelheit ist die Stadt hell erleuchtet und die breiten Straßen
wimmeln von Autos. Das gibt noch einige schöne Nachtfotos. Entlang der Straße
mobile Garküchen, die man mit Vietnam und Kambodscha vergleichen kann. Dahinter
kleine Restaurants, die einen sehr sauberen Eindruck machen. Die Preise hier sind
für unsere Verhältnisse günstig. Auf der Straße wird faktisch alles zu Essen
angeboten. Fleischspieße, Meeresfrüchte und sonstiges Gegrilltes. Dazu die
immer unverzichtbare Fischsuppe mit Nudeln und Gemüseeinlage. An einem
Straßenrand entdecken wir sogar Krokodilköpfe, die gegart angeboten werden.
Im
Hotel kurz frischgemacht und zum Abendessen marschiert. Das ist vielleicht ein
Buffet-Angebot. An so was Tolles kann ich mich nicht so ohne weiteres erinnern.
Wir und auch die anderen Mitreisenden schwärmen und wählen und genießen, bis
wir fast platzen.
Einziger
Wermutstropfen sind die Getränkepreise im Hotel. Bier ist mit 180 Bat + Service
und Steuer eine Ecke teurer als oben im Turmrestaurant. Die Weinpreise haben es
in sich. 1600-2100 Bath = 50-70 Euro pro Flasche. Ich finde ganz klein unten
noch einen chilenischen für 875 + = ca. 30 €uro. Den genehmigen wir uns aber
zum Abschluss der Reise.
Die
Reiseleiterin hatte uns darauf aufmerksam gemacht und uns empfohlen, die
Getränke im nahen Seveneleven 7/11 zu kaufen. Dabei muss man sich aber an
bestimmte Zeitfenster halten, sonst darf kein Alkohol verkauft werden. Im
Straßenverkauf kostet eine Dose Bier für Touristen 1 Dollar, Einheimische
zahlen viel weniger.
Alle
Mitreisenden sind verschwunden, wahrscheinlich nicht in der Stadt, und so
genießen auch wir die Aussicht aus unserem Panoramafenster im 15. Stock und
warten der Dinge, die morgen auf uns zukommen werden.
22. Tag, Sonntag, 29. März 2015
Bangkok
Der
frühe Blick aus dem Fenster sieht zunächst nach einer angeschlagenen Scheibe
aus, aber es ist der Regen, der vom Himmel herunter rinnt.
Das
Frühstück ist wieder sehr opulent und reichhaltig. Asiatisches Herz was
begehrst du. Das Brotangebot für die Europäer ist etwas dürftig. Schon früh
gibts Suppen, Fisch, Sushi, Austern, Meeresgetier. Mittags und abends dann noch Nudeln in allen
Anreichungsarten und viele Fleischgerichte. Das Fleisch ist dabei meist
kleingeschnitten und angerichtet, wie man es fürs Stäbchenessen braucht.
Zusätzlich für uns aber je ein großes Fleischstück,
da an der Theke passend tranchiert wird. Auch der Nachtisch ist vielfältig und
lecker.
Die
Regenjacken werden nochmals eingepackt und auf zum Bus. Es hat aufgehört zu
regnen. Wir rollen durch die frühe sonntägliche Stadt. In Chinatown und in
Little Japan sind noch viele Rollläden unten, die machen sonntags erst gegen
zehn auf. Auch der Blumenmarkt beginnt erst wach zu werden. So können wir nur
ahnen, was uns unsere Guidin Schanapa alles über das quirlige Leben hier
erzählt. An allen Straßenecken stehen große Bilder der Prinzessin und die
öffentlichen Gebäude sind alle mit lila-weißen Bändern geschmückt. Die beliebte
Prinzessin wird in den nächsten Tagen 60 Jahre alt. Da sie unverheiratet ist, hat unsere
Reiseleiterin das Gerücht weitergegeben, sie würde demnächst den kambodschanischen
König heiraten und dann kämen noch viele Prinzen zur Welt.
Wat
Pho ist der älteste und größte Tempel in Bangkok. Hier ist der größte liegende
Buddha Thailands, 46 m lang und 15 m hoch mit einer großen Halle umbaut worden.
Rundum hängen 108 Klangschalen, in die man je eine Münze wirft, das sind je
eine gute Tat. In einer strömenden Chinesenschlange werden wir drum herum
gedrängt.
Nächste
Station ist die Klosteranlage Wat Phra
Kaew und der übergangslos dabei liegende alte Königspalast (Grand Palace). Beim
Aussteigen meine ich, ich bin in Peking in der U-Bahn in der Rushhour. Es
wimmelt von Chinesen. Dutzende Gruppen stehen hier eng zusammen und warten auf
Ihren Bus zum Weiterfahren. Andere steigen auch gerade aus und uns kommen die
Scharen entgegen. Nutzt nichts, wir müssen uns da einfach quer
durchkämpfen. Im Kloster führt uns
Schanapa zunächst zu den umgebenden Galerien, Säulengängen wie sie auch
deutsche Klöster haben. Herrliche Wandmalereien mit viel verwendetem Blattgold
zeigen Szenen aus der Mythologie des Buddhismus. Danach springen wir von
Schattenplatz zu Schattenplatz um weitere Erklärungen und Beschreibungen der
fast unzähligen Pagoden und Gebäude zu erhalten, denn die Sonne hat den Regen verjagt und brennt
erbarmungslos auf uns nieder. Fast alle
Gebäudeeingänge und Torbogen werden von großen Dämonenfiguren bewacht. Hier
zeigt sich wieder das buddhistische Verständnis des steten Ausgleichs zwischen
Gut und Böse, wobei keine Seite die Vorherrschaft haben soll. In den
Nebengebäuden und Galerien (Kreuzgängen) stehen unzählige, angeblich 396
Buddhafiguren. Diese Statuen sind Grabstätten. Im Fuß der Figur oder einer
Wandnische dahinter wird die Urne mit der Asche der Verstorbenen untergebracht.
Meist sind es Familiengräber. Auch wenn die Kapazität erschöpft ist, kaufen
immer noch Familien für viel Geld einen Platz zur Aufstellung eines Buddha.
Auch die großen Stupas auf dem Gelände dienen der Urnenaufbewahrung.
Das
höchste thailändisch-buddhistische Heiligtum, der Jadebuddha, wird von uns in
seiner Halle aufgesucht. Die goldbeladenen Mosaikarbeiten innen und außen bei allen
Gebäude ist nicht fassbar. Der Prunk zu Ehren Buddhas kennt scheinbar keine
Grenzen. Die vielen Pagoden in Kambodscha sollen lt. Aussage vor der Zeit der
Roten Kmehr genauso prunkvoll gewesen sein. Dort wurde aber bekanntlich alles
Goldene gestohlen und verscherbelt. Die Menschenmenge ist nicht zu überblicken
und dazwischen wir wenigen Europäer. Nach dem Rundgang haben wir etwas Freizeit
zum Fotografieren etc., bevor es in den
alten Königspalast weitergeht. Auch hier wurde am Prunk nicht gespart.
Gemeinsam
laufen wir dann quer durch den Straßenmarkt zum Ufer des Chao Phraya River. Wir
besteigen ein Fährboot und fahren in das gegenüberliegende - fast chinesenfreie
- Restaurant, wo wir gut zu Mittag speisen.
Hier
klettern wir dann auch in ein kleineres Boot um, mit dem wir eine Rundfahrt
durch die Klonghs, künstlich angelegte Kanäle und damit Transportwege kreuz und
quer durch die alte Stadt, machen.. Auch hier ist Betrieb. Viele kleine, aber
trotzdem lange, schlanke Langschwanz-Boote fahren mit den Touristen rund. Links
und rechts sind die Bretterbuden der Ärmsten. Die Wasserwege wimmeln von Katzenhaien. Brot zum Füttern ist an Bord
vorrätig. Da ist Leben im Wasser. Auch
viele Warane leben hier. Zwei etwa 3 m lange große Tiere liegen am Ufer in der
Sonne und lasen sich von uns nicht wirklich stören.
Unterwegs
legen wir am Wat Arun (Temple of Dawn) an. Hier ist man fleißig am
Restaurieren. Herrlich, die fertigen Stelen. Aber die alten sind auch
sehenswert. Unsere Führerin jammert als Archäologin über die Arbeiten. Da
würden viele unersetzliche alte Symbole, z.B. Chinesische Porzellanteller aus
einem untergegangenen Schiff, die zur Dekoration angeklebt waren, entfernt und durch einfache Stuckarbeiten
ersetzt. In einer Ecke sehe ich zwei junge Damen, die mit langen Zangen kleine
Mosaiksteinchen bearbeiten. Das ist vielleicht eine Arbeit.
Auf
dem selbstverständlich dazugehörenden kleinen Markt erwirbt Hanne noch eine
weitere Elefantenhose und wir erstehen einen kleinen Montagsbuddha, der passt
sicherlich zu Monikas Muttergottesfiguren.
Das
Boot bringt uns weiter und der Bus holt uns am Ufer ab, dann ab ins Hotel.
Schanapa und der Bus verabschieden sich, nachdem wir die letzten Anweisungen
für die morgige Abreise erhalten haben. Mal sehen, ob da nochmals einer dabei
ist, für die größere Gruppe ohne Vorprogramm, die zwei Stunden später über
Dubai fliegen, ist ein Reiseleiter dabei.
Nach
der erfrischenden Dusche genehmigen wir uns das Bier aus der Minibar. Ausgehen
bis zum Abendessen wollen wir nicht mehr, dafür haben wir ja morgen noch den
ganzen Tag Zeit.
Nach
dem opulenten Buffet-Abendmahl gehen wir beide und Ursula noch in die
Signature-Bar, "located on 2nd floor". Die Klimaanlage läuft auch
Hochtouren, die Fernseher bringen eine „Verstehst Du Spaß-Sendung” und ein
Pärchen kämpft am Billardtisch. Das ist ungemütlich und so gehen wir schnell zu
Bett. Die anderen Mitreisenden sind ja ach
so erschöpft oder ihre Liquidität ist bedenklich? Erst bei der Abreise
erfahren wir, dass die meisten Mitreisenden Gutscheine für ein halbes Getränk
in dieser Bar beim Schlüssel hatten. Das war mir nicht aufgefallen. Schade.
23. Tag, Montag, 30. März 2015
Bangkok
Die
Sonne lässt meine Bettgenossin strahlen. Wir sind ja in Urlaub und haben
Freizeit, so genießen wir das breite Bettchen. Es wird heute wohl wieder ein
heißer Tag mit über 37 Grad geben. Wir entschließen uns daher, zu einem morgendlichen
Stadtbummel. Direkt unter unserem Fenster sehe ich eine Klosteranlage liegen,
die wollen wir aufsuchen. Aus dem Hotel, 3 x rechts und wir sind da. Es ist eine kleine aber feine Anlage. Während
wir rumschlendern, werden wir angesprochen, wo wir herkämen etc. Schnell sind
wir im Gespräch. Es ist ein Polizist, der hier in Zivilkleidung etwas aufpasst.
Er erläutert uns die Anlage und lädt uns ein, das Hauptgebäude ruhig zu
betreten. Neben dem Kloster ist dies ein Krematorium und in der Haupthalle und
den Nebengebäuden sind Urnenwände. Die Verstorbenen werden hier verbrannt (zwei
große Schornsteine sind da) und dann die Urnen in die Mauern eingesetzt. Davor
kommt ein kleines Schildchen mit Namen und Daten sowie einem Foto. Vor einem hat sich eine Frau mit kleineren Kindern
bequem gemacht und sie frühstücken zusammen mit dem verstorbenen Vater.
Irgendwie doch etwas anders als bei uns, diese Begräbnissitten bzw. die
Ahnenverehrung.
Unsere
Füße tragen uns durch die schmalen Gassen, in denen lauter kleine Läden,
Werkstätten etc. untergebracht sind. Das Leben ist ruhig, da keine Touristen
stören. Anscheinend sind wir im Schneiderviertel gelandet. Überall wird fleißig
genäht, Bis zu 10 Frauen oder Männer sitzen an den Nähmaschinen und lassen
diese schnurren. Ich habe den Eindruck, es ist teilweise Fließbandarbeit, denn
jeder macht die gleichen Nähte und reicht das Stück weiter. Werden so unsere
wertvollen Markenklamotten gefertigt? Die Räume sind auch eng und dunkel und über die Sauberkeit kann ich
nichts sagen, aber es sieht etwas schmuddelig aus. Demgegenüber sehen die
Tailor-Geschäfte, in denen man sich innerhalb von 24 Stunden Maßanzüge oder
Kleider fertigen lassen kann, direkt einladend und komfortabel aus. Schneider,
Massagesalons, Kneipen und ähnliches säumen die Ratschaprarob Roud.
Wir
landen in der Nähe des Baiyoke-Tower, den wir ja schon bestiegen hatten. Unsere
Mitreisenden jammern. Sie brauchten zwar nur 300 Bath zu zahlen, aber auf der
77. Etage war Schluss. Die Plattform auf der
84. Und das Restaurant auf der 83. waren geschlossen. Einem mitreisenden
Pärchen aus Sachsen war der Eintritt zu teuer. Sie gingen in die anderen
umliegenden Hoteltürme und fuhren dort nach oben. „Da haben wir alles genug
gesehen und es war billiger”, ist die Begründung.
Das
Indra-Center gleich nebenan ist ein riesiges 3-stöckiges Kaufhaus. Genauso wie
auf den vielen gesehenen Märkten, nur etwas heller, sauberer und die Gänge sind
etwas breiter. Über die Haltestation des Sky-Train, einer die Stadt durchziehenden Hochbahn,
steigen wir runter ins Getümmel und auf Richtung Hotel. Ein Museumsbesuch kann
unsere Wissbegier nicht noch weiter
reizen. Wieder ein leckeres Mittagsbuffet, was am Tresen durch viele
einheimische und chinesische Seminarteilnehmer etwas stressig wirkt.
Das
Schwimmbad auf der 5. liegt immer noch in praller Sonne, so genießen wir lieber
die Aussicht aus unserem klimatisierten Zimmerchen. Zu den Klimaanlagen in den
Hotels ist anzumerken, dass diese nur laufen, wenn Strom im Zimmer ist. Das ist
nur, wenn die Zimmerkarte in dem Schlitzschalter steckt. Wir haben aber nur
eine Karte. Was also tun, wenn wir das Zimmer verlassen. Eine Visitenkarte von
Hanne tut die gleichen Dienste. Die markanten Sehenswürdigkeiten haben wir
abgehakt. Um noch weitere schöne Tempel, Wat genannt, und Prunkgebäude zu sehen, drängt es nicht mehr,
zumal diese nur mit Tuk-Tuk oder Taxi erreichbar sind. Die Tuk-Tuk hier sind
echte Dreiräder, nicht so zusammengestellte Gefährte aus Moped und Anhänger wie
in Kambodscha. Aber auch hier wird man ständig angesprochen, ob man mitfahren
will. Daneben gibt es Mopedtaxis. Die Fahrer sitzen mit ihren Gefährten rum und
haben alle eine nummerierte Weste als Kennung an. Einheimische nutzen diese
gerne, denn in dem massigen Verkehr sind die schneller als breitere Fahrzeuge,
da sie sich dazwischen durchschlängeln können.
Das
Zimmer steht uns heute noch bis 18.00 Uhr zur Verfügung. Geputzt etc. wird aber
nicht mehr. Wenn ich auch bezüglich des Aufenthaltes in Bangkok zunächst
skeptisch war, so muss ich eingestehen, es hat sich wirklich gelohnt.
Wenn Sie es auf Reisen wie zu Hause
haben wollen,
dann verschwenden Sie Ihr Geld nicht
fürs Reisen - bleiben Sie lieber Daheim.
24. Tag, Dienstag 31.3.2015
Heimflug
Die
Getränke beim abendlichen Buffet können nicht mehr auf Zimmer gebucht werden,
aber Kreditkarten sind willkommen. So sitzen wir dann gemeinsam in der Halle
und warten. Die genannte Zeit ist um und als wir reklamieren, stehen auch schon
die Kleinbusse vor der Tür. Da keine Reiseleitung vor Ort ist, müssen wir uns
eben selbst kümmern. Schnell sind wir am Flughafen und checken ein. Bis auf
Rainer, dessen Gepäck zwar nach Berlin durchgecheckt wird, der aber keine
Bordkarte ab Frankfurt bekommt, geht alles schnell. Durch die
Sicherheitskontrolle und dann durch den riesenlangen Flughafen zum Gate C3. Noch schnell rührende Abschiedsszenen in
unserer Gruppe und auf zum Boarding.
Die
Maschine Airbus A 380-800 ist nicht voll und die Stewardess bietet unserem
Nachbarn auf dem C-Sitz an, in eine andere freie Reihe zu wechseln, was dieser
auch gerne macht. Als dann hinter uns
die Reihe auch noch frei wird, haben wir beide je drei Sitze für uns und können
uns zum Schlafen sogar umlegen. Dass ist wirklich entspannend
Ein
ruhiger Flug und wir landen pünktlich um 6 Uhr Ortszeit in Frankfurt. Die
Passkontrolle hier ist pingelig. Vor uns sind Japaner und Chinesen und es
dauert. Das ist die längste Wartezeit bei einer Kontrolle der ganzen Reise.
Auch die Koffer brauchen Zeit und so ist der 7.15 Uhr Bus weg. Der nächste
fährt erst um 9.15 Uhr und so langweilen wir uns fast zwei Stunden im Terminal
zwei rum. Hanne geht es gar nicht gut. Seit sie heute Nacht Wasser getrunken
hat, ist ihr hundeübel. Hoffentlich ist das zuhause nach etwas Schlaf wieder
weg.
Stefanie
holt uns auf dem Hahn ab und noch vor Mittag sind wir wieder im trauten Heim.
Das
war eine anstrengende, aber sehr schöne Reise. Organisation, Unterkünfte.
Schiff, Reiseleitungen, Essen und Trinken, alles war prima.
Reisedaten:
Briedel-Frankfurt 150 km Auto
Frankfurt-Bangkok 9.0006 km Flug
Bangkok-Hanoi 992
km Flug
Hanoi
- Halong - Hanoi 400 km Bus
Hanoi
- Hue 569 km Flug
Hue
- Hoi An 170 km
Bus
Da
Nang - Ho Chi Minh 606
km Flug
Saigon
- Siem Reap 833 km Schiff
245 km Bus
Rundfahrten 100 km Bus
Siem
Reap - Bangkok 398 km Flug
Bangkok
- Frankfurt 9.012 km Flug
Frankfurt
- Briedel 150 km Auto
Gesamtstrecke 22.631 km