Ein Wort zuvor:

 

Eigentlich wollten wir ja keine so langen Flugreisen mehr unternehmen. Aber nach einigen Monaten in den heimatlichen Gefilden machten sich die Auswirkungen des Fernwehvirus doch wieder bemerkbar. So begann ich zunächst zögerlich, wieder in Urlaubskatalogen zu blättern.  Südostasien (Indien - Indochina) war noch ein großer weißer Fleck auf unserem Reiseglobus. Die alten Herrscherstädte in Myanmar (Bagan) und Kambodscha (Angkor Wat) standen ja schon immer auf meiner Wunschliste ganz oben. Angebote für Indien-Rundreisen des Reisebüros und der Rhein-Zeitung zündeten dann den Funken. Wir wollen es nochmals angehen. Schnell hatte ich die aktuellen Kataloge der Veranstalter auf dem Schreibtisch. Nach reiflicher Abwägung der  einzelnen Angebote entschieden wir uns für die Reise „Lotusblüte” von Phoenix-Reisen. Ich wollte nicht allzu lange vorbuchen und so prüfte ich im Internet immer wieder die Belegung.  Im Oktober habe ich dann fest gebucht. Der Vortermin im Februar, der wetter- und wassermäßig besser wäre, war leider schon früh ausgebucht. So mussten wir uns mit dem Märztermin und den Risiken des Niedrigwassers abfinden.

 

Wenn wir schon einen so langen Flug unternehmen, wollten wir das auch ausnutzen. Daher buchten wir auch eine Vietnam-Rundreise als Vorprogramm der Mekong-Schiffsreise dazu.

 

Zur Einstimmung kaufte ich mir Reiseführer, Reiseberichte und Bildbände über Vietnam und  Kambodscha. Die notwendigen Vorbereitungen wie Visabeschaffung etc. waren schnell erledigt und so konnten wir uns auf die Reise freuen.

 

Die Veranstalter müssen bei der Planung zeitliche und räumliche Gegebenheiten berücksichtigen. Es ist daher nicht möglich, alle Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Auch ist die Unterteilung in sehr sehenswert oder vernachlässigbar stark im persönlichen Empfinden des Einzelnen begründet. Alle Reiseleiter schleusten uns geschickt durch das oft vorhandene Menschengewimmel und gaben uns umfangreiche  Hintergrundinformationen zum besseren Verständnis des Betrachteten.

 

Dieser Bericht führt nur einen Teil meiner persönlichen Erlebnisse und Eindrücke auf. Details zu den Sehenswürdigkeiten und vieles Weitere über die nicht besuchten, aber sicher auch lohnenswerten Reiseziele, die Geschichte der Länder und die Bevölkerung  entnehmt bitte den einschlägigen Reiseführern und der umfangreichen Literatur. Auch unser Fotoalbum zeigt nur einen groben Ausschnitt aus unseren 3.200 Erinnerungsfotos. Hier helfen die vielen Bildbände weiter.

  Veranstalter: Phoenix-Reisen, Bonn

Örtliche Reiseleitung: Saigon-Tourist

 

 


Vorprogramm

 

1. Tag, Sonntag, 8. März 2015

Anreise Nachtflug Frankfurt - Bangkok - Hanoi

 

 

Da der Fahrplan der Fa. Bohr sonntags keine passende Verbindung hat, musste uns Armin nach Frankfurt zum Flughafen fahren.

 

Pünktlich um 8.00 Uhr geht's los und wir kommen superschnell zum Terminal 1. Der Check-In von Thai-Air ist noch geschlossen, so traben wir mal eine Runde zwischen den vielen Passagieren hindurch und genehmigen uns dann einen Cappuccino bzw. einen herrlich frischen Zitronentee mit Minze.

 

Das Einchecken geht danach schnell vonstatten und die beiden Koffer im Gesamtgewicht von 39.0 kg, bei einer Freigrenze von 40 kg, werden bis Hanoi durchgecheckt. Wir brauchen uns in Bangkok nicht drum zu kümmern. Recht früh machen wir uns dann auf den Weg zum Abfluggate Nr. B 46, denn die Anzeigen weisen auf längere Verzögerungen bei der Sicherheitskontrolle hin. Die ist auch scharf. Laptop, Fotoapparat, Handy und alles elektronische muss in eine gesonderte Kiste, sogar die Kabel mit den Trafoteilen gehören dazu. Ganze 35 Minuten dauert die Prozedur, bis wir durch sind.

Ein belegtes Baguette und ein Bier helfen uns, die Zeit zu verbringen. Beim Boarding sind wir fast die letzten, deren Reihe aufgerufen wird. Die Überraschung ist gelungen. Zwar hatte ich ja im Vorfeld die Reihe 59 gebucht und auch bestätigt erhalten, aber auf dem Flugschein stand die Reihe 33. Und das ist bei dem Airbus 380-800 die dritte Reihe im Hauptdeck. Hier ist richtig Platz zwischen Sitz und Wand. Da auch noch der Sitz C frei bleibt, kann Hanne hinüberrücken und so haben wir vorzügliche Sitzgelegenheit und Platz genug beim Essen. Die Maschine fasst insgesamt 507 Passagiere.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pünktlich hebt das Flugzeug ab und geht gleich auf Reisehöhe.  Bis zum Schwarzen Meer fliegen wir auf 11.277 m, danach geht's auf 11.887 m hoch. Wir machen einen kleinen Bogen nach Süden und umgehen so die Krim und die Ukraine. Die Reisegeschwindigkeit liegt bei 750 bis 1061 km/h und die Gesamtstrecke von Frankfurt nach Bangkok beträgt 9006 km. Kaum sind wir auf Reisehöhe, wird schon ein warmes Essen serviert. Davor bzw. danach gibt's Säfte, Weine etc. sowie heiße Tücher. Von meinem Fensterplatz habe ich eine gute Sicht auf die Erde, z.B. die schneebedeckten Gipfel der Karpaten. Wir fliegen ja gegen die Nacht und bald wird's dunkel. Auf dem Bildschirm sind laufend die Daten zum Flug und Karten eingeblendet, sodass man sich prima orientieren kann. Dass Licht geht aus und ich ruhe mal vorweg. Hanne guckt derweil Filme. Lesen macht so keinen Spaß und ich ziehe mir im Bordkino  einen brutalen Sherlock Holmes rein. Kein Vergleich mit dem harmlosen alten Filmchen dazu. Meine Hörgeräte sind hier durch die Nebengeräusche der Maschine hinderlich, so ziehe ich sie aus.

 

Gegen 23.00 Uhr (in Bangkok ist es 6 Stunden früher, d.h. morgens 5.00 Uhr) kommt ein kleines Frühstück mit Omelette, Würstchen, Kartoffelplätzchen und....

Mit 6 Minuten Verspätung landen wir um 6.34 Uhr Ortszeit, 10.5 Stunden Flug.

 

 

Entwirf einen Reiseplan im Großen und lass Dich im Einzelnen von der bunten Stunde treiben. Die größte Sehenswürdigkeit ist die Welt, sieh sie Dir an!

(Kurt Tucholsky)

 

2. Tag, Montag, 9. März 2015

Hanoi

 

Bis wir dann endlich aus der Maschine kommen ist schon 6.55 Uhr und um 7.05 Uhr beginnt das Boarding unseres Anschlussfluges. Zunächst muss ich mich mal orientieren, wo wir sind und wo wir hinmüssen. Ich finde die richtige Treppe, unten wird schon die Bordkarte geprüft, damit kein Falscher hochfährt, denn der kommt nicht mehr runter. Oben nochmals  eine Einweisung und wir stehen  wieder vor einer Gepäckkontrolle. Gleiches Spiel wie in Frankfurt, nur jetzt in Eile. Dann rasen wir weiter durch das ausgedehnte Terminalgewirr und suchen den Flugsteig F1. Es ist 7.30 Uhr, als wir ihn endlich erreichen, ganz am Ende eines Nebenflügels. Die Strecke war über 3 km. Schade, da hätte sich mein Schrittzähler schon gelohnt. Das Boarding ist noch voll am Laufen und wir sind schnell im Bus, der uns nach weit draußen aufs Rollfeld bringt, wo die Maschine auf uns wartet. Mann, ich bin total durchgeschwitzt, so sind wir gesaust. Wer hier eine Gehbeeinträchtigung hat, schafft das aber nicht so ohne weiteres. Noch eine Viertelstunde kommen Leute an und dann heben wir mit 15 Minuten Verspätung ab.

 

In der Boeing 777-200 der Thai-Air haben wir die gleichen Platznummern in Reihe 33. Diesmal ist aber der C-Platz besetzt und es ist auch merklich enger. Naja, für die 1,5 Stunden ist das machbar. Auch hier gibt's ruck zuck ein kaltes  Frühstück. Auf die kühlen Getränke freue ich mich am meisten, denn nach der Lauferei habe ich richtiggehend Durst. Die Maschine scheint mit 309 Passagieren ausgebucht zu sein.

 

992 km ist die Strecke nach Hanoi und wir fliegen wieder mit 11.278 m und einer Geschwindigkeit von um die 928 km/h. Draußen ist es noch 48 Grad Celsius kalt.

 

Nach der Landung marschieren wir los uns stellen uns gleich in die Schlange zur Passkontrolle. Pech, wir werden zurückgeschickt auf die andere Hallenseite um dort zunächst unser Visum registrieren zu lassen. Die Aufsicht läuft mit unseren Pässen vorneweg und so haben wir die schnell gestempelt zurück um uns wieder anzustellen. Andere aus unserer Gruppe kamen, so erfahren wir später, ungehindert einfach durch. Bis die Koffer kommen, dauert es recht lange und dann endlich stehen wir draußen und werden vom Reiseleiter Luc willkommen geheißen. Es ist leicht am Fuseln, das sei hier das übliche Wetter. Die vielen Mofa-Fahrer haben alle dünne Plastikpelerinen an, auch die vielen Frauen, die am Straßenrand sitzen und die Blumenbeete pflegen bzw. pflanzen.

 

Der kleine 20-Sitzer hat keinen Kofferraum und so stemmen wir das Gepäck hinten durch ein Fenster rein.  Über die neue Autobahn schnell ins Hotel Flower Garden Hotel in der Altstadt von Hanoi. Sehr schönes gepflegtes Haus. Registrierung der Pässe, Erfrischungstücher und Getränk und schon gibt's die Schlüssel für Zimmer 906 auf dem 9. Stock. Feines Zimmer, das wir um 11.40 betreten.

 

Ich ordne mal meinen Rucksack, denn da ist doch einiges durcheinander geraten und schreibe den ersten Teil meines Tagebuches. Meine Funkuhr ist noch nicht umgesprungen, da warte ich mal die Nacht ab. Ich habe ja eine als Reserve dabei. Sie wird die ganze Reise nicht richtig springen, erst wieder zuhause.

 

Nach einer Verschnaufpause geht's um 15.45 Uhr weiter im Programm.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zunächst fahren wir mit dem Kleinbus ins Truong Chinh Wasserpuppentheater. Eine schöne Vorstellung, rund 500 Personen sind im Saal und die spielen 5 mal täglich je 1 Stunde. Eine Kapelle mit Sängerinnen und etwa 10  Personen, die die Puppen im Wasser bewegen. Nicht alle finden es super, aber man kann schon gut erahnen, dass es sich hier um eine reine Touristenattraktion handelt.

 

Dann laufen wir durch die Altstadt. Da ist richtig was los, lauter kleine Läden und mehr. Die schmalen Gassen sind nach den Handwerken benannt, die hier seit jeher ausgeübt werden. Jede Branche hat ihre eigene Straße, so sind auch heute noch  die ganzen Läden jeweils geordnet. Wenn man etwas gezielt sucht, ist das praktisch, andererseits fehlt die Abwechslung, die das Altstadtflanieren sonstwo so interessant macht. Die Häuser sind auch recht schmal, aber oft über 70 m tief. Damit wollte man schon damals zur Zeit der Zünfte möglichst vielen Familien die Gelegenheit geben, an der Straßenfront Geschäfte machen zu können. Irgendwie meint Hanne, das Leben hier wäre gewöhnungsbedürftig. Lebensmittelläden, oft nur im Straßenverkauf, dazwischen die verschiedensten Handwerker und Dienstleister, bestimmen das Straßenbild. Anscheinend sind auch die Möglichkeiten der Frischhaltung in der Stadt nicht ausreichend, denn die Hühner werden hier noch lebend verkauft, dann an Ort und Stelle gerupft und ausgenommen. Die vielen Garküchen können sich dann direkt mit frischer Ware versorgen. Riesentöpfe mit Suppe und Berge von verzehrfähig zubereiteten Fleischspießen liegen auf deren Auslagen. Kommen alle  Einwohner hierher zum Essen oder? Die Altstadt Hanois hat in den Indochinakriegen nicht wesentlich gelitten. Lediglich die Franzosen wollten Ihre Kolonialhauptstadt zu einer französischen Metropole machen. Durch die engen Gassen fahren auch viele Mopeds, die hupen schon von Weitem. Die Zahlen der in Hanoi verkehrenden Mopeds und Motorroller wird auf über 3,5 Millionen beziffert. Ob das reicht, denn mit der Anmeldepflicht ist das so eine Sache. Wir üben auch das Überqueren der großen Straßen. Nicht einfach, aber man gewöhnt sich daran, einfach loszumarschieren. Wer hier rücksichtsvoll auf eine freie Überquerung wartet, steht abends immer noch da. Einfach losgehen, ist die Devise. Aber langsam, damit sich die heranbrausenden Mofa-Fahrer orientieren und entscheiden können, ob sie noch vor einem oder erst hinter einem vorbeifahren können.  Der Verkehr, insbesondere die Mopedschwärme, ist sehr intensiv. Es ist Rushhour. Die meisten der Mopeds und Kleinkrafträder (große Maschinen sehe ich keine) sind alt und fast historisch. Viele junge elegante Vietnamesinnen kommen aber auch auf neuen Rollern vorbei.

 

Zum Abendessen fahren wir in ein typisches  einheimisches Lokal, das jedoch für Touristengruppen eingerichtet ist. Zwei riesige Säle mit großen runden Tischen und dazwischen wird das kalt/warme Buffet angerichtet. Das ist vielleicht ein Angebot. Überwiegend einheimische Speisen, Herz was begehrst du. Aber auch einiges, das wir unangetastet auf dem Platten lassen. Hinter den Tresen mindestens 50 Personen, die nachlegen, braten etc. Hier ist was los. Anscheinend werden alle Touristen hierhin gekarrt und auch reihenweise Geburtstagsfeiern werden besungen. Leider gibt's außer Wodka keinen Schnaps, den trinken wir dann anschließend an der Hotelbar. Recht früh sind wir dann in der Heia. Wir haben ja zwei anstrengende Nächte hinter uns und morgen geht's früh weiter.

 

 

Die Welt ist ein Buch.

Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.

(Augustinus)

 

 

 

3. Tag, Dienstag, 10. März 2015

Hanoi

 

Man hätte es ahnen können. Die Schirmmütze, die wir von der Saigon-Tourist geschenkt bekamen, war ja noch nach Sonnenwetter ausgerichtet. Aber mit der Regenpelerine hätte man doch schon Bedenken bekommen können. Sei's drum. Es ist draußen regnerisch und trübe. Zum heutigen Ausflug müssen wir keinen großen Koffer mitnehmen, es reicht, den Bedarf für eine Nacht in einer kleinen Tasche. Die großen Koffer kommen in den Keller des Hotels. Ein leckeres reichhaltiges Frühstück mit internationalen Spezialitäten und schon kommt unser Bus.

 

Gestern waren wir ja gegenüber  dem Programm etwas spät dran und so geht's heute morgen früh los. Erste Station ist das Mausoleum von Ho Chi Minh. Hunderte von Schulklassen stehen in einer langen Reihe an und auch wir müssen uns, nachdem wir uns zunächst kräftig vorgemogelt hatten, nun anstellen. Der Gute liegt da auf seiner Liege da oben, obwohl er ja testamentarisch verfügte, dass er zu verbrennen und seine Asche zu verteilen sei. Aber diesen Effekt und den Sog wollten die nachfolgenden Machthaber nicht einfach aufgeben und so wird das Ganze richtig und gewaltig zelebriert. Hunderte Soldaten in blitzweißen Uniformen säumen den Weg und stehen Wache. Schnell zieht die Kolonne am Sarg vorbei und wir stehen wieder draußen im Nieselregen. Irgendwann wird's mir zu feucht und ich ziehe den geschenkten Regenmantel über. Die nicht weit entfernt liegenden Arbeits- und Lebensräume des geliebten Führers werden in Augenschein genommen und rund geht's durch das weitläufige Gelände. Neben seinem Pfahlhaus (Onkel Hos Haus) besuchen wir auch die 1049 erbaute Einsäulenpagoge, eine der ältesten und wichtigsten Sakralbauten des Landes. Anschließend rollen wir zum bedeutendsten Gebäude der Stadt, dem Literaturtempel, der ersten Akademie des Landes. Dieser Gebäudekomplex, sozusagen eine Universität, ist nach dem Vorbild von Konfuzius errichtet und war über 700 Jahre lang die Ausbildungsstätte der Mandarine, der Beamten.

 

 

 

Auch die besten Absolventen aus den Provinzen mussten hier ihre Prüfungen ablegen. Diese dauerten 3-4 Tage, während denen das Gelände nach außen abgeschottet war. Über die Hälfte der Kandidaten bestand die Prüfung nicht Wer aber bestand, dem stand eine  steile Karriere in der Staatsverwaltung offen. Eine Rundfahrt durch die Altstadt und ein Besuch am Hoan-Kiem See mit einer Brückenüberquerung der weltberühmten roten Hoc-Brücke und dem Besuch der Inselpagode beschließen den Vormittag. Dieser See ist das angesagteste Freizeitzentrum der Stadt. Aber das schlechte Wetter hat die Jogger und Flaneure zuhause gehalten. Nur die Touristen rennen mit ihren Fotoapparaten rum. Erfreulich ist, das man hier problemlos fotografieren kann, keine besondere Fotogebühren oder Verbote, lediglich den Blitz soll man sparsam einsetzen. Nur werden die Bilder heute oft von Schirmen beherrscht und alle Leute haben Regenmäntel an. Luc zeigt mal wieder, was er alles weiß und hält ellenlange Vorträge, gespickt mit Zahlen und religiösen oder politischen Ansichten. Aber irgendwie hören sich seine Aussagen gut und vernünftig an.

 

Es ist nicht erforderlich, dass wir uns an einer der unzähligen Garküchen (Suppenküchen) an der Straße verköstigen, denn ein organisiertes landestypisches leckeres Mittagsmahl in einem auf westliche Touristengruppen eingestellten Restaurants beschließt den Besichtigungsreigen, bevor wir uns auf große Ausflugsfahrt zur Halong-Bucht begeben. Auch hier unterwegs fallen die vielen „Handtuch-Häuser” auf. Die Gebäude sind auffallend schmal, faktisch immer nur ein schmales Zimmer breit, dafür sehr tief und 4-5 Stockwerke hoch. Nicht nur in der Stadt, was man ja verstehen könnte, nein auch unterwegs stehen so schmale Gebäude einsam und allein  mitten in der Gegend. Nur unterbrochen vom Besuch einer WC-Anlage mit riesigem Verkaufsraum kommen wir nach 245 km und 4 Stunden im Dunkeln im Saigon Halong Hotel von Ha Long an. Das Mopedaufkommen ist nicht zu beschreiben. Tausende auf diesen knatternden und stinkenden Zweirädchen brausen durch die Stadt, wegen des nassen Wetters in Pelerinen verpackt, dass man nichts mehr erkennt. Irgendwie dürfen die Fahrer keine Lebensangst haben, so eng und verwirrend ist das Gewusel. Da wird alles transportiert. Ob eine Familie mit Kindern, ein Viehtransport, Wassertransport, Möbelumzug  o.ä., nichts gibt's, was es nicht auf einem Mofa gibt.  Einmal sehe ich sogar ein Moped mit Anhänger, in dem eine lebende Kuh sich transportieren lässt. Viele, insbesondere die Frauen, tragen eine Gesichtsmaske gegen Staub und Sonstiges. Wer sich dabei noch stark fühlt, hupt ununterbrochen. Eine gewaltige Geräuschkulisse lässt mich meine Hörhilfen einpacken, die Nebengeräusche sind mir einfach zu stark.

 

Zimmerbezug in 715 im Saigon-Halong-Hotel. Das ist vielleicht ein Raumangebot. Ein so großes Zimmer mit einem überbreiten King-Size-Bett hatte ich noch selten. Ein individuelles leckeres Abendessen mit einem Fläschchen Wein und der Belagerung der Bar beschließt den schönen Abend. Ursula, eine 78-jährige Alleinreisende in unserer Gruppe  von 11 Personen, setzt sich zu uns. Hanne und sie picheln doch dann  eine ganze Flasche Vodka-Hanoi (Reisschnaps, 32 Vol%).

 

Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muss oder ob schon andere deutsche Touristen da gewesen sind.

(Kurt Tucholsky)

 

 

4. Tag, Mittwoch 11. März 2015

Halong Bucht

 

Ich habe gar nicht gut geschlafen, ab 3.00 Uhr wälze ich mich im Bett hin und her, keinerlei Anzeichen von Schlaf. Ich reiße die Balkontüre auf um frische Luft hereinzulassen und stehe auch lange draußen am Geländer und genieße die Nacht. Im Morgengrauen entfaltet sich der Blick in die Halong-Bucht, einem UNESCO-Weltkulturerbe mit 1.969 erfassten Inseln, davon tragen 980 einen Namen. In der anschließenden Bai-Tu-Long-Bucht gibt es nochmals über 1.000 Inselchen zu erforschen.

 

Der Morgen bringt dann fast einen Schock. 1.290.000,00 Dong macht die Rechnung von gestern Abend aus, mit der meine Kreditkarte belastet wird. Ein Glück, das es diese kleinen Plastikdinger gibt. Luc hatte uns ja empfohlen, 50 Euro p.P. zu tauschen, das würde im Allgemeinen ausreichen, wofür?

 

Der Bus bringt uns 500 Meter weiter zur Touristen-Warf, wo wir einen kleinen Passagierdampfer namens Minh Puong besteigen. Dschunken wie aus den Prospekten sehe ich aber keine mehr. Wir elf sind die einzigen Gäste an Bord und schon schlingern wir los. Nachdem wir den Hafen verlassen haben, dürfen wir aufs Oberdeck. Herrlich die Aussicht auf die vielen Felsbrocken der Halong Bucht. Erster Stopp ist bei der Dong Thien Chung Höhle, einer wunderbaren großen Tropfsteinhöhle. Die ist zwar nicht kilometerlang, wie auch die kleine Insel, aber sehr hoch und geräumig. Kaum vom Schiff runter und bevors auf den Treppen aufwärts zum Eingang geht, springe ich noch ans Ufer und nehme meine erste Sandprobe. Der Ausgang liegt an einer ganz anderen Ecke der Insel und auf dem Rückweg kaufe ich mir ein schönes lila Poloshirt. Erst am 4. Stand, die alle das gleiche Programm anbieten, konnte man mir ein XXL vorlegen. Eine kleine Modell-Rikscha fürs Wohnzimmerfenster komplettiert meinen Einkauf für heute.

 

Die Schifffahrt geht weiter zwischen den vielen Inseln und Inselchen hindurch und dann wird uns das Mittagessen mit Meeresfrüchten serviert. Tintenfisch, Shrimps,  Krebse, Fisch und und und .... müssen wir vertilgen. Die Bedienung hilft uns beim Auspuhlen. Trotzdem bin ich recht bald satt. Hanne erwirbt noch eine kleine Seidenstickerei für den Wintergarten.

 

Während es den ganzen Morgen über trocken, wenn auch etwas bewölkt  war, beginnt es nun wieder zu nieseln. Das ist momentan nicht schlimm, denn die Rundfahrt war trocken und gut abgelaufen. Schade nur, dass es doch ziemlich diesig war. Den vielen Fotos fehlt etwas Blau im Himmel. Trotzdem habe ich nur an Deck gesessen und genossen.

 

Nach der Hafenrückkehr bekommen wir noch ungeplant eine kleine Stadtrundfahrt geboten, Kaum sind wir einige Minuten gefahren, kommt dann der erste bei Rundreisen obligatorische Stopp an einem Perlenverkaufsstand. Die Preise sind hoch, das Kaufverlangen noch nicht ausgeprägt und so sind wir bald wieder am Rollen.

 

So kommen wir zum zweiten Toilettenstopp an einem Keramikladen etc., faktisch ein identischer Partner von gestern. Nächster Halt ist bei einer Gruppe von Wasserbüffeln., die werden hier langsam rar, denn in den letzten Wintern sind viele erfroren. Die vertragen die Kälte nicht und gebietsweise seien 60-70 % (ca. 50.000) gestorben. Bevor es in die Stadt zurück geht, besichtigen wir noch einen Friedhof und lassen uns von Luc erzählen, dass die Toten hier zweimal beerdigt werden. Das erste Mal kurz nach dem Tod in einem Sarg wie bei uns. Nach circa drei Jahren wird dieser wieder ausgebuddelt, der Sarg geöffnet  und die Knochen gesäubert. Diese kommen dann in einen kleinen Steinsarg und der wird wieder beerdigt, wobei dann diesmal ein schönes aufwändiges Grabmal (Stupa) darüber errichtet wird. Diese unangenehme Aufgabe muss normalerweise von den Kindern, insbesondere dem ältesten Sohn gemacht werden.  In den Städten machen das auch professionelle Helfer. In Zentral- und Südvietnam ist dieser Brauch nicht geläufig. Insgesamt kann man sagen, das das Sterben in Vietnam/Kambodscha für die Kinder eine teure Angelegenheit ist. „Das machen wir gerne, denn wir wollen unseren Eltern etwas dafür zurückgeben, weil sie uns ja aufgezogen haben”, wird mir erklärt.

 

Bei der Einfahrt nach Hanoi kommen wir an eine Baustellenumleitung und müssen daher eine großen Umweg in der  Rushhour machen. Das ist vielleicht eine Kurverei. Die unzähligen Mopeds um uns rum laufen stets Gefahr, umgenietet zu werden. Dazu kommt ein Konzert aus unzähligen Hupen. Hier darf man keine Rücksicht nehmen, einfach drauflos fahren, sonst kommt man nie ans Ziel. Einige Überholvorgänge, die ich erkennen kann, scheinen mir aus Lebensmüdigkeit heraus gemacht zu werden. Trotz dieser Raserei und Tollkühnheit brauchen wir fast 5 Stunden  bis zum Hotel.

 

Schnell sind wir in dem gegen vorgestern doch kleineren Zimmer 1207 (andere haben teilweise die gleichen Zimmer), machen uns kurz frisch und eilen zum Abendessen. Ein Gang in die unbekannte Stadt und Suche eines Restaurants reizt uns nicht, so Speisen wir im Hotelrestaurant leckeres vietnamesisches Essen. Danach sind wir zu einem kleinen  Absacker in die Bar eingeladen. Wein wie alle alkoholischen Getränke sind relativ teuer, da sie überwiegend eingeführt werden müssen. Die Weinkarten der Hotels, auch der künftigen, zeigen meist chilenische, französische und neuseeländische Weine. Deutschen Wein, hier von VillaWolff finde ich nur vereinzelt. Weinpreise hier und in Kambodscha um die 30 €/Fl. Bier ca. 3 €/0,33. Bierdosen im Straßenverkauf ca. 1 €. Mit Trinkwasser aus Flaschen werden wir tagsüber komplett kostenlos versorgt. Den geplanten Spaziergang in die Altstadt ersparen wir uns heute. Hoffen wir, dass wir die Mitbringsel auch andernorts noch kaufen können. (Hat aber nicht mehr optimal hingehauen)

 

 

5. Tag, Donnerstag, 12. März 2015

Hanoi - Hue

 

Heute dürfen wir etwas länger schlafen.  Trotzdem klettern wir zu gegebener Zeit aus den Betten und eilen zum Frühstück.  Dann packen wir die Koffer, denn es geht wieder zum Flughafen. Etwas Verlust ist immer, sagt das Sprichwort. Als ich die Koffer wiegen will, muss ich feststellen, das der Batteriefachdeckel fehlt. Den ganzen Rucksack kippe ich aus und werde aber nicht fündig. Das gute Stück, dem ich ja die Batterien entnommen hatte, war mir ja im Flugzeug am Sonntag rausgefallen. Anscheinend ging dabei der Deckel verloren und ich habe ihn nicht unter dem Sitz gefunden. So muss ich jetzt nur noch schätzen. Später am Flughafen wird sich zeigen, dass das nicht so einfach ist.

 

Vorher sause ich noch schnellen Schrittes zum Tru Bach Lake, in der Hoffnung, eine Sandprobe zu ergattern. Pech, Das Ufer ist befestigt und es ist nur Schlamm zu finden. So nutze ich die frühe Stunde, um etwas in der Altstadt rumzuschreiten. Das Leben findet hier anscheinend auf der Straße statt. Vor jedem zweiten Haus sitzen Einheimische und sind ihre Frühstückssuppe am Löffeln. Wenn ich dann nebenan das Spülwasser sehe, in dem die Suppentassen geschwenkt werden, bin ich richtiggehend satt. Fast  alle anderen Häuser beherbergen unten einen Laden, aber kein Universalmarkt, sondern schön getrennte Fachangebote.  Am Seeufer überwiegen die Kneipen und zu dieser frühen Stunde werde ich schon angesprochen, ob ich einen Kaffee, Tee oder Suppe haben will. Je mehr ich in den Stadtteil hineinkomme, desto öfter sind auch Läden mit Markenware vertreten, die schon optisch einen hervorragenden Eindruck machen. Da könnte man kaufen.

 

Das Verkehrsgewimmel in diesem doch hauptsächlich von Fußgängern genutzten Viertel ist nicht weniger eindrucksvoll als gestern Abend auf der Hauptstraße.  Wer keinen Mumm hat, bleibt stehen und auch ich als Tourist  überquere die Straße jedes Mal unter hohem Bedenken um mein Leben.

 

Wieso gibt es so viele Sternehotels in der Innenstadt. Die müssen doch neu erbaut sein, denn einen nennenswerten Tourismus gibt's ja auch noch nicht allzu lange. Durch Umbau der schmalen Handtuchhäuser kann man doch kein so respektables Angebot herstellen. Bei den Rundfahrten ist zu sehen, das es eine Unmenge von gut aussehenden Hotelhochhäusern gibt, die ja alle leben müssen. Auch die vielen unseren Vorstellungen nahekommenden Restaurants zeugen von einem doch leistungsfähigen Tourismusangebot. Übrigens, die Handtuchhäuser. Es geht auf die alten vietnamesischen Kaiser zurück, die von den Franzosen ja ausgeblutet wurden. Um existieren zu können, zogen sie eine eigene Steuer, die auf die Straßenfront berechnet wurde. Die Einwohner wussten sich zu wehren und teilten die breiten Häuser in schmale zimmerbreite Einheiten auf, da bis 3 m keine Steuer fällig war. Das ging dann in den Baustil über und ist noch heute gut zu erkennen.

 

Wir rollen also zum Flughafen. Unterwegs verabschiedet sich Reiseführer Luc und nimmt die Trinkgelder entgegen, die alle einzeln überreichen. Für den Fahrer gibt er ein Kuvert in Umlauf.  Luc hat in Halle und Ostberlin Maschinenbau studiert und die Wiedervereinigung miterlebt. „Da hattet ihr unwahrscheinliches Glück, sowas friedlich zu erleben. Bei uns hat das 30 Jahre Bürgerkrieg bedeutet mit unermesslichen Schäden an Menschenleben und Sachen.” Die DDR und heute Gesamtdeutschland haben hier in Vietnam offensichtlich einen sehr guten Ruf. Am Flughafen ist wirklich Betrieb und es dauert, bis wir eingecheckt haben und durch die Sicherheitskontrolle sind. Dann die Enttäuschung, unser Flug verspätet sich. Mit einer Verzögerung von 40 Minuten starten wir und kaum sind wir oben, setzt die Maschine schon wieder zur Landung an. Die 569 km sind bei einer Geschwindigkeit von bis zu 800 km/h auf der Reiseflughöhe von ca 8.000 m schnell geschafft. Der Airbus 321 ist mit 184 Passagieren voll ausgebucht. Als  Verköstigung gibt's für jeden ein Fläschchen Wasser.

 

Die Koffer brauchen etwas und dann werden wir von Reiseführer Cong in Empfang genommen. Die Koffer werden wieder in einen 20-Sitzer verladen und finden nicht alle einen sicheren Platz. Er reklamiert bei seiner Agentur und morgen bekommen wir zwar keinen größeren Bus, aber die Koffer werden mit einem Transporter separat verladen.

 

Erste Station heute ist das Mausoleum of King Minh Mang. Eine riesige Anlage im Stil der chinesischen verbotenen Stadt. Die sind schon am zumachen und so müssen wir uns sputen um die Häuser bzw. Bogen zu durchschreiten und die herrlich angelegte Gesamtanlage zu fotografieren. Für die

vielen  weiteren Themen aus dem Programm ist heute wegen der Verspätung keine Gelegenheit mehr. Das  Programm wird umgestellt und ist deshalb morgen noch voller. Weil wir kein Mittagessen hatten gibt Cong allen eine Runde Bananen aus, die er am Zuweg von einem kleinen Jungen erwirbt. Wenn es sich auch um eine Grabanlage handelt, nutzte der Kaiser Minh Mang das Ganze als Sommerresidenz, wo er sich mit seinen 152 Konkubinen vergnügte und es auf 184 Kinder gebracht haben soll. Über die Liebesakte mit dem Damen wurde genauestens Buch geführt, damit die Reihenfolge der Prinzen nachvollziehbar war. Wie aber die tägliche Auswahl erfolgte, will uns Cong nicht verraten. (Ob da auch die türkische Gießkanne genutzt wurde?)

 

Am Stadtrand, in einem alten Mandarin-Anwesen, werden wir zu Tische geführt. Ein 7-Gänge-Menü steht an. Die Portionen sind alle sehr lecker, aber für einige Teilnehmer etwas mickrig. Ich wurde aber voll satt. Die Vorstellung der Kung-Fu-Sportgruppe, die schon die deutsche Polizei trainiert  hat, entgeht uns überwiegend, da gerade die Suppe serviert wird und es draußen kräftig regnet. Interessant ist die Vorführung einer Köchin, die uns am Tisch vormacht, wir man aus Gemüse verschiedene Figuren schnitzt und zusammenstellt.  Der Weg zum Auto wird später unter restauranteigenen Regenschirmen zurückgelegt.

 

Im Hotel wird gleich eingecheckt. Leider ist der Garten wegen des Regens geschlossen und auch die Piano-Bar hat Ruhe.  Hanne und ich sind die Einzigen aus unserer Gruppe, die sich im ersatzweise angebotenen Restaurant sehen lassen und ein Fläschchen australischen Shiraz genießen. Als alle Gäste weg sind und die Bedienungen verstohlen zu uns herüberblicken, begeben wir uns auf das große herrliche Zimmer  215 des Hotel Saigon Morin in Hue. Den Gutschein über 100.000 Dong für eine Behandlung in der hauseigenen Beauty-Abteilung löst Hanne einfach nicht ein.

 

 

 

6. Tag, Freitag, 13. März 2015

Hue - Da Nang - Hoi An

 

Schon früh rappelt das Telefon und jagt uns aus dem Bett. Da wir gestern ja verspätet ankamen, wurde das Programm etwas umgestellt und es geht früh los.

 

Das Wetter spielt mit und wir können gemütlich im Garten frühstücken.

 

Dann auf, nach wenigen Minuten Fahrt sind wir schon am ersten Ziel, der kaiserlichen Zitadelle, einer riesigen Anlage. Teil davon  ist die  verbotene Stadt. Diese hat ein Kaiser aus der Nguyen Dynastie gegründet und in vielen Jahren ausgebaut. Unübersehbar ist der 37 m hohe Flaggenturm. Stundenlang traben wir durch die alten Gemäuer und Cong erzählt uns alles Wissenswerte und noch mehr über die Kaiser und die Kaiserreiche Zentralvietnams, die ja erst spät von den aus Norden anrückenden Vietnamesen überrollt wurden. Hue und besonders der kaiserliche Palast wurden zunächst von den Franzosen 1947 stark beschädigt. Die Amerikaner gaben ihm dann in der Tet-Offensive den Rest. Faktisch alles war kaputt und die Reste wurden von der Bevölkerung als Baumaterial abtransportiert. Nur wenige Gebäude wurden zwischenzeitlich mehr oder weniger  restauriert.

 

Dann ging's zur Thien Mu Pagode mit dem Phuoc-Duyen-Turm, dem Wahrzeichen der Stadt und der höchste  Vietnams. Wirklich interessant, so z.B. das Auto, vor dem sich der Mönch 1963 verbrannte um gegen die Regierung Diem zu protestieren, was als Auslöser des zweiten Indochinakrieges gilt. Hier werde ich gezielt fotografiert, einmal muss ich mich sogar neben eine junge Frau und Ihren Sohn stellen, damit der Vater uns zusammen ablichten kann. Ich sei ein wirklich schöner Mann, wird gegenüber Hanne argumentiert. ???

 

Zurück in die Stadt nehmen wir ein Drachenboot. Groß und geräumig und wir sind alleine drauf. Mein Versuch, am Ufer Sand zu bunkern, bleibt ergebnislos, nur Schlamm.  Ein Bierchen trinken wir gerne und dann  werden Hemden und Kleider zum Verkauf von der Besatzung angeboten. Der erste Versuch bei Hanne endet mit einer Anprobe eines ao dai (langes geschlitztes Oberkleid) und dem enttäuschten Abwinken. Aber dann geht's erst los. Als wir fertig sind, habe ich ein schönes Seidenhemd und Hanne eine fast farblich identische Bluse. Trotzdem war die Fahrt schön. Besonders zur Entspannung in der Frische des Fahrtwindes auf dem Fluss nach den anstrengen Besichtigungen war es bestens geeignet.

 

         

 

Zum Mittagsmahl kehren wir  im Banana-Flower ein, dem besten Speiselokal der Stadt (Lt. Cong). Uns wird hier ein 10-Gang-Menü serviert, wirklich lecker, lauter kleine vietnamesische Köstlichkeiten. Sogar die Hungrigen von gestern sind satt geworden.

 

Zum Mittagsschläfchen gibt's eine 3-stündige Busfahrt nach Süden. Die Hauptstraße der Nation, die N1, ist nach meinem Verständnis eine Katastrophe. Obwohl der Bus nur 40-50 km/h fahren darf, gehen einem die Schlaglöcher und das Geschüttele gewaltig auf die Knochen. An Schlafen oder ähnliches ist nicht zu denken. Endlich kehren wir, nachdem wir eine Herde die Straße überquerender Wasserbüffel fotografierten, zu einer Harmonie-Pause ein. Hier am Strand von Lang Co  nutze ich endlich die Gelegenheit, mir eine Sandprobe zu ziehen. Dann geht's weiter. Trotz Umleitung kommen wir so langsam auf der steilen und schmalen Straße auf den Wolken-Pass, Hai-Van-Pass. Der macht seinem Namen alle Ehre und hat sich für uns in dicke Wolken gehüllt. Am höchsten Punkt (496 m), umgeben von 1170 m hohen Bergen,  ist eine Sicht von nur noch wenigen Metern und so fahren wir bergab. Diese Region, eine Wetterscheide zwischen Nord- und Südvietnam ist seit urdenklichen Zeiten auch eine politische Grenze zwischen den vielen Herrschaftsbereichen in der Geschichte des Landes. Viele Mächte bauten im Laufe der Zeit Befestigungsanlagen und immer wieder wurde hier gekämpft. Im letzten Krieg wurde die ganze Region abgeholzt bzw. durch Chemikalien entlaubt. Heute wachsen auf dem teilweise noch dioxinverseuchten Boden überwiegend Eukalyptus-Bäume. Die Bahnstrecke verläuft in Küstennähe durch viele kleine Tunnel und für die gestiegenen Anforderungen des heutigen Verkehrs wurde ein 6,3 km langer Tunnel gebaut.

 

Ein Fotostopp muss sein und nach kurzer Fahrt halten wir an einem Aussichtspunkt. Hier gelingen uns einige eindrucksvolle Bildchen, bevor wir weiter bergab nach Da Dang fahren.  Hier tausche ich meinen Sand gegen eine neue Probe vom China-Beach ein. An diesem Strandabschnitt landeten 1965 die ersten US-Bodentruppen, um den unsäglichen Vietnamkrieg zu forcieren.

 

Das Museum der Cham, den alten Herrschern des Reiches, steht auf dem Programm. Cong gibt wieder sehr ausführliche Infos, obwohl die Öffnungszeit verrinnt.  Aus Zeitgründen sind wir mit dem Bus vorgefahren. Der geplante Rikscha-Ausflug konnte leider nicht umgesetzt werden.

 

Auf der Weiterfahrt kommen wir durch die seinerzeit von den Amerikanern als Kaserne, Flugplatz, Erholungsstrand usw. genutzte Region. Verfallende Kasernengebäude, moderne großflächige Strandresorts und hässliche Hotelblocks wechseln sich ab. Dazwischen eine ganze Reihe von Bauruinen. Offensichtlich ist mit diesen Touristeninvestitionen doch nicht alles grenzenlos machbar. Die Marmorberge, fünf aus der Ebene aufsteigende Felskegel, sind wegen ihrer vielen schönen Höhlensysteme ein begehrtes Ausflugsziel. Unser Plan sieht da leider keine Besichtigungen vor.  Wir halten aber an einem Marmor-Verkaufsstand. Da ist vielleicht ein Angebot. Auf einer riesigen Freifläche und zwei großen Hallen wird alles verscherbelt, was nach Marmor aus den naheliegenden Marmorbergwerken aussieht. Das meiste Gestein komme heute aber aus den Bergen Nordvietnams, steht in einem Reiseführer. Eine Unmenge an kleinen uns kleinsten Werken bis zu hunderten von tonnenschweren Figuren ist alles zu haben. An vielen markanten Punkten der Region haben sich „Neureiche” mit dem Aufstellen überdimensionierter Götterbilder verewigt. Laut Programm handelte sich bei diesem Stopp um einen Besuch im Dorf der Steinmetze, Non Nuoc.

 

Endlich, es  ist schon dunkel, kommen wir in unserem Hotel, dem „Hoi An Riverside Resort” in Hoi An an. Wir werden in unser Zimmer 4 in Haus 22 geführt, da wir das sonst in der Unzahl von einzelnen kleinen Häusern nicht gefunden hätten.

 

Ich habe mir heute Mittag auf der Schiffstour einen Sonnenbrand auf dem rechten Arm eingefangen, den ich nun intensiv pflegen muss. Immer dasselbe bei mir im Frühling.

 

Nach einer ausgiebigen Regenerationsphase traben wir ins Restaurant. An einem Ausflug in die nahe Stadt haben wir für heute Abend keinen Bedarf mehr. Hier sind schon die meisten unserer Gruppe versammelt und wir schließen uns an. Mein Beef ist etwas trocken, aber das ist ja bei den klapperdürren Kühen hier kein Wunder. Hannes Pork-Rippchen entpuppen sich als Schweinegeschnetzeltes.  Wunderbar, die haben ja deutschen Wein  aus dem Rheingau (Guntersblum) auf der Karte. Das ist fast die teuerste Flasche. Trotzdem will ich die haben. Pech (oder Glück???) die ist ausgetrunken.

 

Der Abend entpuppt sich als ein superschöner Klönabend. Die Bedienungen langweilen sich gewaltig, weil wir einfach nicht aufstehen.

So und jetzt reichts für heute.

 

 

Wie sagen die Vietnamesen:

„Mit jedem Tag des Lebens kommt ein Stück Weisheit hinzu”

 

 

 

7. Tag, Samstag 14. März 2015

Hoi An

 

Langes Schlafen ist bei uns Kulturreisenden verpönt.  Nach dem Frühstück sind wir um 8.30 Uhr schon am Fahren. Es geht ins Stadtzentrum von Hoi An. Hier gibt es eine große Fußgängerzone, die größte in Hinterindien. Da kann man gut flanieren, nur noch Fahrräder dürfen rein. Das gewaltige Mopedgewusel in den anderen Straßen bleibt außen vor. Hoi An ist Weltkulturerbe der UNESCO.  Glücklicherweise blieb es von großen Zerstörungen in den Kriegen des letzten Jahrhunderts verschont, sodass es heute zurecht als das Rothenburg Vietnams bezeichnet wird. Nach dem Besuch  des Hoi Quan Phuoc Kien (Versammlungshalle der Chinesen) wo wir eine Geburtstagskarte für Fiona kaufen, spazieren wir über die japanische Brücke, umrunden den Markt, wo es hunderte von kleinen Verkaufsständen gibt. Überwiegend Lebensmittel. Da ist etwas los. Wer soll das alles kaufen? An allen Ecken stehen Verkäufer mit diesen Faltkarten, die beim Aufklappen die schönsten Gebäude oder Skulpturen ergeben. Angeblich Arbeiten von Behinderten, aber bei der Menge und Einheitlichkeit kommen mir da aber starke Zweifel. Beim Fotografieren ist mit Vorsicht vorzugehen, die wollen dann schnell alle viel Geld fürs posieren. Dauernd wird man angequatscht um etwas zu kaufen. Ein Mann bietet Hängematten, saugut und saubillig an. Er  kann einige Brocken deutsch. Das Haus der Familie Quan Thang ist ein hervorragend erhaltenes „chinesisches” Altstadthaus. Im Vorderhaus, früher dem Geschäftshaus der chinesischen Händler, bestechen herrliche Holzarbeiten und auch die mit Intarsien belegten alten Möbel künden von dem ehemaligen Reichtum der Familie. Uns wird hier ein leckerer Jasmintee gereicht. Verbunden

   

 

 

durch einen Innenhof kommt man zum Wohnbereich. Wobei das Erdgeschoss noch als Durchgangslager zum Fluss diente. Der Besuch in einer Seidenstickerei gibt uns interessante Einblicke in die Seidenraupenzucht bis zu fertigen Produkten. Die hier ausgestellten Seidenstickereibilder sind herrlich. Wir fragen überhaupt nicht nach dem Preis. Viele junge Frauen sind nach Vorlagen solche Bilder am Sticken.

 

Eine kleine Schiffsreise mit einem kleinen Kahn über den Hoai-River beruhigt und der Fahrtwind auf  dem Wasser kühlt unsere schwitzenden Körper. Unterwegs begegnen wir Senknetzfischern, die ihre großen Netze mit weitem Schwung auswerfen. Zunächst denke ich an eine Touristenattraktion und greife schon zu Trinkgeld, aber die lassen uns ungestört vorbeifahren. Überhaupt ist in ganz Indochina der Fischfang ein wesentliches wirtschaftliches Standbein. Am Flussufer und den zuführenden Kanälen sieht man hier an festen Stangen fertig aufgespannte Netze, die gegen Abend mittels Kurbel ins Wasser gelassen werden. Drüber hängende Lampen locken die Fische und anderes Wassergetier an und beim Hochziehen ist das Netz gefüllt.

 

Das Mittagessen  besteht wieder aus 7 Gängen original einheimischer Art. Alles sehr lecker und trotz der kleinen Portiönchen ausreichend. Nur Hanne verzichtet auf den leckeren Fisch, der komplett mit Kopf und Flossen gebraten wurde und so auf den Tisch kommt. Das Teilen mit den Stäbchen, damit jeder gutes Fleisch bekommt, stellt sich wegen der großen Gräten als nicht einfach heraus. Überhaupt werden uns bei den Essen immer 4-er Platten vorgesetzt, die wir uns dann selbst aufteilen dürfen.

 

Der Rest des Nachmittags ist zur freien Verfügung. Das Angebot, in der Stadt zu bleiben und später mit Taxi oder  Shuttle-Bus ins Hotel zurückzufahren, nimmt keiner an. Alle wollen mal ausruhen. So auch  wir. Danach ein kurzer Spaziergang durch das kleine in der Gegenrichtung liegende Dorf. Bis zum Strand ist es uns aber dann doch zu weit, so setzen wir uns an den Hotelpool und genießen ein Bierchen.

 

       

 

 

Zum Abendessen sitzen wir alle zusammen und schwärmen von den schönen Tagen.  Hanne bestellt sich Chicken und separat Reis, da gestern keine Beilage dabei war. Eine Schüssel trockenen Klebereis und ein Teller mit gebratenem Hühnchenfleisch. Dazu  ein Spritzer Senf und ein Hauch scharfe Soße. Sie jammert, ist gar nicht zufrieden, bekommt es gar nicht runter und meckert mit mir, weil ich angeblich nicht bei der Auswahl in der vietnamesischen Speisenkarte geholfen habe. Ich probiere und finde es geschmacklich zumindest lecker. Sie verzichtet und so genießen wir eben ein Fläschchen Wein mehr.

8. Tag, Sonntag, 15. März 2015

Hoi An - Ho Chi Minh Stadt / Saigon

 

Früh geht's raus, die Koffer werden verladen und nach einem „kalten” Frühstück geht's zum Flughafen Da Nang. Einchecken und die gewöhnliche Wartezeit, bis zum Losfliegen. Kaum oben, geht's schon wieder runter. 606 km sind das nur und wir fliegen bis auf 9.144 m hoch und bis zu 920 km/h schnell mit der Airbus A 321.

 

In Saigon haben wir bald unsere Koffer und wir rollen durch die Stadt. Erste Station ist die Kathedrale und die danebenliegende Hauptpost. Dann zu Fuß durch die Einkaufsstraße, vorbei an vielen weiteren kolonialen  Gebäuden. Die Gebäude und Hotels, die aus der amerikanischen Zeit so berühmt sind, können wir noch besichtigen. Ein leckeres einheimisches 7 Gänge Menü gibt uns Kraft für weitere Unternehmungen. Die Besichtigung des „Palast der Wiedervereinigung” ist Pflichtprogramm für alle Touristen und einheimische Schulklassen. Über 100 Räume, die noch heute so vorzufinden sind, wie sie 1960 unter Präsident Diem waren, stehen zur  Besichtigung offen. Riesig und einer Diktatur würdig.

 

Dann noch eine dreiviertel Stunde im Museum für moderne vietnamesische Kunst, bevor es Zeit ist, aufs Schiff zu fahren.

 

Die Lan Diep liegt im Hafen, direkt im Stadtzentrum. Wir werden begrüßt und bekommen eine erste Einweisung.

 

Frisch machen, Hanne packt endlich die Koffer aus, und wir begeben uns auf Erkundungstour. An Deck machen wir es uns gemütlich und schlürfen einen Tee. Übrigens ist heißer Tee ein gutes Mittel gegen den Durst in dieser heißen und luftfeuchten Region.

 

Das Abendessen nehmen wir in gemütlicher Runde ein. Lediglich ein Paar ist aus Kasachstan zu uns gestoßen, die anderen sind noch auf dem Flug. Als die endlich ankommen, winken wir zur Begrüßung noch vom Sonnendeck und dann aber ab in die Heia.

 

Eine Reise ist wie ein Trunk aus der Quelle des Lebens.

(Friedrich Hebbel)


Hauptprogramm

 

9. Tag,  Montag, 16. März

Ho Chi Minh Stadt - Saigon

 

So heute beginnt das Hauptprogramm.  Wir sind ja nicht zum Vergnügen hier, darum klettern wir  um 6.00 Uhr aus den Federn. Ein leckeres und umfangreiches Frühstücksbuffet gibt uns die nötigen Grundlagen. Es ist hier auf dem Schiff etwas weniger einheimisch/chinesisch, dafür mehr europäisch.  Um 8.00 Uhr fahren wir in zwei Gruppen mit guten Bussen zur Stadtbesichtigung. Wir laufen die gleichen Strecken wie gestern Nachmittag,  aber daneben gibt es weitere interessante Informationen. Es ist eben schwierig, die gestern spät angereisten Gäste und uns Vorprogramm-Teilnehmer im gleichen Ort unter einen Hut zu bringen.

 

Der Moped- und Tuk-Tuk-Verkehr lässt dem Hanoier aber wirklich in nichts nach. 5 Millionen dieser Zweiräder sollen täglich in diesen  teils engen Straßen unterwegs sein. Saigon mit der langen chinesischen Handelstradition hat in den 10 Jahren von der Wiedervereinigung bis zur Wirtschaftsöffnung nichts von seinem kapitalistischen Wesen verloren. Hier scheint jeder zu handeln oder bietet sich als Fahrer oder für sonstige Dienstleistungen an. Aber dieser Boom hat auch seine Schattenseiten. Der Guerillakrieg fand überwiegend im Umfeld der Stadt statt und viele Landbewohner flüchteten in die Stadt, sodass sich die Einwohnerzahl in kurzer Zeit mehr als verdoppelte. Dies brachte viele Slums zum Entstehen und die Infrastruktur und Wohnraumbeschaffung sind noch heute drängende Probleme.

 

So haben wir Gelegenheit, in der schönen Hauptpost Postkarten mit Porto zu kaufen. Außerdem gelingt es uns, hier eine Bastmaske zu erstehen. Die waren ja im Phoenix- Reiseführer so lobend erwähnt. Bisher hatten wir sie aber nur in Hanoi gesehen und kamen da nicht zum Kauf.

 

Die Kathedrale, deren Baumaterial einschließlich der Backsteinziegel aus Frankreich importiert wurde, ist innen sehr schlicht. Weiter traben wir zum alten CIA-Gebäude, von dem aus 1975 die letzten 9.000 Amerikaner und Anhänger ausgeflogen wurden. Die Leiter, mit der die Flüchtenden aufs Dach stiegen, steht noch wie damals. Heute fällt das niedrige Gebäude unter den umgebenden Hochhäusern gar nicht mehr auf.

 

Am Palast der Wiedervereinigung wird nur für die Neuen ein kurzer Fotostopp eingelegt.

 

Mieu Thien Hau, die Assambly Hall oder altchinesische Versammlungshalle mit Tempel, ist sehr eindrucksvoll. Die Dachfirste sind über und über mit Szenen aus verschiedenen Legenden geschmückt. Die feinen Reliefs aus bemalter Keramik leuchten teils eindrucksvoll im Sonnenlicht. Andere harren der Restaurierung. Wir haben hier auch eine Räucherspirale gekauft und mit einem Wunschzettel zu den vielen an die Decke hängen lassen. (20.000 Dong = 80 Cent) Vom Volumen her sollen die knapp einen Monat brennen, wenn sie nicht vorher aus Platzmangel abgehangen werden.

 

 

 

Weiter ins Chinesenviertel Cholon, wo wir durch den Markt traben. Unvorstellbar, was hier für ein Gewusel ist. Die Durchgänge zwischen den einzelnen Ladenreihen sind extrem knapp und da rasen die Lieferanten und Boys mit frischen Waren auf ihren Stoßkarren durch. Wer nicht aufpasst, ist seine Zehen los. Hanne ersteht eine große Tüte karamellisierten Ingwer. Prima scharf.

 

Ein leckeres Mittagessen im Hotel Majestic, einem der  ältesten und besten Häuser der Stadt. Die Dose Zusatzbier war mit 135.000 Dong zwar nicht billig, aber beim Bedienen wurde uns einzeln vorgelegt. Nicht wie sonst, wo wir uns aus den Gruppenplatten selbst versorgen müssen.

 

Im Historischen Museum gab es tausende alte Fundstücke aus der Frühgeschichte Vietnams zu bestaunen. Dazu kam eine Vorführung des Wasserpuppentheaters. Das war Touristennepp. Mit der Vorstellung in Hanoi nicht vergleichbar.

 

Nächster Punkt war die Markthalle.  Ähnliches Angebot wie bei den Chinesen, nur noch enger, noch mehr Gewusel. Trotzdem gelingt es uns,  eine Packung Weasel-Kaffee, dem Kaffee Nr. 1 in der Welt, zu erwerben. Das ist der Kaffee, dessen Bohnen zunächst durch einen Katzenmagen gegangen sein  müssen, bevor sie geröstet werden. Derweilen trinken wir eine Kokosmilch, direkt aus der Nuss. Die kommen mir hier im Allgemeinen größer und dicker vor als sonstwo.

 

Um ein  keines Armband für Fiona zu erstehen, muss ich meine ganze Verhandlungskunst aufbieten, bevor wir es von 4 auf 2 Dollar runter gehandelt haben.

 

Der Besuch in einer Lackmalfabrik bildete einen weiteren Höhepunkt der Rundfahrt. Allein schon die Erklärung, wie die imposanten Stücke produziert werden, lässt einen in Ehrfurcht erstarren. Uns gelingt es, einen kleinen Teller für den Wintergarten  zu erstehen. Mitreisender Henry ist unglücklich, weil seine Kreditkarte im Zimmertresor liegt und seine Frau daher nicht zuschlagen konnte.

 

Beim Weiterfahren sehe ich eine mobile Motorradwerkstatt auf dem Bürgersteig. Unter einem schattenspendenden Baum hat da einer sein Werkzeug ausgebreitet und die Fahrer stehen Schlange, um sich ihre Transportgeräte flicken zu lassen.

 

 

Zurück auf der Lan Diep wird sich frisch gemacht. Ich putze mal meine Hörhilfen, die ganz schön  verschmiert sind und dann wird auf dem Sonnendeck mit Kaffee, Tee und Angkor-Bier aus Kambodscha auf den Begrüßungstrunk gewartet. Die Zeit vertreiben wir uns mit dem Schreiben einiger Postkarten.

 

 

Phoenix-Reiseleiter Peter Stratmann stellt die gesamte Crew von 25 Personen vor, die für uns 42 Gäste zuständig sind. Dann gibt er noch einen ausführlichen Bericht über alles Mögliche an Bord und bei den Ausflügen einschließlich der Bedienung der Klimaanlage.

 

Beim Abendessen genießen wir wieder leckere einheimische Gerichte und Weine. Heute gönne ich uns einen roten Franzosen von Philippe de Rothschild. Hier im klimatisierten Restaurant müssen wir immer bald weichen, damit  der Frühstückstisch gerichtet werden kann. Auf dem Sonnendeck trifft sich eine nette Gesellschaft und genießt den  Abend. Den angebotenen Spaziergang in die nächtliche Stadt nehmen nur ganz wenige war, zumal der Hafenbereich schon um 23.00  Uhr geschlossen wird. So schleichen die Ausflugsschiffe an uns vorbei. Sie sind nicht so voll wie gestern Abend und der Karaoke-Gesang ist nicht mehr störend.

 

Wieder sind wir die letzten Gäste, die vom Sonnendeck zur Kabine schleichen. Dort wird noch ein Wäschesack gepackt und ich berichte, bis mir die Augen zufallen. Irgendwie scheint die Wirkung der guten Weine und Biere bei den Temperaturen doch stärker zu sein. Auch ein Gratulationstelefonat zu Gisela klappt noch.

 

Fremde Länder, fremde Sitten, fremdes Land  -  vermehrt den Verstand.

 

 

10. Tag Dienstag, 17. März

My Tho

 

Xin Cháo, Good Morning Vietnam! Um 6 Uhr springen die je 1500 PS der beiden Schiffsdiesel an und wir verlassen Saigon. Auf Deck wird rundumgestaunt wie wir durch das riesige Hafengebiet und unter der Phu My Brücke durchfahren (1.946 m lang, 45 m Höhe, 35 m breit mit 140 m hohen Pylonen) Das bunte Treiben auf dem Fluss, der noch ca. 50 km zum Hafengebiet von Ho Chi Minh zählt, ist aufregend zu beobachten. Ganz schön schnell unser Pott. 29 km/h ist Standard. Je nach Wasser bzw. Tidehub geht's bis zu 40 km/h. Die einheimischen Warentransportschiffchen sind teilweise auch recht flott, sodass man beim Begegnungsverkehr  schon mal kritisch zuschaut. Fast alle Schiffe, ob Sampan, Lastkahn, Schlepper oder Fähre, alle haben auf dem Bug zwei große Augen aufgemalt. Diese sollen die Sicht des Kapitäns verbessern und den Flussgott milde stimmen. Nicht zu verwechseln sind diese Augen mit den von der Caodai-Sekte, der wohl farbenprächtigsten Religionsgemeinschaft der Welt, in ihren Kirchen aufgemalten zentralen großen - göttlichen Augen. Die Fotoapparate klicken endlos und gelungene Schnappschüsse werden rundgezeigt.

 

Hier oben am Sonnendeck steht rund um die Uhr Kaffee und Teewasser sowie Trinkwasser und Kleingebäck bereit.

 

Heute stehen die Vorbereitungen für die Grenzpapiere nach Kambodscha an. Phoenix-Reiseleiter Peter hat 4 Formulare p.P. anhand der Pässe und Anmeldungen schon vorausgefüllt, sodass wir nur unterschreiben und ein Passbild liefern und dazulegen müssen. Einige haben es verständlicherweise vergessen, die werden von ihm geknipst, In Asien sei das auch möglich, meint er.

     

 

 

Wir fahren in den Cho Gao Kanal, der von den Franzosen Ende 1800 gebaut wurde und den Saigon-Fluss mit dem Mekong verbindet. Damit wurde der Bogen übers Meer entbehrlich. Der Verkehr ist hier gewaltig. Von Binnenschiffen ähnlich der Mosel bis zu kleinen Schuten gibt es alles. Die sind oft richtig hoch bepackt. Andere liegen so tief im Wasser, das man meint, die laufen voll. Da im Delta mangels Straßen und Brücken alles übers Wasser geht, verkehren täglich ca. 4.000 Schiffe hier durch. Unser Kapitän hupt fast so oft wie die Mopeds in der Stadt. Der Wasserweg ist etwa so breit wie die Mosel. Links und rechts Palmen und Gebüsch, dazwischen kleine Hütten, mal mehr, mal weniger ansehnlich. Hier gibt es anscheinend viele Fahrräder, denn die sieht man im ufernahen Bereich rollen. Mir fällt besonders auf, das eine Unmenge von Leichtern mit Sand Richtung Saigon gehen, während die leeren Plattformen von uns überholt werden. Der Sand dient dem Bau von Uferbefestigungen und  Dämmen, aber auch um neues trockenes Land für Bau, Beton und Landwirtschaft zu gewinnen.

 

Es wird langsam wärmer.  An das feuchtwarme Wetter müssen wir uns noch gewöhnen. Die Sonne brennt unerbittlich und soll lt. Warnung auch mit kräftigen UV-Strahlen bestückt sein. Trotz dem Sonnenschutzsegel begeben wir uns in die gut gekühlte  Kabine. Ich habe sonst Bedenken, das die Sonnenstrahlen vom Wasser reflektiert werden uns mich dann verbrennen. Es juckt nämlich schon im Genick.

 

Hier haben wir einen guten Ausblick, aber nur nach der Backbordseite. Lästig ist, das der Umlauf draußen vorbeigeht und man daher mit dem Zurückziehen der Gardinen etwas sparsam ist.

 

Das Mittagessen wird hier an Bord nun immer als Buffet angeboten. Das ist gut und man kann sich holen, was man will und wie viel man davon will. Eine große Auswahl an Salaten mit mehreren Dips und Saucen, Gemüse, Suppe, Fisch, Fleisch und verschiedenes Obst steht stets bereit. Lecker. An die völlig andere Würzart gewöhnt man sich schnell und das Sojasoßenkännchen wird  auch von mir oft benutzt.

 

Zwischenzeitlich liegen wir vor My Tho im Mekong auf Reede. Ein kleines Bötchen kommt vorbei und nimmt uns mit. Erste Station ist die Vinh-Trang-Pagode. Da stehen vielleicht große Buddha-Figuren. Am besten gefällt mit der lächelnde Buddha, sein Gesichtsausdruck und sein Bauch sind mir einfach sympathisch. Auch das Umfeld mit den unendlichen Blumen und den vielen Bonsai-Bäumchen ist echt beeindruckend. Einrichtung und Pflege wird überwiegend von den  sogenannten Boatpeople, den Emigranten in die USA nach dem Sieg des Vietcong, finanziert.

 

Als Guide dient uns hier in Vietnam Dona, ein kleiner aber gut deutsch sprechender Reiseführer. Er wird uns bis zur Grenze begleiten.

 

Der CaoDai Tempel ist hingegen trotz seiner Farbenpracht fast schlicht. Nur die symbolische Ausstattung mit fast allen Gottheiten, dem (linken) Auge usw. zeigt die Gedankengänge dieser relativ jungen Religionsgemeinschaft. Auch den bunten Leichenwagen (Sargtransporter) kann man ansehen. Bei uns würde sowas als super Karnevalswagen laufen können.

 

Die Sonne  brennt vom Firmament und ich habe Angst vor einem Sonnenbrand. So erwerbe ich mir noch schnell einen faltbaren Bambushut für einen ganzen Dollar, damit dieser mein Genick im Schatten hält. Hanne läuft schon seit gestern darunter herum. Eine Mütze mit Genickschutz ist nicht zu finden und ein großer Vietnamesenhut ist mir zu sperrig.

 

Mit dem Boot schippern wir wieder über den Mekong auf eine Obst-Insel. Hier serviert man uns Tees und verschiedene Obstproben. Danach werden wir in kleinen Paddelbötchen (4 Gäste, 2 Ruderer) durch die Bambuswälder gerudert. Einige Mitfahrer meinen, im Spreewald zu sein. Nur die Gurken fehlen. Hier wie überall auf dem Märkten wird die Stinkfrucht angeboten. Wegen der damit einhergehenden Risiken ist das Mitbringen in die Hotels oder aufs Schiff verboten. Zwar reden die Reiseleiter davon, aber uns wird keine in irgendeiner Form zum Probieren angeboten. Eine Führerin erklärt uns, das die Frucht rotz des unangenehmen Geruchs gut schmecke. „Bei Euch gibt es ja auch den Stinkkäse, der schmeckt auch prima und riecht nicht gut” ist ihre Erklärung.

 

Zurück auf der Lan Diep fährt diese sofort weiter nach Cai Be. Wir erfrischen uns und eilen zur Happy Hour. Nach einem kurzen aber informativen Bericht von Reiseleiter Peter wissen wir, was morgen auf uns zukommt. Wir lassen uns auch schon gleich die Reise in unserem Bordbuch einstempeln. Die gut harmonierende Gruppe aus dem Vorprogramm versucht immer wieder zusammen zu sein. Da ist eine wirklich gute Stimmung  entstanden. Einige andere Zugestiegene scheinen dagegen etwas ”gewöhnungsbedürftig” zu sein.

 

Das Abendessen wird heute, wie für abends immer angesagt, in Menüform gereicht, während wir mittags ein Buffet haben. Heute Mittag hatten wir schon aus drei Gerichten ausgewählt. Mit gefällt das doch besser, wenn jeder sein Essen vorgesetzt bekommt. In den Hotels bisher wurden immer Platten für 4-6 Personen aufgetischt und man musste aufpassen, alles zu bekommen bzw. nichts zu viel zu nehmen.  Wenn auch die Besteckvorlagen etc. hier im Süden besser sind als das mehrmalige „blanke-Hand-Schaufeln” oder das Zugreifen mit der eigenen benutzten Gabeln in der Region Hanoi.

 

Hanne hat zu viel gegessen uns wir klettern zu einem Verdauungsschnaps auf Deck. Der Film „Goooood Morning, Vietnam” ist zwar interessant, aber wir überlassen die Plätze gerne anderen Mitreisenden.

 

Die Lan Diep liegt bei Cai Be über Nacht auf Reede. Mitten  im Fluss.

 

 

 

11. Tag,  Mittwoch 18. März 2015

Cai Be - Chau Doc

 

Kaum ist es hell, stampft unser Schiff weiter nach Xin Chaos, wo wir gegen 8.00 Uhr auf kleine Ausflugsboote umsteigen und durch das Delta und an Land fahren. Vorbei  am schwimmenden Großmarkt, wo  sich die einheimischen Händler mit frischer Ware versorgen. Die Boote haben an Bambusstangen Symbole hängen, damit die Käufer von weitem wissen, was es wo zu kaufen gibt. Die ufernahen Zonen sind massiv mit Wasserhyazinten, einem Unkraut, bewachsen. Später zeigt sich, dass diese Seepflanzen auf dem ganzen Fluss teilweise richtige Felder gebildet haben. Da die an sich schwimmenden Blätter lange Wurzeln fallen lassen, die sich im Boden festkrallen und dann dort Sand ansammeln können ganze Sandbänke und Inseln entstehen. Das ist für die Schifffahrt teils recht lästig. Die Flussseite der Uferhäuser zeigt einen tiefen Einblick in das Leben hier. Ojejeje.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei einem Dorfspaziergang (die ganze Stadt hat nur 300.000 Einwohner) wird uns gezeigt, wie man z.B. Puffreis herstellt. Auch die Produktion von Oblaten, Reispapier und Fischsoße können wir im Detail verfolgen und die jeweiligen Produkte auch kosten. Dabei darf natürlich Bananenwein (Schnaps) und Reisschnaps (Vodka Vietnam) nicht fehlen. Mehrmals wird uns auch Tee dazu angeboten. Als Brennstoff für die Befeuerung der Pfannen und Tiegel nimmt man Reis-Spreu, der heizt schnell gewaltig auf und ist leicht und billig zu beschaffen. Holz ist rar und teuer. In der Rote Khmer-Zeit wurden die Wälder rücksichtslos abgeholzt, um das Holz zu verkaufen. Die Asche  wird als wertvoller Dünger verkauft. Eine Dose Lotusblütentee wird auf dem Rückflug unseren Koffer füllen. Diese teils familienbetriebenen kleinen Manufakturen sehen so aus, wie man sich so eine Anlage im Urwald vorstellen kann. Überraschend ist dann die fertige Produktverpackung. Wie aus dem Ei gepellt, man meint, die sei im Supermarkt gekauft. Im Globus kann man sich dann nicht mehr an diese doch recht primitive Herstellungsform erinnern und vermutetet dahinter eine nach westlichen Maßstäben hygienische Fabrik.

 

Der Weg (die Hauptstraße) ist rege befahren, knapp 2 Meter breit und verläuft mitten durch Verkaufsläden und Produktionshallen. Eine schöne katholische Kirche wird bewundert. Der anschließende Rundgang durch den lokalen Markt macht es uns mal wieder deutlich, wie gut es uns geht. Hier gibt es alles und in den engen Gängen fahren auch die Mopeds und Fahrräder durch. Da es draußen keine Parkplätze gibt, fährt man zum Einkauf  eben voll rein. Die Leute hier haben keine große Vorratshaltung - wo auch - und kaufen täglich frisch auf dem Markt ein. Lebende Hühner und Gänse werden offen in allen Verarbeitungsstufen bis zum verzehrfähigen Stückchen in allen Variationen geboten. Schlangen, Krebse, Fische und alles andere lebt noch. Das Gemüse macht einen frischen Eindruck und zeugt von einem schnellen Umsatz. Reis in  allen Variationen - in Vietnam gibt es 16 verschiedene Sorten -  steht säckeweise den Touristen im Weg. Eine unendliche Vielzahl von Gewürzen bildet die Grundlage wunderbarer Bilder. Übrigens Bilder, da wird vielleicht drauflos geknipst, was ich da alles sortieren muss. Aber man könnte ja ein Motiv verpassen. Mit meinem neuen Fotoapparat bin ich bisher sehr zufrieden. Trotz der doch oft schlechten Lichtverhältnisse unter den Planen der Marktstände und der Geschäftchen am Straßenrand sind die Bilder immer gut ausgeleuchtet. Das durch die hohe Iso-Zahl die Bilder etwas pixelig werden können, wird wohl bei der kleinen Größe keine Rolle spielen. Auch die Sporteinstellung macht gute Bilder im Vorbeifahren aus dem Bus.

 

Während man  sich in den vielen Shops am Straßenrand und bei den mobilen Souvenirverkäuferinnen kaum vor der ständigen Ansprache „one dollar please” retten kann, kommt das im Markt, insbesondere bei Lebensmitteln, nicht so vor. Viele Verkäuferinnen und Verkäufer sitzen im Schneidersitz bei ihrer Ware und reagieren auf uns durchziehende Touristen gar nicht. Warum auch, sie sehen uns westlichen Gesichtern ja an, dass wir keine Lebensmittel kaufen wollen. In jedem Markt ist ein großer Bereich mit Garküchen, an denen ein reger Verzehr herrscht. Die haben alle einen Stapel kleiner Hocker. Die nehmen sich die Gäste und setzen sich einfach mitten in den Gang und löffeln mit Stäbchen ihre Nudelsuppe.

 

Mit den Booten zurück zum Schiff. Hier müssen wir uns bei jedem Betreten von Land die Hände desinfizieren und bekommen einen kühlen Mocktail (alkoholfreier Cocktail) gereicht.

 

Ohne große Auslaufmelodie nimmt die Lan Diep Fahrt auf, damit wir am frühen Abend  Chau Doc erreichen.

 

Für den Rest des Tages ist Seetag und ich kann ein bisschen über die Lan Diep plaudern. Lan Diep bedeutet Romeo und Julia auf vietnamesisch. Ihr Schwesterschiff Toum Tuev bedeutet das gleiche auf kambodschanisch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Schiff wurde 2007 in 9 Monaten erbaut, Brutto-Raumzahl 450 Tonnen, Länge 49,50 m, Breite 10 m, Tiefgang 1,50 m. Höhe ober Wasserlinie 7,20 m, Stahlwand von 8 mm Dicke.  Darüber hat es außen eine Holzverkleidung so dass es aussieht als sei es ein komplettes Holzboot.

 

Das Holz ist gepflegt und wird regelmäßig geölt. Ähnliche Hotelschiffe, größer und kleiner, begegnen uns immer wieder.

 

Die Kabine ist etwa 4 x 4,5 m incl.  Dusche und WC.  Das Zimmer ist ca. 1 m hoch mit einer dunklen  Holzvertäfelung versehen, darüber eine Basttapete die auch an der Decke klebt. Holzfußboden, Schränkchen, Schreibtischchen und Klimaanlage bilden die weitere Ausstattung. Die Betten sind hochgebaut, so kann man darunter gut die Koffer verstauen. Bad und Dusche sind komplett mit Holz vertäfelt, der Boden ist gefliest. Auch ein Möbeltresor für die Wertsachen ist im Kleiderschrank. Im Zimmer  wie im Bad stehen kleine Wasserflaschen zum Trinken und Zähneputzen. Sowieso sollen  wir wegen der Hitze, heute sind´s nur 34 Grad, viel trinken. Das das Brauchwasser aus dem Fluss kommt, müssen wir uns  mit Trinkwasser die Zähne putzen.

 

Das Schiff hat 22 Passagierkabinen und auf unserem Hauptdeck ist auch die Küche und das Restaurant mit knapp 50 Plätzen. Auf dem Sonnendeck ist die Lounge  und das beschattete Sonnendeck, auch jeweils für die volle Passagierzahl ausgelegt. Daneben ist im Heck noch der Schiffsgarten mit beschatteten Liegen und Sitzgelegenheiten sowie im Bug eine Terrasse mit Liegen oben und vor dem Steuerhaus noch einige Sitzplätze. Die Gäste müssen sich auf den Außengängen bewegen. Deshalb sind die Fenster nicht zu öffnen und wenn man drinnen ist, hat man die Gardinen und Rollos zu, weil man sonst, besonders bei Licht, reingucken kann Die Treppen zu den einzelnen Etagen sind recht eng und steil. Aber der Platz reicht gut aus, das sich jeder frei bewegen kann und man sich nicht auf der Pelle hängt.

 

Das Motorengeräusch ist nur ein leichtes Grummeln. Schwankungen sind kaum spürbar, höchstens mal beim Gegenverkehr mit einem größeren Schiff.

 

Was bei uns die LKW sind, sind hier die Schiffe.  Kleine, oft mit gut ausgestattetem Außenbordmotor machen den Ortsverkehr. Wegen der langen Propellerschrauben werden diese kiellosen flachen Gefährte auch Langschwanz-Boote genannt. Die nächste Klasse sind Transporter etwa in der Größe und Ladefähigkeit unserer LKW. Da scheint die ganze Familie des Kapitäns drauf zu wohnen, denn man kann in die Küchen und Kabinen sehen und überall flattert Wäsche zum Trocknen. Die Beladung sieht manchmal abenteuerlich aus, so hoch oder so  schwer. Dann kommt die Gruppe der „Ferntransporter”. Die entsprechen in etwa auch den Moselschiffen. Große Schubschiffe und Schleppverbände sehe ich keine. Da der Fluss rege befahren wird lenkt der Kapitän hin und her, mal links, mal rechts, mal in der Mitte durch. Da ist schon eine schnelle Steuerreaktion gefordert. Die Fischer sind auch noch dazwischen und winken mit großen Fahnen den Kapitänen die Seite für die Vorbeifahrt zu, damit man nicht zu nahe an die Netze kommt. 

Das Straßennetz ist hier im Delta verständlicherweise recht dürftig. In und um die doch schon recht großen Städte ist es durch Trockenlegungen und Dammaufschüttungen im Werden. Aber es gibt nur ganz wenige Brücken über den breiten Fluss. Diese sind in den letzten Jahren gebaut und teilweise von den Japanern finanziert worden. Ansonsten verkehren Fähren. Meistens nur für Personen und Mopeds bis zu kleinen Autos geeignet. Größere Fähren für LKW sind auch noch rar und meist nur in Stadtnähe zu finden.

 

Draußen zieht die Landschaft vorbei und wir gehen nun zum "five o clock tea". Reiseleiter Dona hat seinen Namen von Maradonna, denn sein Vater war Schiedsrichter und begeisterter Fan von ihm. Sein Bruder heißt Pele. Die Namensgebung hier ist meist so, das eine Bedeutung dahinter steckt, nicht wie bei uns eine Familientradition.  Er ist das achte Kind der Familie und hat Mathematik und Physik studiert. Mit einem Stipendium des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst)  auch noch Sprachen. Er gibt einen informativen Vortrag über Land und Leute.

 

In der Abenddämmerung erreichen wir die Grenzstadt Chau Doc. Schon im Tagesprogramm und nochmals beim Abendbriefing wird auf Mückenschutz hingewiesen. Es seien zwar keine Moskitos aber die kleinen Stiche würden doch eine ganze Nacht ärgern.

 

Nach dem Abendessen laufen wir noch in die Stadt, aber bald sind wir wieder auf Deck, da es dunkel ist und nichts besonderes los. Das empfohlene berühmte Café Titanic hat schon zu. Beim Telefonat mit der Heimat erfahren wir, dass die Postkarten aus Hanoi schon da sind.

                    

 

Besser ganz und gar unwissend sein, als nur eine oberflächliche Kenntnis haben, sagt man hier.

 

 

 

12. Tag,  Donnerstag 19. März 2015

Chau Doc

 

Mit kleinen Bussen fahren wir auf den Berg Nui Sam. (ein Felsklotz, der rund 230 m aus der Ebene aufragt). Es gibt hier überraschenderweise keinen großen Tempel, sondern nur die Fundamente für eine Statue.

 

Die Figur der angeblich hier aufgestellte Figur der Mutter Mieu Ba Chua Xu wurde in früher Zeit von 9 Jungfrauen  zu Tal gebracht und man hat ihr dort einen großen Tempel errichtet. Die Straße ist schmal und hat teilweise 30 % Steigung. Trotzdem brettern die Mopeds mit 4 Mann beladen hoch. Ein kräftiges Hupen vor den Kurven soll den Gegenverkehr zur Vorsicht mahnen. In allen Kneipchen hängen neben Stühlen und Tischen Hängematten. Das sind Hängemattencafes. Die Pilger, die auch besonders des nachts zu Fuß den heiligen Berg erklimmen seien ja später müde und würden sich in den Hängematten ausruhen. Sogar zwei große Säle mit einer großen Anzahl von Hängematten sind mir am Bergfuß  aufgefallen.

 

Hier unten im Mieu Ba Chua Xu Tempel ist vielleicht etwas gebacken. Unmengen von Menschen, zwei Millionen Pilger sollens jährlich sein,  die alle etwas opfern. Neben Geld, wofür vor jeder Figur eine große Sammelbox steht, gibt es auch viele Blumen und Lebensmittel. Ganze Spanferkel sind der Renner. Angeblich werden diese Lebensmittel an arme Leute verteilt. Innen herrscht Fotografierverbot und die Sicherheitskräfte achten streng darauf. Zu Fuß  marschieren wir weiter zur Tay An Pagode, auch hier Massenbetrieb. In den Buden am Straßenrand gibt es getrocknete Fischstäbchen und weiteres, eine kambodschanische Spezialität, die lt. Dona sogar gut schmecken soll.

 

Zurück am Schiff steigen wir in ein Touristenboot und fahren zu den schwimmenden Häusern,  Das sind nicht nur Wohnhäuser, sondern darunter haben die große Käfige, in denen sie Fische, darunter auch Pangasius (Haiwelse),  züchten.  Diese Käfighaltung sei wesentlich gesünder für die Fische und die hätten weniger Krankheiten als diejenigen aus Weiherhaltung. Guide Dona wirbt kräftig für die Pangasiusausfuhr. Im angegliederten Shop, ohne den geht nichts, kauft meine bessere Hälfte doch noch eine Halskette für Fiona und Seidenschals für Ihre Töchter.

 

Quer über den Mekong und wir spazieren durch ein Dorf der Minderheit der Cham, einem moslemischen Stamm. Neben dem Fischfang gibt's hier viele kleine Spinnereien für die hier auch gewonnene Seide. Reisanbau ist fast ein Privileg der Vietnamesen und nur langsam sind auch die Minderheiten  dabei zu finden. Vietnam hat 53 ethnische Minderheiten, die heute von der Regierung sogar besonders gefördert werden. Rund 17.000 Menschen „hausen” hier in den Hütten. Das Leben scheint öffentlich zu sein, man kann in die Ein-Zimmer-Häuser reingucken, sieht die Küche und auf dem Boden schlafen  einige. In der von Dubai errichteten Schule lernen die Kinder, auch alle Mädchen, fleißig.  Unsere Anlegestelle wird als gefährlich eingestuft, da wir aber nicht noch weit laufen können, müssen wir einzeln darüber ins Boot zurück.

 

Es ist heute gewaltig heiß und schwül. Meine Klamotten kann ich auswringen. Die  Lan Diep legt ab und fährt Richtung kambodschanische Grenze. Unterwegs in einem kleinen Seitenkanal fahren wir dicht am Ufer vorbei und wir sehen das Leben in den Dörfern von der Hausrückseite. Kleine Gewerbebetriebe für Baustoffe und Getreideverarbeitung werden gerade per Schiff beliefert oder man ist am laden. Alles per Hand und auf dem Rücken, nur teilweise mit Förderbändern. Das erinnert mich an meine Zeit im Raiffeisenlager.

 

Man lebt am, auf und mit dem Fluss, so kann man getrost sagen. Hochwasser ist hier wie am Nil lebensnotwendig. Es bringt die benötigten Sedimente, um einen ertragreichen Boden insbesondere zum Reis- und Gemüseanbau zu haben. Die vielen Häuser am Ufer stehen daher auf ca. 3 Meter hohen Stelzen, nicht immer aus Beton, oft nur Bambusstangen. Trotzdem werden die Häuser oft geflutet und die Bewohner müssen in höher gelegene Gebiete ausweichen. Dazu wird zur Zeit vermehrt Land aufgeschüttet - siehe Sandtransporte - und dort werden vom Staat Behelfswohnungen eingerichtet, in die die Menschen ausweichen können. Sobald der Fluss fällt, ziehen sie jedoch wieder zurück. Hier in Chau Doc wird gerade eine solche Siedlung mit enormen Ausmaßen gebaut. Breite fast autobahnähnliche Straßen mit separaten Mopedspuren, Wasser, Abwasser und Stromversorgung sind schon fast fertig.

 

Die Vietnamesen  sind freundliche Leute. Betteln o.ä. fällt nicht auf. Nur gestern Abend beim Spaziergang hatte sich eine junge Frau an uns gehängt. Sie sind verhältnismäßig klein und haben eine dunkle Hautfarbe. Schönheitsideal ist eine helle Haut, daher wird man keine Sonnenanbeter finden. Sogar unser Führer hat Armleggins an. Kurze Hosen haben die Einheimischen nicht. Viele Frauen tragen eine Gesichtsmaske. Beim Mopedfahren in der Stadt kann ich da noch einen Grund erkennen. Aber das sei auch, um das Gesicht vor der Sonne zu schützen. Viele Frauen tragen unter den langen Hosen Strümpfe und beim Rad/Mofa Fahren Handschuhe.  Auch sitzen die Einheimischen immer im Schatten.

Die Touristen hingegen traben auch in der Sonne und laufen mit kurzen Hosen rum. Die einheimischen Strümpfe unterscheiden sich von unseren in einem wesentlichen Detail: sie sind wie Fäustlinge, für den großen Zeh und die anderen 4 Zehen gibt getrennte Spitzen. Damit können sie auch mit Strümpfen die allseits genutzten Flip-Flops tragen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die kleinen Hockerchen und Stühle  sind für westliche Normalgrößen etwas knapp bemessen, Da die Einheimischen aber sowieso überall in der Hocke sitzen, wobei die Beine angewinkelt und der Po knapp den Boden verfehlt, sind die für diese Menschen recht bequem und abends sitzen sie alle darauf um die Getränkestände oder Garküchen. Da versorgen sich anscheinend alle, denn den ganzen Tag über wird da gebrutzelt und gekocht und immer sind welche mit ihren Stäbchen die Nudelsuppe am Löffeln. Teilweise sehen die Stände und das Angebot recht verlockend aus. Andere reizen schon beim Ansehen zu Magenkrämpfen. Über das Spülen der Teller und Schalen sowie die Konsistenz des Reinigungswassers will ich hier auch keine Ausführungen machen.

 

Da das Essen sehr abwechslungsreich ist und die früheren Generationen oft hungerten, ist dieser für unsere Verhältnisse kleinwüchsige Stamm entstanden. Man sieht auch keine dicken Personen. Wenn mal eine etwas kräftiger wirkt, sind das oft Chinesen o.ä.. Überall sieht man die vietnamesische Flagge und aus den Aussagen der  bisherigen Reiseführer nehme ich an, das das Volk mit der Wiedervereinigung unter der nördlichen Regierung zufriedener ist, als man es mit der alten diktatorischen südlichen war. Ho Chi Ming wird hier ehrlich verehrt als der Vater des neuen freien Vietnam. Viele Fremdherrschaften, insbesondere die Kolonialzeit der Franzosen, der Japaner im 2. Weltkrieg und der Amerikaner haben Spuren im  Denken der Bevölkerung hinterlassen. Die rein kommunistische Zeit der reinen Ausrichtung auf Landwirtschaft  wird auch etwas verdrängt, man freut sich über die wirtschaftliche Freiheit seit dem Wandel, der Wirtschaftsöffnung von 1986. Das ganze Land prosperiert seither gewaltig. Dazu tragen viele Auslandsinvestitionen und Rückkehrer der Boatpeople bei. Wie schnell sich eine Bevölkerung, die doch zumindest im Norden eine ganze Generation lang keine Privatinitiativen kannte, so schnell mit den kapitalistischen Regeln vertraut macht und die wirtschaftliche Freiheit ausnutzt, ist bemerkenswert. Jeder will ein Geschäftchen machen.  Sozusagen in allen Häusern ist das Erdgeschoss für irgendeine Art von Geschäft reserviert, während die Wohnungen in den oberen Stockwerken liegen. Und davor auf den Bürgersteigen, sofern überhaupt vorhanden, tummeln sich mobile Garküchen und andere fliegende Händler. Riesige Hochhäuser, Wohnblocks, Einkaufszentren, Hotels etc. weisen auf einen ungebrochenen Bauboom hin. Wo kommt das Geld her? Angeblich viele ausgewanderte Familien und uralte, auch kommunistische, Seilschaften helfen sich hier gegenseitig mit entsprechenden Schmiergeldern. Korruption sei ein Problem, sagt unser Führer. Aber ohne diese Einnahmen könnten z.B. die kleinen Beamten wie Lehrer oder Polizisten, nicht leben. Oft hätten sie damit die Hälfte des Familieneinkommens gesichert. Großes Problem seien aber nicht die kleinen, sondern die  großen Schiebungen bei den Großprojekten und öffentlichen Maßnahmen.

 

An der Grenze liegen wir im Niemandsland rund zwei Stunden auf Reede, bevor die vietnamesischen Zöllner mit ihren Paketen das Schiff verlassen haben und die kambodschanischen die Ihrigen in Empfang nehmen konnten. Vietnam hat uns in vergangenen Tagen sehr gut gefallen, wir haben vieles gesehen und bewundert. Freuen wir uns nun auf Kambodscha. Meine restlichen Dong-Millionen verteile ich als Trinkgeld.

 

Links und Rechts weite Reisfelder, Maisfelder sowie Bananenplantagen. Unsere Fahrrinne ist mal recht breit, dann schippern wir wieder durch  einen schmalen Nebenarm. Am Ufer erkennt man gut die Erosionsstreifen des Hochwassers und sieht, wie  niedrig es  nun in der Trockenzeit ist. In der Regenzeit steigt der Fluss stark an und die vielen Flussarme vereinigen sich zu einem einzigen unendlich breiten Gewässer. Was jetzt Sandbank ist, verschwindet und auch die bewirtschafteten Inseln werden überflutet. Die am Ufer lebenden Bewohner ziehen sich für drei Monate aufs „Festland” zurück. Dann kommen sie wieder, flicken ihre Bambushütte und leben dort weiter. Das Land ist bis zum Horizont tellerflach. Die riesigen Reisfelder sind abgeerntet und liegen trocken. Die Bauern warten auf den Regen um dann wieder genug Flusswasser zum Bewässern zu haben und den Reis für eine neue Ernte pflanzen zu können.

 

Nach dem wieder leckeren Abendessen kommen wir gegen 21.30 Uhr in Phnom Penh an. Die Stadt ist ein großes Lichtermeer und auch der Königspalast ist herrlich erleuchtet. Andererseits stören einige  neue Hochhäuser gewaltig die Kulisse. Die sind teils schwarz gebaut aber ein Bakschisch hat sie möglich gemacht.

 

Für einen Landgang haben wir noch keine Genehmigung. Reiseleiter Peter wohnt übrigens fest hier in seiner neuen Heimatstadt.

 

Reisen ist das Entdecken, das alle Unrecht haben mit dem, was sie über andere Länder denken.

 

 

 

13. Tag, Freitag, 20. März 2015

Phnom Penh

 

Wir teilen uns in 2 Gruppen und rollen mit guten Bussen los. Erste Station ist der Königspalast. Eine 8 ha große Anlage mit vielen wunderbaren Gebäuden. Königs sind heute leider nicht zuhause. (Der ist übrigens ohne Frau und Kinder und Sohn des beliebten und verehrten Königs Sihanuk). Hier besichtigen wir den Thronsaal und die Silberpagode.

 

Diese soll das teuerste eingerichtete Gotteshaus der Welt sein. Wenn ich das Gold und die Steinchen sehe, glaube ich das glatt. Den Namen hat sie davon, weil der Boden mit 5.329 Fliesen aus Silber, a 1,15 kg schwer, ausgelegt ist.  Blickfang ist die 90 kg schwere Buddhafigur aus purem Gold, die mit 2.086 Diamanten belegt ist.

 

Umschlossen wird das Areal von einer 600 m langen Galerie, die mit wertvollen Wandmalereien verziert ist.

 

König Sihanuk, der ja zu Anfang mit den Roten Khmer zusammenarbeitete konnte erreichen, dass der Palast als einziges Kunstwerk unbeschädigt blieb. Er wurde dem Ausland gegenüber als Alibi für den Kulturerhalt genutzt. Der Park und die Freiflächen wurden trotzdem zum Gemüseanbau in Anspruch genommen und die königliche Familie betätigte sich nach Außen als Bauer und hat die Vernichtung des Palastes u.a. damit verhindern können.

 

 

 

Dann fahren wir zum Wat Phnom, dem höchsten Berg der Umgebung. Auf diesem etwa 25 m hohen Hügel steht ein Kloster und eine große  Pagode sowie auch eine Figur  der Stadtgründerin Frau Penh. Die vollen Opferkisten findet man einfach überall auf der Welt. Hier sind wie auch andernorts vor den Eingängen der Tempelgebäude Dämonen in verschiedenster Form aufgestellt. Einem steinernen, raubtierartigen Wesen mit fletschenden Zähnen wurde sogar ein Stück frisches Fleisch in die Greifer geschoben. Lebensmittelspenden sind mit Geldspenden gleichwertig. Räucherstäbchen überall.

 

Der Bus rollt weiter zum National-Museum. Hier sind tausende von Artefakten ausgestellt, meistens aus der Angkor-Zeit, der wirklichen Blüte des Landes der Khmer. Gold und Silber wurden hier von den Roten Khmer geklaut, den Wert der Statuen hat man nicht erkannt und so  verwilderte das Ganze und war später fast ein kleiner Urwald.

 

Nach dem von den Amerikanern mal wieder initiierten Putsch des Generals Lon Nol kam es zu massiven Kämpfen, bei denen sich auch die Roten Khmer mit dem gestürzten König Sihanuk verbündeten. Viel Volk war durch die Bürgerkriegswirren in die Stadt gezogen und als die Truppen Pol Pots einmarschierten, werden sie zunächst freudig begrüßt. Aber kurz darauf musste die Stadt innerhalb von 48 Stunden vollständig geräumt werden und alle Einwohner wurden aufs Land gejagt. Lange hat es nach der Befreiung noch gedauert, bis sich in der Stadt wieder Leben zeigte. Heute scheint die prosperierende Stadt, auch mithilfe von Auslandsgeldern, regelrecht zu explodieren und entwickelt sich zu einem Touristenmagnet.

 

Wie sagt ein Reiseführer zu uns: „Die Amerikaner haben bisher alle Kriege verloren. Der einzige, den sie gewannen, ist der 2. Weltkrieg, und das auch nur, weil die  Russen ihnen dabei geholfen haben”.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mittag im Restaurant Titanic, sehr gut, aber das ist vielleicht eine Massenabfertigung von Touristengruppen. Während es heute Morgen noch erträglich und windig war, steht nun die Hitze mit 40 Grad fest in der Stadt. Auf dem Tempelgelände ist grundsätzlich eine Kopfbedeckung verboten, daher haben viele Schirme zum Sonnenschutz aufgespannt. Die Haupttempel dürfen nur ohne Schuhe betreten werden. Rücksichtnahme auf religiöse Gefühle lässt uns diese Regeln auch einhalten und bremst uns am neugierigen Rundlauf und übermäßigen Fotografieren, insbesondere der betenden Gläubigen.

 

Das Nachmittagsprogramm führt uns zunächst zum KZ Tuol Sleng-S 21, dem Hauptgefängnis der Roten Khmer und erster Folterstation nach der Verhaftung. Neben den Verhörräumen und den in die alten Klassenräume eingebauten Verlieskammern sind hier auch tausende Fotos von ermordeten Kambodschanern aufgestellt. Schon gewaltig bedrückend. Der Vater unseres Reiseleiters war Busfahrer und wurde als zu intelligent eingestuft und  ermordet. Dem Bruder wurde Medizin verweigert, sodass auch er starb. Er hat noch viel erzählt und auch gesagt dass viele der damaligen Khmer noch heute leben und keiner Anstalten macht, diese zur Rechenschaft zu ziehen. Er persönlich kenne auch noch einige genau, aber eine Anzeige würde ihm und seiner Familie nur große Scherereien bringen und die Betroffenen aber keiner Strafe zuführen. Die Jugend wisse es nicht mehr, da das Thema offiziell sehr klein gehalten und in den Schulen nicht behandelt wird.  Ansonsten verweise ich auf die viele Literatur.

 

Dann entern wir den Russenmarkt. Eine riesige primitive Markthalle. Enge und ganz enge Gänge, Das Gewusel ist nicht so massiv, aber wegen der Enge und der schlechten Beleuchtung doch gewöhnungsbedürftig. Die Essenstände der Garküchen sind gut von Einheimischen, aber  auch von jungen Langnasen belegt. Mein Appetit hält sich in Grenzen. Früher waren hier die Russen die Haupthändler und Kunden und es gab alles. Heute sind viele Stände mit gebrauchten Mofa-Ersatzteilen und Werkzeug da. An Waffen habe ich nur einen Stand mit Springmesser, Schlagringen und Nihnja-Sternen gefunden. Schade, als ich mich dann zu einem Kauf eines Sterns aufraffen wollte, kam ich nicht mehr hin und sonst habe ich nie einen gefunden.

 

Das Bier auf dem Schiff zischt gewaltig, bevor ich mich an diesen Bericht machen kann.

 

An unserem Anleger kommen auch die Schnellboote aus Saigon und Siem Reap an. Die spucken 40-50 Menschen, oft Rucksacktouristen aus, die mit ihren Koffern den steilen Anleger hoch müssen, denn durch das Niedrigwasser liegen wir tief unten. Heute Morgen  sind hingegen die Boote voll abgefahren. Touristisch ist was los. 5-6 Hotelschiffe liegen hier,  viele Ausflugsboote suchen Kundschaft. In der Stadt sieht man Unmengen an Japanern und Chinesen, Langnasen sind in der Minderheit

 

Mopeds sind etwas weniger, dafür mehr Autos und folglich mehr Staus. Das Straßenbild wird aber von den Tuk-Tuks geprägt. Das sind Mofas/Roller, die einen recht stabilen Anhänger haben und damit Taxi spielen. Aber auch als Materialtransporter sind die unterwegs. Da oft der Tank unter dem Sitz liegt, musste dieser ausgebaut werden, damit die Halterung für den Hänger angebracht werden kann. Der Tank ist daher einfach ein 5-Liter Plastikkanister, der an der Seite hängt und mit einem kleinen Schläuchlein das Benzin zum Motor führt. Von wenigen älteren Ausnahmen abgesehen, sind die Gefährte recht ansehnlich, ja man kann viele als richtig schön bezeichnen. "Wer in Pnom-Penh war und nicht mit einem Tuk-Tuk gefahren ist, war nicht in Phnom Penh!", erklärt uns Peter.

 

Der Liter Benzin kostet momentan rund 1 Dollar. Da die Preise staatlich festgelegt sind, hat es in den letzten Monaten mehrfach große Proteste gegeben, bis eine Preissenkung erfolgte.  Wenn man nun den durchschnittlichen Tageslohn von 1-2 Dollar berücksichtigt, ist der Treibstoff immer noch sehr teuer. Und das, obwohl gerade Vietnam ja ein ölexportierendes Land ist.

 

Wir sehen hier aber auch viele Cyclos (Rikschas) rumfahren, deren Treter nach Passagieren suchen. Für ein Moped und den Sprit fehlt ihnen sicherlich das Geld. In Hanoi und Saigon fielen die in der Masse der Tuk-Tuk nicht mehr so stark auf. Bevor wir uns dem Abendessen hingeben dürfen, kommt eine Kindertanzgruppe aus dem Napoca Waisenhaus an Bord und führt einige einheimische Tänze auf. Hanne ist ganz begeistert.

 

Spät sausen wir noch mal los und wir besuchen den Nachtmarkt ganz in der Nähe unseres Anlegeplatzes. Großes Angebot, ordentlich sortiert und man wird nicht penetrant angesprochen. Hanne schafft es noch, ein Kleidchen für 2,50 $ fürs Geburtstagskind Fiona zu erhandeln.

 

Wer den Himmel auf Erden sucht, hat im Geographie-Unterricht geschlafen.

 

 

 

 

14. Tag, Samstag 21. März 2015

Kho Chen

 

Heute geht es ruhiger zu, wir haben freien Auslauf bis Mittag. Trotzdem sind wir zu früh auf, das Frühstücksbuffet hat noch zu. Da gehen wir aufs Sonnendeck und gönnen uns da ein Tässchen Kaffee. Ich nutze die Gelegenheit, einmal das kostenlose WLAN zu testen und die vielen Mails zu löschen und ein Lebenszeichen in die Heimat zu senden.

 

Dann laufen wir raus zur Hauptpost wo Hanne schöne Postkarten und Briefmarken ersteht. Aber sie hat das Adressbuch vergessen und so gehen wir zurück aufs Schiff, um zu schreiben. Wir raffen uns wieder auf und hinaus in die Hitze. Ein Bummel entlang der Uferpromenade, die in diesem Bereich sehr schön ist führt uns letztendlich über den Königspalast auf den Central-Market. Wie schon vorher, hier ist was los und heute Morgen ist das Fisch- und Fleischangebot noch besser.

 

Auf dem Rückweg werden wir ständig von den Tuk-Tuk Fahrern angesprochen, aber meine bessere Hälfte will nicht fahren, obwohl das von der Reiseleitung so hochgelobt wurde. So reicht die Zeit für eine Fisch-Fußmassage leider nicht mehr.

 

Ein kühles Bier auf dem Schiff und dann in die klimatisierte Kabine. Hier ist es heute dunkel, denn nebenan liegt die Tonleslaw von Viking Mekong Cruises und wartet, dass wir die Pier freimachen. Das ist gegen Mittag der Fall und wir dampfen auf dem Tonle Sap Fluss.

 

Bei Oh Gen, der Silberinsel, machen wir einen Stopp und laufen durch den Ort. Vor bzw. in jedem Haus hört man Hämmern. Hier werden aus Kupferblechen schöne Handarbeiten wie Ringe, Schalen, Pokale und mehr hergestellt und dann versilbert.  Die Kinder versuchen, uns etwas zu verkaufen. Recht armselig das Ganze. Wenn ich die so hämmern sehe, müsste ein Schälchen einige hundert Dollar kosten. Echte Vollsilberartikel werden nur auf Bestellung gefertigt und das Material muss vorausbezahlt werden.

 

Weiter schippert unser Kahn Richtung Tonle Sap See durch teils schmale Flussarme. Die Gegend ist interessant, die Hütten erbärmlich, das Vieh mager und das Ufer grün. Einzelne Bananenstauden und Palmenwäldchen sind Farbtupfer in den ausgetrockneten braunen Reisfeldern. Die Kinder winken freundlich vom Ufer aus und rufen uns alles Mögliche zu.

 

Bei Tee, Kaffee, Bier und Cocktails lässt es sich auf dem Sonnendeck aushalten.

 

Nach dem Abendessen werden wir immer zügig aus dem Restaurant getrieben.  Auch heute, obwohl doch ein Mückenrisiko angesagt ist. Trotzdem klettern wir raus auf Deck, aber keine Probleme. Bei Kampong Chhnang ist heute Abend für uns Schluss und nach einer Nacht auf Reede gucken wir mal weiter.

 

Ich MMS-se  noch schnell eine Rechnung über eine Weinflasche zu Gisela auf die Party. Später kommt die Rückmeldung, sie hatten schon am Donnerstag gefeiert.

 

Sage mir wo es Dich juckt, wenn Du wünschst, dass ich Dich kratze.

 

 

 

15. Tag, Sonntag, 22. März 2015

Kampong Chhnang

 

Wir hängen direkt am Ufer, obwohl doch gestern Abend der Fluss auf unserer Seite war?

 

Früh sind wir im Restaurant an unserem Tisch. Gestern hatten sich doch da drei andere Mitreisende niedergelassen  und unsere Gruppe musste sich im ganzen Raum verteilen, das war ein richtiges Stühlerücken und Durcheinander. Pünktlich kommen die Ausflugsboote, schnell rein, Schwimmweste an und los. Irgendwie scheinen die Schwimmwesten für kleine Einheimische gemacht zu sein. Ich habe keine Chance, die zuzukriegen.

 

Eine kurze Strecke über den Fluss und es geht in Minibusse, die uns in rasanter Fahrt nach Odong Rossey, einem Töpferdorf bringen. Unterwegs sehe ich doch glatt ein Mofa, auf dem hinten ein Drahtkorb 70x70x200 cm breit angebracht ist, indem junge Schweine transportiert werden. Ich hatte vorher gemeint, das entsprechende Postkartenmotiv sei ein Fake. Seinerzeit hatte die Regierung geregelt, dass in jedem Dorf nur  ein Artikel hergestellt werden durfte.  So werden hier, da man in den nahen Bergen Ton findet, eben Tonwaren hergestellt. Die Töpfe werden aber nicht, wie bei uns üblich, mittels Töpferscheibe gedreht, sondern die Frauen laufen um einen Baumstamm, auf dem die Tonmasse liegt, herum, bis ein Topf o.ä. entstanden ist. Dabei wird mal gerieben, mal geklopft. Diese Methode sei rationeller als das Töpfern, da dabei die Materialvorbereitung des  Tons so einfacher sei. Nur kleine und wertvolle Dinge kämen auf die Scheibe. Weiterer Vorteil dieser Methode sei, dass die Töpferinnen alle schlank blieben. Zur Erinnerung kaufe ich zwei kleine Ton-Schildkröten.

 

Zunächst wird der obere Rand gefertigt, nach einer Trockenzeit wird dann der Korpus geknetet und geformt, nach einer weiteren Ruhephase kommt dann der Boden dran. Wenn alles schon fest getrocknet ist und genug Ware produziert wurde, wird endlich alles gestapelt, mit Stroh überdeckt und dieses angezündet. Nächster Gang ist dann ein Brennen im Ofen, wobei Reisspelt als Brennmaterial dient, Holz ist zu rar und zu teuer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In diesem Dorf wird als Spezialität ein kleiner irdener Kochherd produziert, der von einem Einheimischen erfunden wurde. Er wird von der Regierung bezuschusst, da er um etwa ein Drittel weniger Brennenergie zum Kochen benötigt. In vielen einzelnen Arbeitsschritten werden die Formen aus Blech gefertigt, Ton eingefüllt, vorgetrocknet,  dann in die Blechformen Aussparungen geschnitten, mit Füllmaterial ergänzt, gebrannt und noch mehr. Sehr aufwändig und der Erlös liegt bei nur 1-3 Dollar pro Stück.

 

In der Reihe der Arbeiterinnen und Arbeiter sitzen auch Kinder, die fleißig und geschickt mit einer Schere mühevoll das Blech ausschneiden. Offiziell sei Kinderarbeit verboten. Wenn man vormittags da  sei und frage, bekäme man die Antwort, die Kinder gingen nachmittags in die Schule. Nachmittags dann das Gegenteil. Da heute Sonntag ist, ist keine Schule und sie können offen eingesetzt werden.

 

Ein kleiner Steppke ca. 2 Jahre, fingert mir eine Wasserflasche aus der Hosentasche. Ich mache sie ihm auf und er trinkt begierig. Dann dreht er sie zu und will sie mir wieder zurückstecken. Ich mache ihm klar, dass er sie behalten darf und stolz verteidigt er sie gegen seine Kameraden.

 

Nächste Station ist Zucker-Opa. Hier  können wir sehen, wie aus Zuckerpalmensaft Zucker hergestellt wird. Hölzerne Sammelbehälter werden von ihm in der Höhe angebracht, nachdem dort die Blüten angepresst wurden. Der Saft wird von Einheimischen  roh getrunken. Für Gäste ist er nicht geeignet, garantiert einen Superdurchfall. Er kocht diesen in großen Woks ein, bis nur noch die Zuckermasse verbleibt.  Schmeckt wie Karamell.

 

Abfallprodukt ist dann das Vergären und Brennen. Der Palmzuckerschnaps schmeckt und Hanne kauft sogar eine ganze Flasche. Das ist abends an Deck billiger als der teure Wodka. Zum Abschied klettert Zucker-Opa an einer Liane hoch in die Zuckerpalmenkrone. Wir erkennen, wie er dort die Blüten andrückt und dann Saft abzapft. Zwischen mehreren Palmenkronen ist eine Bambusstange als Brücke angebracht, über die er hin und her flitzt.

 

Zurück am Hafen sause ich los. Ich will unbedingt eine Mütze mit Nackenschutz bekommen. Der Ausflug mit dem Sonnenschirm ist mir lästig. Schnell bin ich fündig und für einen ganzen Dollar habe ich eine schöne Mütze. Die hat sogar einen Gesichtsschutz, den muss Hanne noch umnähen.

 

Die mobilen Garküchen, aber auch viele Frauen, die mit großen Blechen rumlaufen haben ein großes Angebot, dabei neben Schnecken auch frittierte Heuschrecken. Hanne bleibt alleine hier, während ich nochmals durch den Markt schlendere und nutzt die Gelegenheit, dieses herrliche proteinreiche Nahrungsmittel zu kosten. Es schmeckt ihr nach Erdnuss, doch trinkt sie direkt einen Schluck ihres Palmschnapses nach.

 

Der Verkehr ist hier genau so chaotisch wie in der Hauptstadt. Regeln sind für die anderen da. Langsam losgehen oder fahren und hoffen, das der andere die Absicht erkennt und Platz macht. Wer hier nach unseren Rücksichtsregeln am Verkehr teilnimmt, steht abends noch da wo er morgens angefangen hat.

 

Das Niedrigwasser hält uns auf. Mit unserem Schiff kommen wir nicht mehr weiter und auch die geplante Schiffstour über den Tonle Sap See ist daher nicht möglich. Wir fahren daher wieder den Tonle Sap Fluss zurück, um über Pnom Phen wieder auf den Mekong zu kommen. Dieser zweite Abschnitt hatte nach der Reisebeschreibung zunächst befahren werden sollen, aber es wurde getauscht. So haben wir bessere Möglichkeiten, später mit Bussen zu unserem Ziel zu gelangen.

 

Auf dem Rückweg fahren wir mit kleinen Booten noch durch Phumi Kandal und Chong Kos, zwei schwimmende Dörfer. Über 1000 schwimmende Häuser sind hier vertäut. Schön in Reih und Glied wie eine geordnete Kommune mit Straßen und Gassen.  Das seien Vietnamesen, die sich in der Trockenzeit hier mit ihren Häusern zusammenziehen und in der Regenzeit als Fischer über die ganze Region verteilen. Sie

 

würden von den Kambodschanern als Fremde betrachtet und von den Vietnamesen nicht als vollwertig angesehen. Trotz allem, die Aufbauten auf den Pontons sehen meist stabiler aus, als die vielen Pfahlhäuser der Einheimischen am Ufer.  Innen ist das gleiche Chaos. Ein Raum für alles und alle. Was bei Hochwasser sicherer ist, die maroden Pontons auf ihren Plastikkanistern oder die Hütten auf den schwankenden Stangen?

 

Gegen 16.00 Uhr machen wir am Ufer von Kampong Tralach fest. Keine Pier, kein Ponton, einfach am Ufer.  Wir müssen dann den steilen Damm hoch, der die Hauptstraße des Ortes bildet. Die Häuser stehen links und rechts daneben auf Stelzen. Während auf einer Seite des ca 5 m hohen  Straßendamms  der Tonle Sap Fluss vorbeifließt, liegen auf der anderen Seite tief die Reisfelder. Warum die Häuser nicht auf aufgeschütteten Flächen stehen ist mir rätselhaft.

 

Wir traben entlang der einzigen Straße bis zum Ortsende und der dortigen Pagode. Unterwegs werden wir von Kindern, besonders einem kleinen Jungen begleitet. Die Kinder basteln uns Schmuckstücke aus Palmblättern.  Der Kleine ist so anhänglich, dass Hanne ihm zum Abschied noch eine Limo kauft. Bald haben wir alles gesehen und machen uns aufs Schiff zum Bierchen trinken. Obwohl es ja nur eine überschaubare Anzahl von Häusern gibt, in denen die Menschen leben, sind in der Ortsmitte eine ganze Reihe von Geschäftchen, die ihre Waren anbieten.

 

Die heute Morgen gekaufte Sonnenmütze gefällt mir irgendwie nicht. Ich kaufe mir daher eine neue, jetzt sehe ich aus, wie Rommels Truppen auf der Flucht.

 

Der Tonle Sap Fluss ist der einzige Fluss der Welt, der jährlich zweimal seine Fließrichtung ändert. In der Trockenzeit fließt das Wasser aus dem von vielen kleinen Flüsschen genährten See in den Mekong und damit ins Meer. In der Regenzeit hingegen bringt der Mekong so viel Wasser von seinem Oberlauf, das er durch das große und flache Delta nicht ins Meer schieben kann. Da  läuft die Hochwasserwelle teilweise rückwärts durch den Tonle Sap Fluss zum Tonle Sap See, dessen Wasserstand dadurch um bis zu 14 Meter ansteigt und der durch die Überschwemmung des Ufers und der Inseln seine Fläche fast verzehnfacht.

 

Dieses Naturphänomen wird jeweils mit einem großen Fest gefeiert. Höhepunkt dabei ist das Drachenbootrennen, wo die Mannschaften aus dem ganzen Land und  teils sogar  internationale, um die Siegestrophäe des Königs kämpfen.

 

Wie bei einem richtigen Theaterstück kommt es im Leben nicht drauf an, wie lange es dauert, sondern wie gut es gespielt wird.

 

 

 

16. Tag , Montag, 23. März 2015

Kampong Tralach - Rokar Kaung

 

Über Nacht bleiben wir in Kapong Tralach und am frühen Morgen stehen die Ochsen bereit. Ochsenkarren, je zwei Ochsen mit einem Einspänner, nehmen uns auf und los rumpelt eine lange Kolonne. Unsere Kutsche wird  von einer jungen Frau gelenkt, die ihren Sohn von ca 1,5 Jahren dabei hat. Hanne holt ihn neben sich und dann in den Schoß, wo er friedlich einschläft.

 

Im Tempel / Kloster Wat Kampong Tralach Leu, das wir nach 25 Minuten erreichen macht unser Guide  Davinn Chhim eine umfangreiche Führung. Die Pagode steht als Welterbe unter UNESCO-Schutz. Sie ist in der Pol Pot Zeit heruntergekommen und heute harren die herrlichen Wand- und Deckenfresken der Renovierung. Anhand des alten und eines neuen Krematoriums (Verbrennungsstätte) werden wir auch in die Bestattungsriten der einzelnen Bevölkerungsgruppen eingewiesen.

 

Im Tempel betet ein Mönch. Man kann sich von ihm ein Bändchen (sakhot) umlegen und sich segnen lassen. Eine kleine Spende für die Mönchsgemeinschaft ist dabei sicher willkommen.

 

 

 

Zurück mit den Ochsen, die zwischenzeitlich ausgeruht sind, schaukeln wir wieder in langer Reihe unter Polizeischutz zurück zum Schiffsanleger. Auch dieser Verbindungsweg verläuft auf einem ca. 5 m hoch aufgeschütteten Damm. Links und rechts Reisfelder soweit das Auge reicht. Die meisten sind abgeerntet und liegen trocken, nur teilweise ist noch bewässert und die zweite Ernte ist am Heranreifen. Zwar hatten wir für die vielen kleinen Trinkgelder der Reise eine gemeinsame Trinkgeldkasse bei Peter eingerichtet (12 $ p.P.), so sind wir heute hier aber nochmals freigiebig.

 

Trinkgeld ist nach der Reiseausschreibung „nicht obligatorisch, wird bei guten Leistungen aber immer gerne entgegengenommen”.  Peter, unser Phoenix-Kreuzfahrtdirektor, vergisst aber nicht, uns immer wieder auf die guten Leistungen hinzuweisen und zu erklären, dass die Betroffenen dieses Trinkgeld als Lohnbestandteil dringend benötigen.  Wenn man alles Trinkgeld vom Zimmermädchen bis zur Schiffsbesatzung zusammenzählt, könnte man im Sonderangebot fast 14 Tage ans Mittelmeer fahren.

 

Während wir schon wieder Richtung Phnom Penh treiben, hält der Guide  einen Vortrag über das Pol Pot Regime und die Roten Khmer. Besser als gestern, aber doch recht oberflächlich. Was man erkennt ist, dass die alten Kader auch heute noch an den Schaltstellen der Macht sitzen und es keine Verfolgung und keinen Versuch einer großen Aufarbeitung dieser Geschichtsperiode gibt.

 

Während des Mittagessens biegen wir wieder in den Mekong ein, den wir nunmehr weiter flussaufwärts befahren.

 

Bei Rokar Kaung landen wir an einer großen Sandbank zu einer Beachparty mit Schwimmen, Barbecue, Strandbar und Tänzen.

 

 

 

Kaum liegt die Gangway sind wir schon am Strand und werfen uns in die klaren Fluten des Mekong, dessen Wasser hier nur 30.4 Grad warm ist. Herrlich. Wir liegen auf dem warmen Sand und genießen Bier und Cocktails.  Einen wunderschönen Sonnenuntergang erleben wir noch zur Erinnerung. Die im Schatten fahrenden Fischerboote tragen zu einer fast festlichen Stimmung bei. Die Vorprogramm-Teilnehmer machen ein gemeinsames Gruppenfoto zur Erinnerung.   Die Küche hat ganz  vorzügliche  Sachen aufgetischt und auf dem Grill brutzeln die leckersten Snacks. Die Mondsichel, heute ist Halbmond, steht nicht aufrecht wie bei uns, sondern hängt wie eine Schaukel am Himmel.

 

Die Crew führt uns eine Reihe kambodschanischer Tänze vor, an denen wir Gäste auch teilnehmen dürfen. Während die Touristen müde in die Kojen fallen, beginnt für die Crew das Bordfest.

 

Wenige Meter  flussabwärts fährt ein Sandbaggerschiff vor. Ruck zuck ist das mit zwei riesigen Pumpen ausgestattete Schiff voll Sand gepumpt und fährt wieder ab. Es kommt noch mehrmals, denn am gegenüberliegenden Ufer leichtert es und der Sand wird dort auf andere Schiffe umgepumpt bzw. an Land zur weiteren Verwendung hochgepumpt.  Diese Saugschiffe sieht man noch viele. Angeblich soll das nicht alles legal sein, denn der Sand wird knapp ?????. Hoffentlich ist die Entnahme meiner Sandprobe nicht der Beginn einer Mangelwirtschaft.

 

Leute mit leichtem Gepäck kommen am besten durchs Leben, sagte Jakob Boshart.

 

     

 

 

 

17. Tag, Dienstag, 24. März 2015

Angkorban - Kampong Cham

 

 

Zwar mussten wir mitten in der Nacht unser Schiff auf die andere Flussseite verlegen, aber am Morgen sind wir wieder an der Sandbank und noch vor dem Frühstück tummeln wir uns wieder in den Fluten des Mekong.

 

Auf der Weiterfahrt nach Angkorban habe ich Gelegenheit, den Maschinenraum zu besichtigen. Klein aber fein. Da könnte man vom Boden essen, so sauber und bunt gestrichen ist alles. Nur ein bisschen laut, aber gut isoliert, denn außen und in den Kabinen hört man die Maschinen kaum.

 

Nach der Ankunft unternehmen wir einen gemeinsamen Dorfspaziergang.  Wir kommen an einem Haus mit Hochzeitsvorbereitungen vorbei und der Bräutigam lädt uns spontan zu einer Probe seines Hochzeitskuchens ein. Das sind in Palmblättern eingewickelte und gekochte Reisküchlein mit Obst, Honig usw. Lecker, aber extrem heiß, denn sie werden für uns direkt aus dem kochenden Wasser geholt. Es scheint ein großes Fest zu geben, denn die aufgestellten Festzelte und Sitzgelegenheiten lassen auf viele Gäste schließen. Bei den großen Feiern für Hochzeit, Beerdigung etc. werden meistens Catering-Unternehmen beauftragt, die dann Zelte aufstellen und auch eine ausreichende vernünftige Bestuhlung mitbringen. In den Hütten ist ja sonst keine Gelegenheit für so ein Familientreffen. Es scheint Hochzeitssaison zu sein, denn wir sehen in den nächsten Tagen immer wieder bunte Zelte stehen, manchmal auf der Hauptverkehrsstraße, die dazu halbseitig gesperrt ist.

 

Wenige Häuser weiter ist die Straße mit Fahnen behängt und ein Haus farbig geschmückt. Die Leute sind am Essen und Trinken, Männlein und Weiblein getrennt.  Dies ist ein Dankesfest, das die Kinder für Ihre Eltern ausrichten, wenn diese alt und krank sind und man mit deren Tod rechnen muss.

In den engen Dorfgassen, unbefestigt und sehr staubig, da einfacher Mutterboden gestampft ist, kommt uns ein Ochsenfuhrwerk entgegen. Der Kutscher hält an, aber einige der Touristen wollen keinen Platz machen und fotografieren drauf los. Die Ochsen werden unruhig und stürmen los. Der Fahrer hat Mühe, sie in der Richtung zu halten und dann passiert es, ein kleines Mädchen auf einem Fahrrad kommt unter die Hufe. Zum Glück keine ersthaften Verletzungen und auch das Fahrrad ist heil geblieben. Eine eindringliche Verhaltens-anweisung des Phoenix-Reiseleiters scheint bei Einigen unserer Mitfahrer aber auf taube Ohren zu stoßen.

 

Die große Klosteranlage mit Pagode, Wohnräumen, Versammlungshalle, Stupas usw. macht einen wohlhabenden Eindruck, nur drum herum würde ein Besen und das Einsammeln von Müll und das Zupfen von Unkraut einen noch ergreifenderen Eindruck erzeugen. So gilt das ganze Dorf als recht wohlhabend, weil man nicht nur Reis, sondern auch Mais  und andere Früchte erntet. Seit 2014 hat hier jedes Haus eine eigene Toilette, was man stolz vermeldet. Der Staub und das Durcheinander unter den Stelzenhäusern passt sich aber den anderen Flussdörfern an. Nur sind hier mehr Autos zu sehen. Wir besichtigen eine Privatschule für Fremdsprachen, zur Zeit ist kein Unterricht, da der Lehrer heute Morgen an der staatlichen Schule unterrichtet und sich nachmittags und abends ein Zusatzbrot verdient. Eine ganze Reihe von Stiften und ein Stapel Sprachlernbücher wird hier als Dank und Spende hinterlassen.

 

Die hiesige staatliche Grundschule ist auf einer großen Fläche mit zwei langgestreckten Gebäuden, in denen 30 Lehrräume sind, errichtet. Sieht aber nicht gerade einladend aus. Die Mittelschule braucht nur noch 1/3 der Räume, da viele Kinder nicht weitermachen. Für eine Spende von 45 Dollar wird man mit Namen als Spender auf die langgestreckte Einfriedungsmauer geschrieben. Eine Dankesart, die ich später noch öfter sehen werde.

 

 

 

Bei jedem Haus  steht eine Reihe kräftiger Ochsen.  Man sieht aber nur wenige Kühe. Das liegt daran, dass die Kambodschaner aus genetischen Gründen keine Milch und Milchprodukte vertragen. Die Kühe sind daher ausschließlich zur Nachzucht erforderlich. Um die Tiere gesund zu halten, werden diese täglich zweimal zum Fluss geführt und dort gewaschen/gebadet. Ob der Tierhalter die Gelegenheit dann auch nutzt?

 

An unserem nächsten Ziel Kampong Cham hat der Kapitän aber sichtlich Mühe, einen geeigneten Ankerplatz zu finden, 4-5 mal setzt er am Ufer an, um wieder weiterzufahren. Danach verpassen wir ja fast den großen Ausflug. Das Programm wird etwas geändert, weil sich die Anlandung verzögerte und so fahren uns die Busse zum  Wat Ankor, den Resten eines prä-ankorianischen Sandsteintempels, in dem eine buddhistische  Pagode eingebaut wurde. Trotz eines großen Verbotsschildes, dass hier nicht gebaut werden darf, sind die Maurer gerade dabei eine neue schöne Stupa hochzuziehen. Der Tempel wurde auch von Napalm-Bomben der pro- amerikanischen Truppen von Lon Nol getroffen. Die Reste des eingebrannten Wirkstoffs kann man an den Wänden noch teilweise erkennen.

 

Zurück  zum 7-Makara-Markt. Wieder ein Markt kambodschanischer Prägung. Nicht allzu viele Kunden, aber die Gänge sind noch enger und richtig verwinkelt. Danach trinken wir ein Bierchen aus dem Supermarkt an einer Strand-Ruhebank. Dem Laden haben wir das ganze  kühle Bier abgekauft und mussten noch auf alle möglichen Sorten ausweichen.

 

Wir sehen uns den Dokumentarfilm „Der Glanz von Angkor Wat” an. Ich werde richtiggehend müde und schlafe fast ein. So habe ich  keinen Spaß und wir gehen in die Heia. Das Thema entsprach auch nicht meiner Vorstellung. Nicht der Tempel wurde vorgestellt, sondern die Begebenheiten der Entdeckung.

 

Trinke nie Wasser, denn die Fische habens  darin getrieben. So warnt man mich hier.

 

 

 

18. Tag, Mittwoch 25. März 2015

Kampong Cham - Wat Han Chey

 

Ich bin früh wach und die Sonne geht gerade über dem Mekong auf. Wunderschön. Als Hanne auch noch ein Bildchen machen will, meldet ihr Fotoapparat „Speicher voll”. Das ist aber ein Ding. Mit so viel Fotowut hatte ich nicht gerechnet und  das Adapterkabel zuhause gelassen. So kann ich keine Bilder auf den PC runterholen. Auf die Schnelle lösche ich einige schlechte und doppelte Motive, sodass sie zumindest heute Morgen noch Kapazität hat.

 

Henry hatte ja über seine Probleme mit der SD-Karte berichtet und dabei von einer Mini-SD gesprochen, die er auch nutzt. Er hat aber keinen Adapter, verkauft mir aber seine nicht benötigte Mini-SD-Karte mit 16 GB. Nun kann mein Schätzchen aber wieder loslegen. Gedacht, beim Mittagessen kommt er an und zeigt mir, dass seine vermutete SD-Karte nur der Adapter für die Mini-SD ist. Er gibt mir diesen und damit kann ich Hannes Apparat auf den PC sichern. Ich nutze die Gelegenheit, auch noch meine Bilder auf den Stick zu ziehen. Die Karte nimmt er wieder zurück.

 

Erster Ausflug heute ist mit dem Bus auf den Phnom Pros, den Hügel der Männer. Hier  hat man einen stark von Bäumen verstellten Blick auf den Phnom Srey, den etwas höheren Hügel der Frauen. Die Legende von der Entstehung dieser beiden über 200 m hohen  Erhebungen in der sonst tellerflachen Landschaft wurde uns schon im Tagesprogramm gegeben. Ein kleiner Tempel und eine riesige Buddhastatuensammlung sind zu bestaunen. So ohne Hut, den man in den ganzen Tempelbezirken nicht tragen darf, sucht man doch schon dauernd Schattenplätzchen. Ein Sonnenschirm ist uns aber zu sperrig. Guide Chhim spricht und erklärt uns den Buddhismus, den Hinduismus, die Zwischen- und Mischformen und alle möglichen Götter und Göttinnen. Er würzt das oft mit kleinen Geschichten und Anekdoten, die er teilweise aus seinem Deutschunterricht bzw. seinem Aufenthalt in Deutschland hat. Ich höre ihm gerne zu. Er hat auch immer einen kleinen Lautsprecher am Gürtel, sodass ich auf mein Hörgerät komplett verzichten kann. Hanne kommt mit ihm über ein Brahma-Gedicht, das sie teilweise kennt, ins Gespräch. Er ist  erstaunt, das es das in Deutsch gibt und ist sehr interessiert daran. Er gibt uns seine Visitenkarte und wir senden es ihm komplett nach unserer Rückkehr.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dann halten wir an der Bambusbrücke und laufen auch ein Stückchen drüber. Es schwingt zwar sehr, wenn ein Auto oder Mopeds darüber rollen, ab er ich finde sie sehr sicher. Da wurde nicht am Material gespart. Die Brücke ist eine trockene Verbindung für 5.000 Einwohner auf einer Mekonginsel. In der Regenzeit wird die Brücke abgebaut, da sie sonst wegtreiben würde und die Leute sind auf eine Fähre angewiesen. Wieder sehen wir ein Moped mit einem ganzen Käfig voller Ferkelschweinen.

 

Den angebotenen Spaziergang von 30 Minuten zum Schiff schenken wir uns. Auf der Kabine fängt meine Begleiterin an, den ersten Koffer mit den nicht mehr  benötigten Klamotten und Reiseandenken zu füllen. Ich stelle derweilen mal meine Getränkezettelchen  zusammen, denn heute Abend ist Zahltag.

 

Mittags machen wir mit der Lan Diep noch einen Ausflug nach Wat Han Chey, eine gute Stunde flussaufwärts. Weiter kann unser Schiff leider nicht fahren, so ist der Halt in Kratie und die Delphinschau dem Niedrigwasser zum Opfer gefallen.

 

Diese Tempelanlage liegt auf einem Berg, fast 200 Stufen (Höhe für die kleinen Leute berechnet) führen hinauf. Wir leisten uns den Luxus, uns von Einheimischen auf deren Mofas hochkutschieren zu lassen. Ist die 2 Dollar Fahrpreis wirklich wert. In der großen Anlage oben sind noch viele junge Mönche am Lernen, die Schulklassen sind noch voll. Chhim erklärt uns wieder vieles in seiner pointierten Art. Hier ist noch Leben, die  hat offensichtlich Geld, es wird noch fleißig gebaut. Der Chef (Obermönch) hat enorme Wunder-Fähigkeiten. Wenn man mit einer Flasche Duftwasser, z.B. 4711, zu ihm geht und diese segnen lässt, so kann man diesen Duft bei den nächsten Verhandlungen auflegen. Der Gegenpart wird dann alle Verträge widerstandslos unterzeichnen. Wenn man dann damit Geld verdient, kommt man wieder und macht eine entsprechende Spende. Das Geschäft scheint zu laufen.

 

  

 

 

Die Aussicht hier oben ist wirklich toll, ansonsten ist ja alles so flach, das man zwar weit sieht, aber nichts sieht außer Reis- und Maisfeldern. Hanne mofad auch zurück, während ich die Treppen runterspringe.

 

So, jetzt muss ich Schluss machen, es geht zum Abschiedscocktail. Einige fromme Worte und auf zum Abendessen. Auf dem Tresen steht die große Box, in die die Trinkgeldtüte für die Gesamtbesatzung und der Bewertungsbogen für Phoenix hineingehört. Natürlich möglichst dick. Guide Chhim bekommt sein Tütchen in die Hand.

 

Die Schiffsgäste gehen bald schlafen, denn morgen müssen alle früh raus.

Um 0.30 Uhr dröhnt plötzlich die Alarmsirene durchs Schiff. In der Wäscherei scheint ein Bügeleisen durchgebrannt zu sein. Die Mannschaft saust und schnell kommt die Entwarnung. Viele Gäste haben das überhaupt nicht mitbekommen bzw. nicht ernst genommen, nur ich und die Kabinennachbarin sind aus der Kabine getreten.

 

 

Solange man neugierig und offen für Neues  ist, solange wird man nicht alt.

(Franz Kafka)

 

 

 

 

19. Tag, Donnerstag, 26. März 2015

Siem Reap

 

Um 6 Uhr Frühstück. Die kleinen Männchen von der Besatzung schleppen die schweren Koffer die 16 m den Hang hoch zum Bus. Unterwegs rollt der Bus durch viele Kautschukwälder und auch Reisfelder etc. Die Hauptstraße ist im Bau, da wird doch tatsächlich auf den ganzen 200 km gebaut. Einen umgekippten LKW und einen Reisebus, der von der Fahrbahn abkam und in der Baustelle die Vorderachse demolierte, säumt den Weg. Kurzer Harmonie-Aufenthalt in einem Hotel am Seeufer. Schöne Anlage, aber was ist hier abends mit den Mücken? Nach fast 6 Stunden Fahrt auf dieser holprigen Strecke und durch die vielen Baustellen sind wir endlich geschafft am Ziel.

 

Nach der Ankunft im Tara Angkor Hotel sausen wir alle erstmals zum Mittagsbuffet. Die Zimmer sind noch nicht fertig, denn die Vorgäste werden nunmehr von Peter und Chhim mit zurück auf die Land Diep geholt. Die haben ja die umgekehrte Reisefolge und Angkor Wat schon hinter sich. Einigen fehlt der Zimmerschlüssel um sich für den Mittagsbesuch umzukleiden. Wieso? lt. Plan sollten wir erst wieder gegen Abend an die Koffer kommen.  Kurzes Auffrischen, da stehen schon die Busse bereit. Einer für Raucher, einer für Nichtraucher. Das gibt erwartungsgemäß Durcheinander, weil im Nichtraucherbus mehr als die Hälfte der Gäste sitzt. So müssen einige in den Raucherbus umsteigen. Ursache ist mal wieder die Meckerei eines Mitreisenden.

 

Kurze Wegstrecke und wir sind an der Eingangskontrolle des ausgedehnten und imposanten archäologischen Parks Angkor, den früheren Hauptstädten des Khmer-Reiches, das von 802 - 1432 seine Blütezeit hatte. Insgesamt 50 Tempelanlagen auf 232 Quadratkilometer gehören zu diesem UNESCO geschützten Welterbe. Ein gewaltiges Netz aus Becken, Kanälen und Reisfeldern sicherte neben dem Lebensunterhalt auch die Mittel für die enorme Bautätigkeit. Alle Tempelanlagen sind von großen  Wasserbecken umgeben, die neben der architektonisch integrierten Wirkung gleichzeitig die Wasserreservoirs für den Reisanbau waren. Das ausgeklügelte Bewässerungssystem sicherte damals bis zu drei Reisernten pro Jahr.  Zunächst wird jeder fotografiert und erhält eine personalisierte 3-Tage-Eintrittskarte. 40 US-Dollar kostet eine. Die vor Ort geschätzten und gezählten Besucherzahlen weichen von den offiziellen Regierungsangaben um mehr als das Doppelte ab. Angeblich soll damit das Versickern von Geldern im Verwaltungsapparat vertuscht werden.

 

 

Dann marschieren wir auf den riesigen Tempel Angkor Wat zu. Gewaltig die Anlage, das kann man sich auf Bilder überhaupt nicht vorstellen. Diese Tempelanlage war ursprünglich ein reines Hindu-Heiligtum und war der Gottheit Vishnu geweiht. Im Laufe der Jahrhunderte, als der von Norden eindringende Buddhismus den indischen Hindu-Einfluss zurückdrängte, wurde Angkor Wat zu einem buddhistischen Göttersitz. Heute wird seine Bezeichnung weltweit als Synonym für die gesamte archäologische Anlage verwandt. Guide So, ein studierter Historiker mit gutem Deutsch führt unsere Nichtrauchergruppe. Auf dem Hauptdamm, dessen Balustrade von Nagas (siebenköpfigen Schlangen) gesäumt ist, überqueren wir den 200 m breiten Wassergraben, der die Tempelanlage umschließt. Der Haupteingang (Gopuram) im äußeren Umfassungsring ist  schon von Chinesen und Japanern blockiert, so gehen wir durch einen Nebeneingang. Noch besser und gleich eine prima Fotosicht auf den Kernbereich. Um den genannten Gruppen zuvorzukommen, gehen wir zunächst quer durch den inneren Ring zum Haupttempel, dem Prasat. Dieser Turm ist Mittelpunkt der Anlage  und symbolisiert einen kosmischen Berg. Die hier 5 Stockwerke wiederholen jeweils den Aufbau des Untergeschosses, nur immer schlanker. Zentrum ist die Cella, der quadratische Wohnsitz der Götter. Je nach symbolisierter Gottheit steht dieser zentrale Prasat alleine oder ist  mit drei oder wie  hier fünf kleineren Türmen umgeben. Über eine steile Treppe klettern wir die 5 Stockwerke des 45 m hohen Bauwerkes hoch. Der Aufstieg ist sehr steil und da haben einige aber Probleme, in dem Geschiebe ohne Pausengelegenheit hochzukommen. Auf der dritten Ebene sind alle Türme verbunden und auch hier kann man durch die ganze Anlage rundspazieren. Herrliche Aussichten belohnen den Kletterer. Die Fotoapparate klicken und immer wieder wird geflucht, weil einem einer ins Bild lief oder das Motiv nicht freimacht.

 

Die Dächer und Mauern, teilweise auch die großen figürlichen Darstellungen an den Türmen, waren nach der Bauzeit überwiegend mit Metallplatten (Kupfer/Bronze) beschlagen und oft mit Blattgold belegt. Dazu kam eine bunte Bemalung. Der Anblick muss gigantisch gewesen sein und hat mit dazu beigetragen, das einfache Volk in Ehrfurcht erstarren zu lassen und die Gottheit des Königs anzuerkennen.

 

Unten stehen 10 junge einheimische Mädchen in wunderschönen Trachten. Sie bieten gemeinsame Fotos mit den Touristen an, wobei auch passende Kopfbedeckungen und Umhänge gereicht werden. „One Dollar”, kostet jedes Bildchen.

 

1.850 Apsaras (himmlische Tänzerinnen) zeigen einen der Höhepunkte des künstlerischen Schaffens. Wir flanieren teilweise die über 600 m  langen umlaufenden Galerien ab, auf denen Schlachten und Götterlegenden dargestellt sind. Wie ein Manuskript in Stein schmücken die teils glänzenden Basreliefs mit den mythologischen Taten von Vishnu die lange Umfassungsmauer. Wunderschöne Steinmetzarbeiten sind diese erhaben aus dem Basalt herausgearbeiteten Bilder. Immer geht es um Gut und Böse, Sieg und Niederlage, Yin und Yang. Das ist eine der Hauptgrundlagen des hier praktizierten Hinduismus, der vom Buddhismus übernommen wurde. Die vielen Brahma, Vishnu, Shiva, Hari-Hara, Krischna, Asfera und so weiter bekomme ich nicht mehr alle auf die Reihe.

 

 

 

 

Beim Verlassen kommen wir noch an den kümmerlichen Resten des in der jetzigen Trockenzeit wasserarmen Sees vorbei, wo man den besten Blick auf die 5 Türme hat. Hier nehme ich mir meine obligatorische Sandprobe, die wichtigste des ganzen Törn. Ich glaube, wir haben beide schöne Fotos gemacht, die sich eignen können, um ein Jahr den Wintergarten zu schmücken. Mehrere Versuche, uns mit unserem Apparat zusammen fotografieren zu lassen, bringen nur ein eingeschränktes Ergebnis. Mal sehen, wir müssen ja nicht unbedingt auf dem Bild sein.

 

Einige meckern, weil wir in 2 Stunden durch diese weltbekannte historische Anlage getrieben wurden für die andere bis zu 3 Monate einsetzen. Naja, ein bisschen mehr Zeit hätte ich auch noch gerne  gehabt, zumal dieser Tempel Angkor Wat ja das weltweit bekannteste Symbol ist und es auch der Top-Punkt der ganzen Reise sein soll. Aber bei diesem Menschentrubel macht es nicht allzu viel Freude, sich durch die Ruine schieben zu lassen. Sitzgelegenheiten auf Mauervorsprüngen sind selten und meist besetzt. Andererseits sind an den wunderbaren Steinmetzarbeiten der Umlaufmauer kaum störende Touristen anzutreffen. Die Asiaten wollen nur auf den Turm und fotografieren, für diese alten Kunstwerke an den Wänden haben überwiegend nur die Europäer Interesse. Aber was haben die sich gedacht, bei 1,5 Tagen Angkor können nicht für jeden Tempel halbe Tage verbraucht werden. Irgendwie knirscht es bei einigen, die Reise und die Anforderungen in dieser Hitze machen sich offensichtlich bemerkbar.

 

Mein Hemd ist pitschnass geschwitzt, das tropft regelrecht. Im Schatten kühlt es mich. Das Risiko will ich mit der Klimaanlage des Busses nicht eingehen und so sause ich los und kaufe im erstbesten Ständchen ein neues T-Shirt. Das hatte ich ja sowieso vor. Hanne erwirbt sich eine Hose und beim Handeln erhält sie noch ein T-Shirt zum halben Preis dazu. Wenn ich genügend Zeit gehabt hätte, um zu wählen und zu handeln, wärs vielleicht etwas anders ausgegangen. Im Hotel kurz erfrischt und dann werden wir schon zum Abendessen in der Stadt abgeholt.

 

Leckeres Essen und deutschen Pinot Noir von der Pfalz, bottled in Wengerohr. Nettes großes, auf Touristengruppen ausgerichtetes Lokal. Mit dem Getränkeservice klappt es nicht so besonders.

 

Fast krachts hier, die Raucher und Nichtraucher schalten auf Krieg.

 

        

 

 

 

 

 

 

 

20. Tag, Freitag, 27. März 2015

Angkor - Banteay Srei - Bajon - Ta Prohm

 

Heute können wir mal etwas länger die Betten ausnutzen. Erst um 9.00 Uhr kommt unser Bus.

 

Mehrere hatten gestern ihre Unzufriedenheit mit dem Programm kundgetan. Auch unser Tischnachbar mäkelt rum, Er fühlt sich in Angkor Wat zu schnell durchgetrieben und will mehr Ruhe zur Besichtigung haben. Einige wollen den für heute morgen angesetzten Tempel in Banteay Srei  nicht mitmachen, da er etwas außerhalb der Kernzone liegt und das je eine Stunde hin und zurück mit dem Bus bedeutet. Wir fahren aber mit, es lohnt sich, kleine Anlage aber superfein.

 

Drei nur ca 10 m hohe Prasat stehen im Mittelpunkt dieses Shiva geweihten Tempels. Kunstvolle Blumenornamente ziehen sich über die ganzen Wände und die dreieckigen Giebelfelder, deren Ecken mit verschiedenen figürlichen Darstellungen kunstvoll ausgeführt  sind, ziehen den Betrachter in ihren Bann. Die Steinmetzarbeiten in diesem Sandsteingemäuer sind wesentlich ausgeprägter und tiefer bzw. erhabener als die im basaltenen Angkor Wat. Dieser Tempel ist auch Ideal eines nach ihm benannten Stils, bei dem die Figuren ein weicheres und lieblicheres Antlitz ausweisen. Banteay Srei ist der erste Tempel, der schon 1931 aufwändig restauriert wurde und gilt als das Meisterwerk der Khmer-Kunst.

 

Die vielen sauberen, gutsortierten Souvenierläden und Trinkhallen nehmen fast mehr Platz in Anspruch als die alte Khmer-Anlage. Hanne kann sich hier noch eine weiße Elefantenbluse mit Ärmeln kaufen, während ich mir schon am Eingang ein Buch in Deutsch aufschwatzen lasse. Zwar nur der halbe Preis in Dollar, der als Europreis aufgedruckt ist, aber trotzdem, Druckjahr 2006, ja auch nicht das jüngste. (zuhause kostet es gebraucht 3,49 Euro) Auch  für den Wintergarten finden wir nach hastigem Handeln, denn der Bus wartet schon,  eine Aspara in passender Größe.

 

Hier scheinen die Japaner nach 1942-45 eine zweite Invasion gemacht zu haben. Da hilft zuhause nur noch die neue Funktion von Photoshop „Del-Chin”.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Mittagessen fahren wir zurück ins Hotel, damit sich die älteren Herrschaften auffrischen und für das Mittagsprogramm ausruhen können. Wie man es nimmt, diejenigen die auf eigene Faust raus sind, haben da mehr Zeit, aber ob das bei der Vielzahl der Eindrücke auch alles so bei der Hitze aufgenommen werden kann? Wir sind bisher sehr zufrieden. Auch dass die  Naht in Hannes neuer Bluse nicht korrekt genäht ist, stört nicht, sie wird eben geflickt.

 

Dann auf zum Nachmittagsprogramm. Zunächst müssen wir vor Ankor Wat in kleine Busse umsteigen, da die größeren nicht weiter dürfen. Durch das Eingangstor von Angkor Thom (Große Hauptstadt), dem riesigen Verwaltungsbezirk der alten Hauptstadt, schleichen wir zu Fuß. Rund  48.000 Beamte wohnten und arbeiteten hier innerhalb der Mauern, während die Stadt selbst rund 1 Million Einwohner zählte. Auf der Zugangsbrücke am Südtor säumen Giganaten den Weg. 54 Devatas (Gottheiten) zur linken und 54 Asuras (Dämonen) rechts. Sie halten jeweils eine lange Nava. Besonders in der Pol-Pot-Ära, wurden diese weitgehend geköpft und die Köpfe als Antiquität ins Ausland geschmuggelt und verhökert. Heute bemüht man sich Zug um Zug, diese Köpfe mit den alten Gesichtern, soweit sie auf alten Fotos erkennbar sind, zu rekonstruieren. Eng ists durch das Eingangstor durch die vielen Tuk-Tuk und Autos, die sich durchquälen. Auf allen vier Seiten der Türme dieser 23 m hohen Tore sind die Gesichter des Lokeshvara eingearbeitet, die die Züge des Königs tragen. Er hält Ausschau und garantiert Schutz. Wir steigen wieder ein und weiter fahren wir mit den Kleinbussen zum Bayon Tempel, dem Kern dieser 3x3 km großen Anlage. Herrlich, diese vielen noch perfekt erhaltenen Steinmetzarbeiten. Sie ähneln in  der Ausführung Angkor Wat. Sie sind in Laterit, einem eisenhaltigen Ton, der sich gut bearbeiten lässt und an der Luft eine basaltähnliche Härte erreicht, reliefhaft sehr gut ausgearbeitet, haben aber nicht die Tiefe von „heute Morgen”, wo fester Sandstein die Grundlage bildete. Während der Baustil mit reichen Schmuckformen aufwartet, zeigen die Figuren eher eine steife Förmlichkeit. In allen Bauwerken sind die Säulen, Türstürze, Ecken usw. oft mit Devatas (weiblichen) oder Dvarapalas (männlichen Göttern) verziert. Wenn dann noch irgendwo Platz war, findet man eine Apsara (himmlische Tänzerin). Auch Elefanten, die auf den indischen Einfluss hinweisen,  sind in allen Formen in Stein gemeißelt und auch auf den Basreliefs tummeln sie sich.

 

Die recht knapp verfügbare Zeit zwingt uns in dieser weitläufigen Anlage, mit dem Bus von Bauwerk zu Bauwerk zu fahren. Unterwegs immer wieder kleinere und größere mehr oder weniger verfallene Tempelreste, die ich gar nicht alle wahrnehmen kann. Nächste Station ist   Ta Prohm, der Tempel von Brahma dem Ahnen. Hier hat man die Restaurierungsarbeiten unterbrochen bzw. auf das notwendige Wiederherstellen verzichtet. Dafür erkennt man wunderbar, wie die Urwaldbäume die verlassene   Anlage übernommen haben. Zig mittlerweile dicke Bäume, Feigen und Kapok,  haben das Mauerwerk vereinnahmt bzw. völlig überwuchert.  Hunderte Fotos werden gemacht, es ist schwierig, eines ohne Chinesen zu schießen. Die rasen hier in 50-er Gruppen im Eilschritt durch, blockieren aber die interessanten Fotomotive mit gegenseitigem Ablichten. Das Tempelgelände soll nach alten Aufzeichnungen von nicht weniger als 12.640 Menschen, darunter 615 Tempeltänzerinnen zur Erbauung der Götter und ihrer irdischen Vertreter bewohnt gewesen sein. Auch eine Inventur über den unermesslichen Tempelschatz ist erhalten geblieben. Während man bei den begonnenen Restaurierungsarbeiten nur so viel freilegte und sanierte, damit die Besucher in einem Rundgang die Dimensionen erkennen und die hochentwickelte Baukultur nachempfinden können,  verblieb ein Großteil des Gemäuers im Griff der Würgefeigen. Diese keimen auf Wirtspflanzen, den Kapok-Bäumen und wuchern dann nach unten, wo sie sich durch die kleinsten Ritzen in die Erde und Gemäuer schieben.

     

 Wenn ihre Wurzeln stark genug sind, erwürgen sie ihren Wirtsbaum und verschlingen am Boden alles Nahe. Ohne es persönlich gesehen zu haben,  kann man sich nicht vorstellen, wie diese riesigen Bäume mit ihren mannsdicken Wurzeln das Gemäuer überwuchert und in die Mauerritzen eingedrungen sind.

 

Die Gruppenmitglieder, die sich ausgeklinkt hatten und mit Tuk-Tuks auf eigene Faust die Tempel besichtigt haben, sind auch hellauf begeistert.

 

Zurück zum großen Bus und ins Hotel, kurz aufgefrischt und ab ins Restaurant. Heute ist das nicht unbedingt der Geschmack der Teilnehmer. Naja, aber der rote Hauswein war trinkbar und relativ preiswert. Das Raucher /Nichtraucherthema eskaliert. Wir sitzen am Rauchertisch, nur Henry und  Hannes und ihre Frauen bekommen an unserem Tisch keinen Platz mehr. Dafür sitzen andere Raucher bei den Nichtrauchern und bekommen keine Gelegenheit, sich  umzusetzen. Alle halten das ganze Gehabe für völlig verrückt, aber irgendwer hat es doch verursacht.

 

Im Hotel finden wir dann alle aus der Vorgruppe zu einer gemütlichen Runde zusammen. Ursula, will unbedingt einen ausgeben. Sie ist heilfroh und dankbar, bei uns so gut aufgehoben gewesen zu sein. Gegen 22.00 Uhr wird zur letzten Runde geblasen und abkassiert. Die Bar ist zu, fine. Da können wir auch ins Bettchen klettern. Wieder so früh.

 

Auf keiner unserer bisherigen vielen Reisen haben wir es geschafft, immer so früh zu schlafen. Aber die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit fordern doch ihren Tribut. Die Reiseführer-Bücher warnen alle davor, sich bei den Besichtigungen allzu viele Tempel vorzunehmen. In den Mittagsstunden ist daher der Menschenauflauf nicht so stark, dafür sind aber auch die Lichtverhältnisse zum Fotografieren frühmorgens und spätnachmittags besser.

 

Reisen veredelt wunderbar den Geist und räumt mit unseren Vorurteilen auf.

(Oskar Wilde)

 

 

 

21. Tag, Samstag, 28. März 2015

Siem Reap - Bangkok

 

Auf den außerplanmäßig angebotenen Ausflug zu einer Handarbeitsschule mit Werksverkauf und Besuch des Alten Marktes verzichten wir. Irgendwie haben wir von den Themen genug. So können wir auch länger schlafen und später frühstücken. Danach wollten wir in den benachbarten Souvenirshop, der hat aber noch zu. So liegen wir noch ein knappes Stündchen auf dem Bett und meditieren. Hanne schoppt schnell noch 3 Hemdchen für die Enkel. Da für mich kein schönes T-Shirt da ist, suche im Hotelshop und werde fündig. Nicht ganz was ich wollte, aber die anderen waren zu klein. Eben für die einheimische Bevölkerung und die Chinesen gemacht.

Dann auf zum Flughafen, das  Einchecken geht zügig und auch die Sicherheitskontrolle, obwohl dort generell alle die Schuhe ausziehen mit mitscannen lassen müssen. Ich werde angepfiffen, da ich Wasser dabei habe. Irritiert merke ich dass Hanne mir eine Flasche in die Rucksackseitentasche gesteckt hatte. Hannes Passfoto passt dem Beamten nicht, sie muss sich darüber hinaus mit Fingerabdruck ausweisen. Gut dass die in den neuen Pässen schon gespeichert sind. Wir essen  noch schnell ein Sandwich, damit Hanne nicht in den Hungerast fällt. Pünktlich um 13.20 Uhr heben wir mit dem vollbesetzten Airbus A 319 ab  und schon gibt's ein komplettes, wenn auch kaltes Menü. Wir müssen schnell essen, denn es geht schon wieder runter. 40 Minuten später rollen wir nach 398 Kilometern in Bangkok aus. In ganz Indochina wird sehr viel geflogen. Die schlechten Straßen und wenigen Eisenbahnverbindungen sind keine zeitlich vernünftige Alternative.

 

Hier in dem neuen riesigen Flughafengebäude werden wir von der Reiseleiterin Schanapa  empfangen, die uns, die Busgruppe 2, in einer ca. einstündigen Fahrt zum Hotel bringt. Vorher hat sie uns aber weisgemacht, dass man in Thailand nicht mit Dollar zahlen kann und daher einheimisches Geld braucht. Da sausen wir geschlossen zu einem Wechselschalter und tauschen. Dazu ist der Original-Pass erforderlich. Ununterbrochen spricht sie zu uns während der Fahrt und  gibt uns alle notwendigen Erklärungen.

 

Im Hotel Century Park  erhalten wir einen kühlen Willkommenstrunk und müssen eine Anmeldung ausfüllen. Dann auf die Zimmer, wo wir auf die Koffer warten. Zwischenzeitlich wird mal wieder nach Hause telefoniert. Nach knapp einer halben Stunde sind die Koffer auch da. Wir zögern nicht mehr lange, warum auch, und nehmen die weltbekannte Stadt unter die Füße. Es geht zum Baiyoke-Sky-Tower, dem mit 354 m höchsten Gebäude Thailands. Schnell haben wir die Tickets erstanden und sind nach einem Umsteigen im 77. Stock schon oben auf der rotierenden Plattform auf 84. Herrlich, der weite Ausblick rund auf die Millionenmetropole. Nur der Smog dämpft die Sicht und vermiest den Sonnenuntergang.  Im Eintrittspreis von offiziell 400 Bath, die Reiseleiterin hatte zwar gesagt wir sollten nur 300 Bath zahlen, ist ein Drink im Lokal auf der 83. Etage enthalten. Wir genehmigen uns ein einheimisches Bierchen. Damit haben wir den halben Eintritt schon wieder drin. Es ist alles relativ ruhig, nur von Zeit zu Zeit dampft eine Gruppe Chinesen durch.

 

Nach Einbruch der Dunkelheit ist die Stadt hell erleuchtet und die breiten Straßen wimmeln von Autos. Das gibt noch einige schöne Nachtfotos. Entlang der Straße mobile Garküchen, die man mit Vietnam und Kambodscha vergleichen kann. Dahinter kleine Restaurants, die einen sehr sauberen Eindruck machen. Die Preise hier sind für unsere Verhältnisse günstig. Auf der Straße wird faktisch alles zu Essen angeboten. Fleischspieße, Meeresfrüchte und sonstiges Gegrilltes. Dazu die immer unverzichtbare Fischsuppe mit Nudeln und Gemüseeinlage. An einem Straßenrand entdecken wir sogar Krokodilköpfe, die gegart angeboten werden.

 

 

 

Im Hotel kurz frischgemacht und zum Abendessen marschiert. Das ist vielleicht ein Buffet-Angebot. An so was Tolles kann ich mich nicht so ohne weiteres erinnern. Wir und auch die anderen Mitreisenden schwärmen und wählen und genießen, bis wir fast platzen.

 

Einziger Wermutstropfen sind die Getränkepreise im Hotel. Bier ist mit 180 Bat + Service und Steuer eine Ecke teurer als oben im Turmrestaurant. Die Weinpreise haben es in sich. 1600-2100 Bath = 50-70 Euro pro Flasche. Ich finde ganz klein unten noch einen chilenischen für 875 + = ca. 30 €uro. Den genehmigen wir uns aber zum Abschluss der Reise.

 

Die Reiseleiterin hatte uns darauf aufmerksam gemacht und uns empfohlen, die Getränke im nahen Seveneleven 7/11 zu kaufen. Dabei muss man sich aber an bestimmte Zeitfenster halten, sonst darf kein Alkohol verkauft werden. Im Straßenverkauf kostet eine Dose Bier für Touristen 1 Dollar, Einheimische zahlen viel weniger.

 

Alle Mitreisenden sind verschwunden, wahrscheinlich nicht in der Stadt, und so genießen auch wir die Aussicht aus unserem Panoramafenster im 15. Stock und warten der Dinge, die morgen auf uns zukommen werden.

 

 

 

22. Tag, Sonntag, 29. März 2015

Bangkok

 

Der frühe Blick aus dem Fenster sieht zunächst nach einer angeschlagenen Scheibe aus, aber es ist der Regen, der vom Himmel herunter rinnt.

 

Das Frühstück ist wieder sehr opulent und reichhaltig. Asiatisches Herz was begehrst du. Das Brotangebot für die Europäer ist etwas dürftig. Schon früh gibts Suppen, Fisch, Sushi, Austern, Meeresgetier.  Mittags und abends dann noch Nudeln in allen Anreichungsarten und viele Fleischgerichte. Das Fleisch ist dabei meist kleingeschnitten und angerichtet, wie man es fürs Stäbchenessen braucht. Zusätzlich für uns  aber je ein großes Fleischstück, da an der Theke passend tranchiert wird. Auch der Nachtisch ist vielfältig und lecker.

 

Die Regenjacken werden nochmals eingepackt und auf zum Bus. Es hat aufgehört zu regnen. Wir rollen durch die frühe sonntägliche Stadt. In Chinatown und in Little Japan sind noch viele Rollläden unten, die machen sonntags erst gegen zehn auf. Auch der Blumenmarkt beginnt erst wach zu werden. So können wir nur ahnen, was uns unsere Guidin Schanapa alles über das quirlige Leben hier erzählt. An allen Straßenecken stehen große Bilder der Prinzessin und die öffentlichen Gebäude sind alle mit lila-weißen Bändern geschmückt. Die beliebte Prinzessin wird in den nächsten Tagen 60 Jahre alt.  Da sie unverheiratet ist, hat unsere Reiseleiterin das Gerücht weitergegeben, sie würde demnächst den kambodschanischen König heiraten und dann kämen noch viele Prinzen zur Welt.

 

Wat Pho ist der älteste und größte Tempel in Bangkok. Hier ist der größte liegende Buddha Thailands, 46 m lang und 15 m hoch mit einer großen Halle umbaut worden. Rundum hängen 108 Klangschalen, in die man je eine Münze wirft, das sind je eine gute Tat. In einer strömenden Chinesenschlange werden wir drum herum gedrängt.

 

 

Nächste Station ist die Klosteranlage  Wat Phra Kaew und der übergangslos dabei liegende alte Königspalast (Grand Palace). Beim Aussteigen meine ich, ich bin in Peking in der U-Bahn in der Rushhour. Es wimmelt von Chinesen. Dutzende Gruppen stehen hier eng zusammen und warten auf Ihren Bus zum Weiterfahren. Andere steigen auch gerade aus und uns kommen die Scharen entgegen. Nutzt nichts, wir müssen uns da einfach quer durchkämpfen.  Im Kloster führt uns Schanapa zunächst zu den umgebenden Galerien, Säulengängen wie sie auch deutsche Klöster haben. Herrliche Wandmalereien mit viel verwendetem Blattgold zeigen Szenen aus der Mythologie des Buddhismus. Danach springen wir von Schattenplatz zu Schattenplatz um weitere Erklärungen und Beschreibungen der fast unzähligen Pagoden und Gebäude zu erhalten, denn die Sonne  hat den Regen verjagt und brennt erbarmungslos auf uns nieder.  Fast alle Gebäudeeingänge und Torbogen werden von großen Dämonenfiguren bewacht. Hier zeigt sich wieder das buddhistische Verständnis des steten Ausgleichs zwischen Gut und Böse, wobei keine Seite die Vorherrschaft haben soll. In den Nebengebäuden und Galerien (Kreuzgängen) stehen unzählige, angeblich 396 Buddhafiguren. Diese Statuen sind Grabstätten. Im Fuß der Figur oder einer Wandnische dahinter wird die Urne mit der Asche der Verstorbenen untergebracht. Meist sind es Familiengräber. Auch wenn die Kapazität erschöpft ist, kaufen immer noch Familien für viel Geld einen Platz zur Aufstellung eines Buddha. Auch die großen Stupas auf dem Gelände dienen der Urnenaufbewahrung.

 

Das höchste thailändisch-buddhistische Heiligtum, der Jadebuddha, wird von uns in seiner Halle aufgesucht. Die goldbeladenen Mosaikarbeiten innen und außen bei allen Gebäude ist nicht fassbar. Der Prunk zu Ehren Buddhas kennt scheinbar keine Grenzen. Die vielen Pagoden in Kambodscha sollen lt. Aussage vor der Zeit der Roten Kmehr genauso prunkvoll gewesen sein. Dort wurde aber bekanntlich alles Goldene gestohlen und verscherbelt. Die Menschenmenge ist nicht zu überblicken und dazwischen wir wenigen Europäer. Nach dem Rundgang haben wir etwas Freizeit zum Fotografieren etc., bevor es in den  alten Königspalast weitergeht. Auch hier wurde am Prunk nicht gespart.

 

Gemeinsam laufen wir dann quer durch den Straßenmarkt zum Ufer des Chao Phraya River. Wir besteigen ein Fährboot und fahren in das gegenüberliegende - fast chinesenfreie - Restaurant, wo wir gut zu Mittag speisen.

 

Hier klettern wir dann auch in ein kleineres Boot um, mit dem wir eine Rundfahrt durch die Klonghs, künstlich angelegte Kanäle und damit Transportwege kreuz und quer durch die alte Stadt, machen.. Auch hier ist Betrieb. Viele kleine, aber trotzdem lange, schlanke Langschwanz-Boote fahren mit den Touristen rund. Links und rechts sind die Bretterbuden der Ärmsten. Die Wasserwege wimmeln von  Katzenhaien. Brot zum Füttern ist an Bord vorrätig. Da ist Leben im Wasser.  Auch viele Warane leben hier. Zwei etwa 3 m lange große Tiere liegen am Ufer in der Sonne und lasen sich von uns nicht wirklich stören.

 

Unterwegs legen wir am Wat Arun (Temple of Dawn) an. Hier ist man fleißig am Restaurieren. Herrlich, die fertigen Stelen. Aber die alten sind auch sehenswert. Unsere Führerin jammert als Archäologin über die Arbeiten. Da würden viele unersetzliche alte Symbole, z.B. Chinesische Porzellanteller aus einem untergegangenen Schiff, die zur Dekoration angeklebt waren,  entfernt und durch einfache Stuckarbeiten ersetzt. In einer Ecke sehe ich zwei junge Damen, die mit langen Zangen kleine Mosaiksteinchen bearbeiten. Das ist vielleicht eine Arbeit.

 

 

Auf dem selbstverständlich dazugehörenden kleinen Markt erwirbt Hanne noch eine weitere Elefantenhose und wir erstehen einen kleinen Montagsbuddha, der passt sicherlich zu Monikas Muttergottesfiguren.

 

Das Boot bringt uns weiter und der Bus holt uns am Ufer ab, dann ab ins Hotel. Schanapa und der Bus verabschieden sich, nachdem wir die letzten Anweisungen für die morgige Abreise erhalten haben. Mal sehen, ob da nochmals einer dabei ist, für die größere Gruppe ohne Vorprogramm, die zwei Stunden später über Dubai fliegen, ist ein Reiseleiter dabei.

 

Nach der erfrischenden Dusche genehmigen wir uns das Bier aus der Minibar. Ausgehen bis zum Abendessen wollen wir nicht mehr, dafür haben wir ja morgen noch den ganzen Tag Zeit.

 

Nach dem opulenten Buffet-Abendmahl gehen wir beide und Ursula noch in die Signature-Bar, "located on 2nd floor". Die Klimaanlage läuft auch Hochtouren, die Fernseher bringen eine „Verstehst Du Spaß-Sendung” und ein Pärchen kämpft am Billardtisch. Das ist ungemütlich und so gehen wir schnell zu Bett. Die anderen Mitreisenden sind ja ach  so erschöpft oder ihre Liquidität ist bedenklich? Erst bei der Abreise erfahren wir, dass die meisten Mitreisenden Gutscheine für ein halbes Getränk in dieser Bar beim Schlüssel hatten. Das war mir nicht aufgefallen. Schade.

 

 

 

23. Tag, Montag, 30. März 2015

Bangkok

 

Die Sonne lässt meine Bettgenossin strahlen. Wir sind ja in Urlaub und haben Freizeit, so genießen wir das breite Bettchen. Es wird heute wohl wieder ein heißer Tag mit über 37 Grad geben. Wir entschließen uns daher, zu einem morgendlichen Stadtbummel. Direkt unter unserem Fenster sehe ich eine Klosteranlage liegen, die wollen wir aufsuchen. Aus dem Hotel, 3 x rechts und wir sind da.  Es ist eine kleine aber feine Anlage. Während wir rumschlendern, werden wir angesprochen, wo wir herkämen etc. Schnell sind wir im Gespräch. Es ist ein Polizist, der hier in Zivilkleidung etwas aufpasst. Er erläutert uns die Anlage und lädt uns ein, das Hauptgebäude ruhig zu betreten. Neben dem Kloster ist dies ein Krematorium und in der Haupthalle und den Nebengebäuden sind Urnenwände. Die Verstorbenen werden hier verbrannt (zwei große Schornsteine sind da) und dann die Urnen in die Mauern eingesetzt. Davor kommt ein kleines Schildchen mit Namen und Daten sowie einem Foto.  Vor einem hat sich eine Frau mit kleineren Kindern bequem gemacht und sie frühstücken zusammen mit dem verstorbenen Vater. Irgendwie doch etwas anders als bei uns, diese Begräbnissitten bzw. die Ahnenverehrung.

 

Unsere Füße tragen uns durch die schmalen Gassen, in denen lauter kleine Läden, Werkstätten etc. untergebracht sind. Das Leben ist ruhig, da keine Touristen stören. Anscheinend sind wir im Schneiderviertel gelandet. Überall wird fleißig genäht, Bis zu 10 Frauen oder Männer sitzen an den Nähmaschinen und lassen diese schnurren. Ich habe den Eindruck, es ist teilweise Fließbandarbeit, denn jeder macht die gleichen Nähte und reicht das Stück weiter. Werden so unsere wertvollen Markenklamotten gefertigt? Die Räume sind auch eng  und dunkel und über die Sauberkeit kann ich nichts sagen, aber es sieht etwas schmuddelig aus. Demgegenüber sehen die Tailor-Geschäfte, in denen man sich innerhalb von 24 Stunden Maßanzüge oder Kleider fertigen lassen kann, direkt einladend und komfortabel aus. Schneider, Massagesalons, Kneipen und ähnliches säumen die Ratschaprarob Roud.

 

Wir landen in der Nähe des Baiyoke-Tower, den wir ja schon bestiegen hatten. Unsere Mitreisenden jammern. Sie brauchten zwar nur 300 Bath zu zahlen, aber auf der 77. Etage war Schluss. Die Plattform auf der  84. Und das Restaurant auf der 83. waren geschlossen. Einem mitreisenden Pärchen aus Sachsen war der Eintritt zu teuer. Sie gingen in die anderen umliegenden Hoteltürme und fuhren dort nach oben. „Da haben wir alles genug gesehen und es war billiger”, ist die Begründung.

 

Das Indra-Center gleich nebenan ist ein riesiges 3-stöckiges Kaufhaus. Genauso wie auf den vielen gesehenen Märkten, nur etwas heller, sauberer und die Gänge sind etwas breiter. Über die Haltestation des Sky-Train,  einer die Stadt durchziehenden Hochbahn, steigen wir runter ins Getümmel und auf Richtung Hotel. Ein Museumsbesuch kann unsere Wissbegier  nicht noch weiter reizen. Wieder ein leckeres Mittagsbuffet, was am Tresen durch viele einheimische und chinesische Seminarteilnehmer etwas stressig wirkt.

 

 

Das Schwimmbad auf der 5. liegt immer noch in praller Sonne, so genießen wir lieber die Aussicht aus unserem klimatisierten Zimmerchen. Zu den Klimaanlagen in den Hotels ist anzumerken, dass diese nur laufen, wenn Strom im Zimmer ist. Das ist nur, wenn die Zimmerkarte in dem Schlitzschalter steckt. Wir haben aber nur eine Karte. Was also tun, wenn wir das Zimmer verlassen. Eine Visitenkarte von Hanne tut die gleichen Dienste. Die markanten Sehenswürdigkeiten haben wir abgehakt.   Um noch weitere  schöne Tempel, Wat genannt, und  Prunkgebäude zu sehen, drängt es nicht mehr, zumal diese nur mit Tuk-Tuk oder Taxi erreichbar sind. Die Tuk-Tuk hier sind echte Dreiräder, nicht so zusammengestellte Gefährte aus Moped und Anhänger wie in Kambodscha. Aber auch hier wird man ständig angesprochen, ob man mitfahren will. Daneben gibt es Mopedtaxis. Die Fahrer sitzen mit ihren Gefährten rum und haben alle eine nummerierte Weste als Kennung an. Einheimische nutzen diese gerne, denn in dem massigen Verkehr sind die schneller als breitere Fahrzeuge, da sie sich dazwischen durchschlängeln können.

 

Das Zimmer steht uns heute noch bis 18.00 Uhr zur Verfügung. Geputzt etc. wird aber nicht mehr. Wenn ich auch bezüglich des Aufenthaltes in Bangkok zunächst skeptisch war, so muss ich eingestehen, es hat sich wirklich gelohnt.

 

Wenn Sie es auf Reisen wie zu Hause haben wollen,

dann verschwenden Sie Ihr Geld nicht fürs Reisen - bleiben Sie lieber Daheim.

 

   

 

 

 

24. Tag, Dienstag 31.3.2015

Heimflug

 

Die Getränke beim abendlichen Buffet können nicht mehr auf Zimmer gebucht werden, aber Kreditkarten sind willkommen. So sitzen wir dann gemeinsam in der Halle und warten. Die genannte Zeit ist um und als wir reklamieren, stehen auch schon die Kleinbusse vor der Tür. Da keine Reiseleitung vor Ort ist, müssen wir uns eben selbst kümmern. Schnell sind wir am Flughafen und checken ein. Bis auf Rainer, dessen Gepäck zwar nach Berlin durchgecheckt wird, der aber keine Bordkarte ab Frankfurt bekommt, geht alles schnell. Durch die Sicherheitskontrolle und dann durch den riesenlangen Flughafen zum Gate C3.  Noch schnell rührende Abschiedsszenen in unserer Gruppe und auf zum Boarding.

 

Die Maschine Airbus A 380-800 ist nicht voll und die Stewardess bietet unserem Nachbarn auf dem C-Sitz an, in eine andere freie Reihe zu wechseln, was dieser auch gerne macht.  Als dann hinter uns die Reihe auch noch frei wird, haben wir beide je drei Sitze für uns und können uns zum Schlafen sogar umlegen. Dass ist wirklich entspannend

 

Ein ruhiger Flug und wir landen pünktlich um 6 Uhr Ortszeit in Frankfurt. Die Passkontrolle hier ist pingelig. Vor uns sind Japaner und Chinesen und es dauert. Das ist die längste Wartezeit bei einer Kontrolle der ganzen Reise. Auch die Koffer brauchen Zeit und so ist der 7.15 Uhr Bus weg. Der nächste fährt erst um 9.15 Uhr und so langweilen wir uns fast zwei Stunden im Terminal zwei rum. Hanne geht es gar nicht gut. Seit sie heute Nacht Wasser getrunken hat, ist ihr hundeübel. Hoffentlich ist das zuhause nach etwas Schlaf wieder weg.

 

Stefanie holt uns auf dem Hahn ab und noch vor Mittag sind wir wieder im trauten Heim.

 

Das war eine anstrengende, aber sehr schöne Reise. Organisation, Unterkünfte. Schiff, Reiseleitungen, Essen und Trinken, alles war prima.

 

 

   

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Reisedaten:

 

Briedel-Frankfurt                         150   km Auto

Frankfurt-Bangkok                  9.0006 km Flug

Bangkok-Hanoi                                       992 km Flug

Hanoi - Halong - Hanoi              400 km Bus

Hanoi - Hue                                 569 km Flug

Hue - Hoi An                               170 km Bus

Da Nang - Ho Chi Minh                           606 km Flug

Saigon - Siem Reap                      833 km Schiff

                                                     245 km Bus

Rundfahrten                                 100 km Bus

Siem Reap - Bangkok                   398 km Flug

Bangkok - Frankfurt                9.012 km Flug

Frankfurt - Briedel                       150 km Auto

 

Gesamtstrecke                                    22.631 km